Dingerchen und andere bittere Köstlichkeiten
Dingerchen und andere bittere Köstlichkeiten
In diesem Buch präsentiert sich die erfahrene Dortmunder Autorinnengruppe Undpunkt mit kleinen gemeinen und bitterbösen Geschichten.
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Sophie Laguna: Lichterloh
Jetzt bestellen bei amazon.de! Vor ihrer Umgebung behütet wächst das Mädchen Hester im Haus ihrer Eltern auf, an die sie nur als „Sack“ und „Stiefel“, jedoch nie als „Mutter“ und „Vater“ denkt. Ihre Welt erklärt sie sich mit Hilfe einer Kinderbibel, dem einzigen Gegenstand, der wirklich ihr gehört. Trost spenden Hester die Katze und Dinge aus dem Haushalt: Besen, Löffel, Türknauf und Axt. Der Gang ins Freie ist ihr untersagt, da es dort draußen für sie zu gefährlich sei. Natürlich findet bei Hester durch all diese Einschränkungen keine normale Entwicklung statt. Erst als ein Sozialarbeiter darauf aufmerksam wird, dass das Mädchen nicht zur Schule geht, scheint sich das Blatt zu wenden. Auf ihren Wunsch hin darf Hester die Schule besuchen und findet dort sogar eine Freundin. Doch ihr neu gewonnenes Glück währt nicht lange, denn ‚Sack’ und ‚Stiefel’ sind weiterhin davon überzeugt, dass ihre Tochter nicht zur Schule gehen kann.

Bedrückend und eindringlich wird diese Geschichte mit speziellem Blick auf Hester erzählt. Im ersten Teil ist sie ein etwa 11 bis 12-jähriges Mädchen, im zweiten Teil bereits volljährig. Zwischen diesen beiden Abschnitten steht ein wichtiger Einschnitt im Leben des Mädchens, der für sie Veränderung mit sich bringt und in wenigen Sätzen und einem kurzem Kapitel eindrucksvoll umrissen wird. Der Wandel vom Mädchen zur Frau befreit sie vorerst von ihrem Schicksal, den Misshandlungen und Vergewaltigungen durch den Vater – behutsam und mit naivem, erschreckendem Ton umschrieben – und zu einem kleinen Teil dem Druck durch die Mutter. Dass selbst danach nicht alles gut ist, wird schnell klar.

Hesters Weltsicht fällt natürlich sofort ins Auge: Sich selbst nimmt sie oft wie eine unbeteiligte Außenstehende wahr, beschreibt mit neutralem Blick, was in ihrem Inneren vorgeht. Das Mädchen wuchs in sehr behüteten Verhältnissen auf, was nicht heißt, dass sie von den Eltern nur mit Samthandschuhen angefasst wurde. Ganz im Gegenteil bekommt sie deren Enttäuschung häufig zu spüren. Sie mag schon mit einer Benachteiligung geboren sein, doch im Verlauf des Buches wird nur allzu deutlich, dass die Erziehung und der Umgang mit ihren Eltern – die sie nicht mal als solche wahrnimmt, sondern, wie schon erwähnt, mit sehr gegenständlichem Blick – mit Schuld sind an ihrer Entwicklung und ihrem Rückstand gegenüber Altersgenossen.
Eine der eindrücklichsten Szenen in diesem Zusammenhang findet nach Hesters erstem Schultag statt. Als die Mutter sie fragt, wie es in der Schule war, glaubt das Mädchen, sie müsse etwas Bestimmtes antworten. Da ihr dies jedoch nicht in den Sinn kommen mag, bleibt sie stumm. Wenige Minuten später kann sie sich allerdings dem Besen, mit dem sie den Boden kehren muss, völlig öffnen und von ihren Erfahrungen berichten. Ihre Beziehung zu den Gegenständen des Hauses ist wesentlich stärker als zu den Menschen, die für ihre Existenz verantwortlich sind – das steigert sich im Verlauf des Romans bis zu dem Umstand, der zum Titel des Romans geführt haben muss. Die Wende am Ende kommt überraschend, ist aber dennoch nachvollziehbar und stimmig gegenüber den übrigen Ereignissen. Insgesamt wirkt die zweite Hälfte, die von Hesters Leben als junge Erwachsene in einer Einrichtung berichtet, weniger packend als die erste, welche mich wesentlich mehr beschäftigt hat.

»Lichterloh« bietet eine Welt zwischen den Zeilen! Viel Interpretationsspielraum und tiefgründige Sätze. Eine interessante Lektüre, die nachwirkt, auch wenn man die letzte Seite gelesen hat.

Sophie Laguna: Lichterloh.
Fahrenheit, März 2009.
173 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,95 Euro.

Janine Gimbel

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