Und Gott trat entschlossen zu Petrus und sprach: "So gehe denn hinunter auf die Erde, aber nur eine Nacht lang, und verkünde dort unter den Menschen, dass sich alles zum Guten wenden wird, weil ich es doch bin, der dafür die Verantwortung trägt."
Petrus schwang sich in der kommenden Nacht auf die Erde nieder. Er sah Menschen, die in eisiger Kälte draußen im Freien obdachlos zusammengekauert unter Brücken lagen; er sah Menschen, die berauscht von Alkohol und Drogen durch die Straßen taumelten; er sah Menschen, die vor Trauer um den Schlaf gebracht rastlos in ihren Räumen hin und her patrouillierten; er sah Menschen, die sich vor Schmerzen gequält in ihren Betten wälzten; er sah Menschen, die verzweifelt vor Hoffnungslosigkeit versteinerten; er sah Menschen, die in ihrer Ungläubigkeit einen Pakt mit dem Teufel schlossen; und er sah Menschen, die ruhig in ihren Kissen schliefen.
Petrus ging zu den Obdachlosen, er ging zu den Berauschten, er ging zu den Trauernden, er ging zu den Schmerzgequälten, er ging zu den Hoffnungslosen, er ging zu den Ungläubigen und verkündete ihnen seine Botschaft; aber die Menschen hörten ihn nicht.
Er ging zu einem der ruhig Schlafenden und stellte fest, dass es sein irdischer Stellvertreter war.
"Ich bringe frohe Botschaft", sprach Petrus an dessen Bett. Aber seine Stimme ward nicht erkannt.
"Ich bringe frohe Botschaft, so begreift doch!" rief der Abgesandte jetzt energisch. Aber sein Gegenüber verstand ihn nicht.
Dann war die Nacht zu Ende und Petrus musste sich wieder hinauf in den Himmel schwingen.
Und Gott trat zu ihm und fragte: "Hast du unter den Menschen verkündet, dass sich alles zum Guten wenden wird, weil ich es doch bin, der dafür die Verantwortung trägt?"
Betrübt stand Petrus da. Mit hängenden Schultern antwortete er: "Wie soll ich ihnen in nur einer Nacht etwas verkünden, dessen Worte meinen irdischen Stellvertretern 2000 Jahre lang fremd geblieben sind?"
Und Gott entfernte sich nachdenklich.
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