Das Ruhrgebiet ist etwas besonderes, weil zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Marl und Witten ganz besondere Menschen leben. Wir haben diesem Geist nachgespĂŒrt.
Ein Bernstein mit einem seltenen Einschluss, einer Eidechse, die den Betrachter anzuschauen scheint, verleitet den Bernsteinsucher Nikolaus zu einem Diebstahl, der ihn an den Galgen bringt und zum FreiheitskĂ€mpfer fĂŒr die nĂ€chsten Generationen macht.
Femke weiĂ nicht, von wem sie das Talent zum Bernsteinschnitzen geerbt hat, aber sie hat zweifellos Talent. So viel, dass sie schon als kleines MĂ€dchen Anleitung in ihrer Heimatstadt LĂŒbeck bekommt. Schon als Backfisch ist sie manchem Meister ĂŒberlegen, und da ihre Familie als erfolgreiche WeinhĂ€ndler zur Oberschicht gehört, kann sie sich ein solches Hobby auch leisten. Bis der napoleonische Krieg nach LĂŒbeck kommt. Mit Hilfe ihrer Kunst sichert sie das Ăberleben ihrer Familie, wenn auch um einen hohen Preis. Und schlieĂlich geht ihr der Rohstoff aus und sie macht sich auf den Weg zu den Bernsteinfischern â ohne zu ahnen, dass dort ihre Wurzeln liegen.
Femke ist zwar eine starke Frau, aber das ist es nicht, was sie allein nach Norden treibt. Die Geschichte erzÀhlt logisch, dass sie nicht anders konnte, als sich auf ihre Wege machen. Immer wieder spielt das Schicksal mit ihr und treibt sie an die nÀchste Station ihres Lebens.
Die ganz groĂe StĂ€rke des Romans liegt in der liebevollen Beschreibung des Bernsteins. Wie ich schon im âMarzipanmĂ€dchenâ das Marzipan auf der Zunge spĂŒren konnte, so rieche und fĂŒhle ich hier beim Lesen den Bernstein. SpĂŒre ihn fast zwischen den Fingern, wenn Femke ihn erwĂ€rmt und er weich und formbar wird. Damit wird das Lesen zum Erlebnis der Sinne.
Lena Johannson: Die Bernsteinsammlerin.
Droemer-Knaur, Februar 2009.
440 Seiten, Taschenbuch, 8,95 Euro.