Faulkner selbst hat über diesen Roman gesagt, er sei von den Detektivgeschichten seiner Kinder inspiriert worden, eine eigene zu schreiben. Es gibt auch einen Mord, einen unschuldigen Verdächtigen und die Suche nach dem wahren Täter. Aber es gibt auch die Südstaaten Amerikas in den 40ern, Schwarze, die sich „nicht wie Nigger verhalten“ und Weiße, die ein solches Verhalten gerne einfordern würden. Und außerdem handelt der Roman noch vom Erwachsenwerden.
Charley ist ein weißer Sechzehnjähriger, der vor zwei Jahren von eben jenem Lucas Beauchamp aus dem Wasser gerettet wurde, der jetzt des Mordes an einem Weißen aus dem weißesten Bezirk der gesamten Umgebung beschuldigt wird. Lucas bittet ihn um Hilfe und Charley glaubt, eine Schuld einlösen zu müssen. Auf dieser Plattform entfaltet Faulkner ein Feuerwerk an inneren Konflikten, Vorurteilen und Schuldgefühlen. Er nutzt den Roman zu philosophischen Betrachtungen über Politik, Gesellschaft und Menschen. Für einen Krimi ist der Text sehr weitschweifig, fast langsam und ausholend, aber er beschreibt sehr treffend und erschreckend klarsichtig, was in Menschen vor sich geht, bevor sie falsch oder richtig handeln. Faulkner sucht die Ursachen ihrer Entscheidungen zu ergründen und dem Leser deutlich zu machen, was ihm auch gelungen ist. Gleichzeitig ist es ein komplizierter Roman voller Symbole von Ordnung und Chaos, die es zu entschlüsseln gilt.
Wer sich aus welchem Grund auch immer für Rassismus und seine Folgen sowie seine Mechanismen interessiert, sollte diesen Roman unbedingt lesen.
William Faulker: Griff in den Staub (1948).
Diogenes, 2007.
221 Seiten, Taschenbuch, 8,90 Euro.