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Susanne Ruitenberg und Julia Breitenöder haben Geschichten geschrieben, die alle etwas mit Frankfurt zu tun haben.
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Karen Maitland: Der Fluch der Gaukler
Jetzt bestellen bei amazon.de! England, 1348: Auf einem Jahrmarkt hört der Verkäufer Camelot vom Ausbruch der Pest im nicht weit entfernten London. Kurzer Hand entschließt er sich zur Reise nach Norden. Bereits nach einer kurzen Wegstrecke trifft er auf einen Mann, den er auf dem Jahrmarkt kennen gelernt hat und mit dem er dort aneinander geraten ist. Um diesen in seine Schuld zu bringen, hilft Camelot dem mit seinem Wagen in Not geratenen Zophiel. Danach ziehen die beiden gemeinsam mit dem Liebespaar Adela und Osmond weiter. Camelot spürt, dass sie alle, wie auch er, ein Geheimnis in sich tragen, welches preiszugeben, sie nicht bereit sind. Die Reise treibt sie weiter in Richtung Norden, um möglichst weit von der im Süden entstandenen Seuchengefahr entfernt zu sein. Immer neue Wanderer schließen sich Camelot durch verschiedene Umstände an, so dass sie schließlich zu acht auf der Flucht sind. Werden sie die Pest überleben? Und kann der Ausbruch des Winters die tödliche Krankheit wirklich bezwingen?

Jede der Figuren trägt ein gut gehütetes Geheimnis über die eigene Vergangenheit mit sich. Dadurch entstehen mehrere spannende Stellen in der Erzählung: einerseits die voranschreitende, drohende Pest, andererseits diese Figuren, von denen ein jeder vorgibt etwas nicht der Wirklichkeit Entsprechendes zu sein. Der Originaltitel der englischen Ausgabe ‚Company of Liars’ (Gesellschaft der Lügner) trifft den Nagel auf den Kopf. Sie spinnen ein Netz der Lügen, das ihnen letztlich zum Verhängnis wird. Schon kurz nach der Einleitung kann man dieses Buch kaum mehr aus den Händen legen. Die wesentliche Handlung besteht aus dem Weiterziehen der Gruppe in Richtung Norden. Das mag auf den ersten Blick für über 500 Seiten dürftig und langwierig klingen. »Der Fluch der Gaukler« wird jedoch niemals langweilig. Nicht nur Hunger, der nahende Winter und die Pest sind Probleme, mit denen sich die Hauptpersonen auseinandersetzen müssen. Sie merken schnell, dass sie von etwas verfolgt werden, hören in der Nacht immer wieder das Heulen eines Wolfes.

Als Leser ist man hin und her gerissen zwischen den Geschichten, die die einzelnen Teilnehmer der Reise über sich und ihre Vergangenheit preisgeben. Beschrieben werden diese aus der Sicht Camelots [dabei ist Camelot nur eine Bezeichnung für mittelalterliche Händler, diese Hauptfigur erhält aber keinen weiteren Namen], der selbst wenig über sich erzählt. Am Einfachsten zu erraten ist wohl noch die Geschichte von Osmond und Adela, dem Paar, das sich trotz der Schwangerschaft Adelas auf den Straßen befindet. Die übrigen Geheimnisse haben mich zum größten Teil überrascht, waren aber im Rückblick an bestimmten Punkten innerhalb der Erzählung belegbar, so dass am Ende keine der Wahrheiten an den Haaren herbeigezogen wirkt.

Karen Maitlands Schreibstil glänzt mit kleinen Details und einer angenehmen Erzählweise. Die Sprache ist mit alten Satzbauelementen und Wörtern angereichter, was maßgeblich zur aufkommenden Atmosphäre des Textes beiträgt. Man merkt nach wenigen Sätzen, dass die Geschichte nicht in der Gegenwart spielt. Anhand einer Karte kann man den Weg der Gaukler verfolgen und ein Glossar erweist sich als hilfreich bei heute nicht mehr verwendeten Bezeichnungen und nötigen Hintergrundinformationen aus der Geschichte. Kurze Anmerkungen der Autorin zur historischen Belegbarkeit des Romans runden das Gesamtbild ab.

Figuren gibt es in »Der Fluch der Gaukler« einige. Die wichtigsten reisen gemeinsam gen Norden und trotz der Vielzahl werden sie mit einer Ausnahme zu lebendigen Personen hinter dem inneren Auge. Osmond und Adela, das verliebte Paar auf der Flucht. Narigorm, ein Mädchen mit schlohweißen Haaren, das in Runen die Zukunft lesen kann. Mit ihr Pleasance, eine Hebamme, die damit beauftragt wurde, auf Narigorm zu achten. Zophiel, der zwielichtige Händler, der mit einer toten Meerjungfrau auf den Märkten für Aufsehen sorgt. Rodrigo und Jofre, zwei Italiener in England, die sich als Musiker durchschlagen. Und schließlich Camelot, der seinen Verdienst mit gefälschten Reliquien bestreitet.
Einzig Pleasance bleibt in dieser Riege blass und flach. Die übrigen Charaktere sind bis ins Detail ausgearbeitet und wissen sowohl ihre Mitmenschen als auch den Leser zu täuschen.

Einzig negativ ins Auge fallen die Wechsel zwischen den Kapiteln. Hier liegen oft große zeitliche Einschnitte vor, die weniger interessanten Geschehnisse werden jedoch nicht in kurzen Sätzen umrissen, sondern oft schlichtweg ausgelassen. Als Leser muss man sich deshalb mit jedem beginnenden Kapitel neu auf die Suche begeben und sich die fehlenden Zwischeninformationen zusammenreimen. Das zeigt sich für die Geschichte nicht immer förderlich und stört den Lesefluss.

Ein faszinierendes Buch, fesselnd und detailreich erzählt. Der Leser wird eingesponnen in ein Lügennetz, das zu durchschauen keinesfalls einfach ist. Ein Spiel zwischen Lüge und Wahrheit, denn letzten Endes sind die Reisenden nur eines: Lügner.

Karen Maitland: Der Fluch der Gaukler.
Scherz, Mai 2009.
528 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.

Janine Gimbel

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