Karo Herrmann ist Ende Zwanzig und fĂ€llt in ein tiefes Loch, nachdem sie ihren Job in einer Medienagentur verloren und die unbefriedigende Beziehung zu ihrem nörgeligen Freund Philipp beendet hat. Nun sitzt sie abwechselnd bei der stets positiv denkenden Therapeutin oder beim flotten, Bionade-trinkenden Psychiater, fĂŒr den eine Depression ein âfucking eventâ ist. Mit Hilfe von Antidepressiva und ihrem besten Freund Nelson arbeitet sie sich langsam wieder ins Leben zurĂŒck, findet schlieĂlich eine neue Liebe und Arbeit, erleidet einen RĂŒckfall und zieht nach einer neuen Therapiesitzung mit der Erkenntnis âAlso schön locker lassen und Kopf ausschaltenâ von dannen....
Sarah Kuttner wurde bekannt als Moderatorin bei VIVA und mtv , âMĂ€ngelexemplarâ ist ihr erster Roman, den man, mit einigen EinschrĂ€nkungen, durchaus als gelungen betrachten kann.
Die Hauptfigur ist manchmal etwas konfus und chaotisch, aber auch intelligent und besitzt eine gute Portion Selbstironie, mit der sie alle ihre Erlebnisse und GemĂŒtslagen reflektiert.
Trotz des ernsten Themas- es geht ja um Entfremdung, Verlorenheit, Einsamkeit- ist die Geschichte locker und witzig erzĂ€hlt, traurig und komisch liegen oft nahe beieinander. Auch vermeidet es Kuttner, ihren Text mit Bonmots und Witzen zu ĂŒberfrachten, wie es oft bei Autoren der Fall ist, die von Film und Fernsehen kommen. Ein âFrauenromanâ will sie das Buch ĂŒbrigens nicht verstanden wissen,, eher eine Zustandsbeschreibung der Generation der DreiĂigjĂ€hrigen. (Sarah Kuttner erklĂ€rte neulich in einer Talkshow, dass sie sehr viele Leute mit solchen Symptomen wie Karo kenne.)
Eine SchwĂ€che des Buches ist, dass zu viel erzĂ€hlt, zu viel offengelegt wird. Bei allen ironischen Nebentönen haben Karos Reflexionen oft etwas Dokumentarisches, und dem Leser bleibt bei so viel Redseligkeit kein Spielraum fĂŒr die eigene Phantasie. Die Handlung ist etwas dĂŒnn, und eine Figur, die nur um ihre eigenen Befindlichkeiten kreist, kann dem Leser bisweilen auf den Geist gehen.