30 Jahre nachdem seine Jugendliebe Clair ermordet worden ist, kehrt Paul in sein Heimatdorf in den Savoyer Alpen zurück, um den Hof seiner Eltern zu verkaufen. Und mit ihm lehren die Erinnerungen zurück.
Der französische Psychoanalytiker und Romancier Francois Gantheret erzählt in seinem Erinnerungsbuch „Das Gedächtnis des Wassers“ mit einem großen Sog und sehr dicht die Geschichte einer großen Liebe, die immense Macht und am Schluss eine fast surreale Magie hat. So wie Paul die Landschaft um das Dorf durchstreift, durchstreift Gantheret das Leben der Figuren um ihn herum.
Mit einer poetischen Sprache zieht der Franzose die Leser in die abgelegene Dorfwelt und in die Natur am plätschernden Bach hinein.
Paul trifft Claires Schwester, die Konzertpianistin Beatrice, die erst nach dem Mord geboren ist, und erlebt, wie das Verbrechen die Menschen verändert hat. Viel Musik, sanfte Nocturne-Stimmung, klingt aus den Szenen zarter Annäherung zwischen Beatrice und Paul.
Mit Täuschung, Ähnlichkeiten, dem Wunsch, zu Verdrängen und der Magie unauslöschlicher Liebe spielt der 74-jährige Autor, dessen erster Roman „Verlorene Körper" mit dem „Prix Ulysse“ ausgezeichnet worden ist. Dass Gantheret auch Psychoanalytiker ist (wie sein Held und Alterego Paul), kann man an der genauen Charakterzeichnung und dem Psychogramm der Figuren ablesen – ein leises, sehr sensibles, dichtes und einfühlsam geschriebenes Buch über die Macht der Liebe, das höchst lesenswert ist.
Francois Gantheret: Das Gedächtnis des Wassers.
dtv, Januar 2009.
178 Seiten, Taschenbuch, 14,90 Euro.