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Mai 2001
Das Spukschloß
von Anja Linke

Vorsichtig und ängstlich treten die kleine Marianne und ihre Freundin Diana durch das große Tor. Es ist ein Sommertag, die Sonne brennt heiß vom Himmel, das Gras unter ihren Füßen ist braun und verbrannt.
Spinnweben hängen an dem quietschenden Tor. Von Neugier getrieben, betreten sie den riesig wirkenden Burghof mit dem Wasserbrunnen in der Mitte. Der hölzerne Eimer hängt noch, völlig verrottet, an einem Seil über dem Brunnenrand.
Sie sehen den Wehrgang, der sich auf den Burgmauern, rund um den Innenhof zieht. Auch dort oben haben die Spinnen gehaust, die Netze schimmern in der Sommersonne.
Mit klopfenden Herzen, stehen sie vor dem Haupthaus. Eine Türhälfte ist aus dem Rahmen gebrochen und liegt in der großen Halle, die dahinter sichtbar wird. Sie wirkt düster, durch die schmutzigen Fenster dringt kaum ein Sonnenstrahl hinein, auf dem Boden liegt eine dicke Staubschicht.
Die beiden Mädchen fassen sich an den Händen und betreten den kühlen Raum.
"Klopft Dein Herz auch so dolle wie meines?", fragt Diana. Ihre Worte hallen von den Wänden wieder. "Ja", haucht Marianne, "und wie!".
Direkt gegenüber, am anderen Ende der Halle entdecken die Mädchen einen offenen Kamin, darüber hängt noch, das inzwischen voller Spinnweben behangene, Portrait eines grimmig dreinschauenden, schwarz gekleideten Mannes.
"Mir gruselts", wimmert Diana vor sich hin, "ich hasse Spinnen, hier gibt es davon bestimmt ganz viele! Außerdem schau mal, wie der da vorne guckt! So böse!" "Ist doch nur ein Bild", beruhigt Marianne ihre Freundin, obwohl sie selber ihr Herz schon in der Hose schlagen spürt, "Komm laß uns hoch gehen!"
Die Mädchen betreten die steinerne Treppe, die links von ihnen in die nächste Etage führt. Zentimeter dicker Staub liegt auch hier auf den Stufen. "Siehst Du das? Da sind Fußspuren!", flüstert Marianne. Sie unterdrückt den Drang einfach davon zu laufen, "die führen hoch!"
Und tatsächlich, vor ihnen führt eine feine Spur von Fußabdrücken die Treppe hinauf, erst jetzt bemerken die Mädchen, daß diese von der Eingangstür kommen.
"Sollen wir nicht lieber gehen?", fragt Diana ängstlich. "Nein, wir sind jetzt soweit gekommen, jetzt gehen wir auch hoch in das Schlafzimmer", antwortet Marianne bestimmt. Sie wundert sich selbst, daß ihre Stimme so fest klingt und nichts von ihrer Angst verrät.
An der Wand hängen mehrere Ölgemälde von Männern und Frauen in mittelalterlicher Kleidung. Auch hier ist alles voller Spinnweben. Mutig schreiten die Mädchen voran, Stufe für Stufe und hinterlassen neue Spuren im Staub.
"Sieh mal! Der blinzelt uns an!" ruft Diana plötzlich aus und ist wie erstarrt. Marianne antwortet nicht, sondern zieht ihre Freundin weiter, die Treppe hinauf.
Oben angekommen, sagt Marianne: "es muß die erste Tür rechts sein".
Auch hier hängen überall Spinnweben, doch Marianne unterdrückt ihren Ekel und drückt die Klinke nieder.
Als sie die Tür öffnet, kneifen die Mädchen die Augen zusammen, aus dem Zimmer dringt viel zu helles Licht. Sich immer noch an den Händen haltend wagen sie den ersten Schritt in das lichtdurchflutete Schlafzimmer. Die Außenmauer existierte hier nicht mehr und die Sonne strahlte mit unverminderter Kraft in das Zimmer.
Als sich ihre Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten sahen sie ihn, den roten Ball, der in der Mitte des Raumes auf einem Trümmerhaufen lag.
Marianne bückt sich zu dem Ball hinunter und schon hört sie die schnellen Schritte Dianas, die eilig aus dem Zimmer stürmt. Plötzlich lacht Marianne, "Und das soll ein Spukschloß sein? Die Sonne scheint und macht alles hell und freundlich, an so einem Ort kann es einfach keine bösen Geister geben." Gemächlich schlendert sie ihrer Freundin hinterher, die bereits die große Halle wieder erreicht hat. Von oben ruft sie Diana hinterher: "mach doch langsam, hier gibt es sicher keine Geister!" Doch Diana achtet nicht auf ihre Worte, sie stürmt zur Tür hinaus auf den Hof.

Vor dem Tor der großen Burg wartet Diana auf Marianne, "Bin ich froh, da wieder raus zu sein!" Marianne grinst ihre Freundin an, "bist Du eigentlich schon mal auf die Idee gekommen, daß die uns veräppelt haben könnten?"
"Wieso? Der Ball war doch da!"
"Ja, das schon, aber glaubst Du wirklich, daß ein Geist Fußspuren auf dem Boden hinterlassen würde?
Ich bin mir sicher, daß einer von den Jungs den Ball in das Schlafzimmer bracht und dann einfach hinten, über die Trümmer der alten Mauer, das Schloß wieder verlassen hat. Die haben uns einfach nur erzählt, daß ein Geist sie erschreckt und den Ball geklaut hat. Das war wohl eher eine Mutprobe! Komm, laß uns hier noch eine Weile sitzen und dann zurückgehen, wir können ja erzählen, wir hätten mit dem Geist noch Ball gespielt. Dann wollen wir mal sehen, wer als letztes lacht!"

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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