Dingerchen und andere bittere Köstlichkeiten
Dingerchen und andere bittere Köstlichkeiten
In diesem Buch präsentiert sich die erfahrene Dortmunder Autorinnengruppe Undpunkt mit kleinen gemeinen und bitterbösen Geschichten.
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August 2001
UFO
von Klaus Eylmann

Spaeter Nachmittag. Dunkle Gewitterwolken hingen ueber dem Dorf. Udo Zimmermann stand im Ausstellungsraum und sah durch das riesige Schaufenster ueber die Gebrauchtwagen im Hof hinweg auf die Dorfstrasse. Grosse Regentropfen prallten auf das Kopfsteinpflaster und verbargen die Apotheke auf der anderen Seite vor seinen Blicken. In einiger Entfernung davon stand der Gasthof Zum Roten Ochsen, kaum dass sein schwach leuchtendes Schild durch den Regen zu erkennen war.
Windboen peitschten die Aeste und Zweige der grossen Kastanienbaeume hin und her. Ein Mann lief mit aufgespanntem Regenschirm ueber die Strasse. Udo trat vom Fenster zurueck, wandte sich um und blickte in das Buero seines Chefs. Karl Lammer sass an seinem PC. Sicher sah er sich den aufgelau-fenen Monatsumsatz an. Kann nicht viel sein, dachte Udo. Bei diesem Sauwetter, das den Monat bis jetzt vermiest hatte, waren nur wenige Leute gekommen, um sich ihre Autos anzusehen.
Udo hoerte, wie Lammer vor sich hin murmelte.
"Ist irgend etwas, Herr Lammer?"
"Was soll sein, Udo, ausser dass es ein mieser Monat ist. Wenn wir nicht unsere Werkstatt haetten, koennten wir dichtmachen. - Udo, machen Sie Feierabend. Heute kommt keiner mehr."
"Vielen Dank, Herr Lammer und einen schoenen Abend noch."
Udo nahm seinen Trenchcoat vom Haken und zog ihn ueber. Einen schoenen Abend koennte ich mir auch machen mit der Frau, die der Lammer hat. Frau Lammer waere schon eine Suende wert, aber in Horsdorp an der Wuemme war sie nicht die einzige, die Udos Sinne anfachte. Er dachte an Angelika, das Maedchen mit dem Kleinlaster. Vor einigen Wochen war sie mit einem gebrauchten Ford Ranger vom Hof gefahren. Sie sei Unternehmerin, hatte sie erzaehlt und brauchte einen kleinen Lastwagen fuer ihr Geraet. Eine energische und entzueckende Person, die Udo auf Anhieb verzaubert hatte. Alles hatte er ueber sie wissen wollen, aber auch alles. Die Adresse hatten sie im Buero, und jetzt wusste er auch, wo sie arbeitete.
Udo warf sich in seinen Mondeo, ueberlegte einen Moment.Zum Essen nach Hause fahren und dann wieder nach Horsdorp zurueck? Kam nicht in Frage. Moehldorf war zu weit weg. So fuhr er auf die Strasse und hielt beim Roten Ochsen an.
In der Gaststube war wenig Betrieb, doch der Stammtisch war besetzt. Udo erkannte Hans Boeckler, den Mann der Apothekerin. Wieder einmal fuehrte er das grosse Wort. Udo setzte sich an einen leeren Tisch und Anna, die Bedienung, brachte unaufgefordert ein Pils vorbei.
"Das Uebliche, Herr Zimmermann?"
"Sicher Anna. Euer Pfeffersteak ist einfach super."
"Und ich sage euch, sie tunneln sich durch. Sie tunneln sich einfach durch. In fuenf Jahren sind wir an der Grenze angelangt."
Udo hoerte, wie Boeckler sich ereiferte. Er wusste, Boeckler hatte frueher in der Computerchip- fabrik geforscht. Udo verstand nichts davon und war froh, als Anna nach einer Weile mit dem Steak kam. Er verzehrte es schnell, trank sein Bier aus und machte sich wieder auf den Weg.
Er fuhr ueber die Dorfstrasse Richtung Norden und liess das Ortsschild bald hinter sich. Es dauerte nicht lange und die Leuchtreklame des Horsdorp-Night war auf der rechten Strassenseite zu sehen. Auf dem Parkplatz standen nur wenige Wagen. Udo stellte seinen Mondeo daneben und lief durch den Regen in das Lokal. Schummrige Beleuchtung und mit rotem Stoff ausgelegte Waende sowie ein Laufsteg in der Mitte gaben Udo das Gefuehl, als befaende er sich in einem Striptease Schuppen. Der Eindruck taeuschte nicht. Hinter der Theke stand ein bulliger, baertiger Mann und putzte Glaeser. Vor ihm sassen ein paar schlanke Thai-Maedchen auf ihren Barhockern. Udo setzte sich zu ihnen und bestellte ein Bier.
"Gibst du einen aus?"
"Nee, kein Geld. Wird es hier noch voller?"
Der Wirt sah auf seine Uhr, dann blickte er zum Eingang. "Da sind schon die ersten. Die kommen von ueberall her: von Horsdorp, von Moehldorf. Werden sogar welche aus Duenkelskirchen dabei sein. Seitdem Angelika fuer mich arbeitet, ist hier der Teufel los. Wenn es so weitergeht, nehme ich Eintritt."
Udo drehte sich auf dem Hocker herum. Einige Maenner waren in das Lokal gekommen und nahmen die Stuehle in Beschlag, die vor dem Laufsteg standen, dann kamen immer mehr. Sie fanden dort keinen Platz mehr und setzten sich an die Tische. Udo drehte sich wieder zur Bar. Der Wirt war verschwunden. Eines der Thai-Maedchen hatte seinen Platz eingenommen, ein anderes kellnerte an den Tischen.
Udo zuckte zusammen. Aus unsichtbaren Lautsprechern drang ploetzlich laute Musik: Christina Aguileras 'Lady Marmalade', und die Stimme des Wirtes toente durch den Saal:

"Und nun Horsdorps Antwort auf die Frage, die uns alle bewegt: Wer ist die Eva des Universums?

Wer ist die Frau, die euch so spitz macht, dass eure Hausdrachen uns jeden Tag hunderte von Dankschreiben schicken?

Es ist die Frau, auf die wir alle gewartet haben, die unseren Atem stocken laesst, - die Verkoerperung der universellen Maennerwuensche. The one and only... ANGELIKA...!!!"

Wildes Gejohle und Gepfeife setzte ein, als ein blondes, huebsches Maedchen zur flotten Musik ueber den Laufsteg tanzte. Sie fackelte nicht lange, und das war es, was die Maenner mochten, sondern riss sich im Laufschritt die Kleider vom Leibe, so dass sie nur noch einen Slip an hatte, als sie am Ende der Buehne ankam.
Schlagartig stoppte die Musik und es wurde dunkel im Saal bis auf die roetliche Notbeleuchtung an den Waenden.
Die Dunkelheit hielt eine Weile an. Jemand schrie: "Wo ist mein Bier!", einige lachten, dann schallte elektronische Musik, gemixt mit Sphaerenklaengen durch den Saal. Aus Scheinwerfern drang gedaempftes gruenes Licht.und strahlte auf eine unwirkliche Szene, die sich auf dem Laufsteg entfaltete.
Eine Gestalt im Raumanzug tapste mit ungelenken Schritten ueber den Steg. Zwei phosphores- zierende, halbnackte, maennliche humanoide Geschoepfe mit Antennen auf dem Kopf kamen von zwei Seiten auf den Raumfahrer zu. Mit hilflosen Bewegungen versuchte der, ihnen auszuweichen. Vergeblich. Einer der 'Ausserirdischen' hielt die Gestalt im Raumanzug in seinen Armen, machte sie bewegungsunfaehig. Der andere oeffnete ihren Helm, zog ihn vom Kopf. Udo sah, es war Angelika, deren langes blondes Haar ueber den Raumanzug fiel, der sich wie eine Bananenschale von ihrem nackten Koerper loeste.
Udo sprang vom Hocker und naeherte sich der Szene. Einer der Humanoiden hielt Angelika im eisernen Griff. Er hatte seine Pranken auf ihre prallen Brueste gelegt, presste seinen Koerper an ihren Ruecken, waehrend der andere vor ihr niedergekniet war und langsam mit seinen Lippen ueber ihre Schenkel nach oben glitt.
Es schien, als verliessen Angelika die Sinne, ihr Koerper erschlaffte und sie glitt auf den Boden...
Der roetlich funkelnde, halbnackte Humanoid vor ihr beugte sich ueber sie, zog ihre Beine auseinander.
Und die Maenner hielt es nicht mehr auf den Sitzen. Udo lief rot an. Er hechtete auf den Steg und stuerzte sich auf einen der Humanoiden. "Weg von der Frau, ihr Schweine!", bruellte er und gab dem Mann eine Kopfnuss. Dann wandte er sich dem zweiten zu. Erschreckt wich der zurueck.
"Du Idiot! Du versaust die ganze Vorstellung. Mach, dass du wegkommst, du Pfeife!"
Ein paar Maenner aus dem Publikum schwangen sich auf den Steg und zogen Udo herunter, der wie ein nasser Sack auf den Boden fiel.
"Weitermachen!", bruellte jemand, "oder soll i c h sie ficken?"
Johlendes Gelaechter, doch dann wurde es wieder dunkel.
Fluechtige Schritte, und als das Licht wieder anging, war der Laufsteg leer.
"Verdammte Sauerei, wo ist Angelika!"
Musik setzte ein und ein paar Thai-Maedchen tanzten auf dem Steg umher. Die Maenner beruhigten sich, setzten sich an die Tische und orderten ihre Biere.
Udo ging wieder an die Bar zurueck.
"Sie sind wohl mit dem Klammerbeutel gepudert, mein Herr!" Der Wirt blickte ihn wuetend an. "Sie haben die ganze Choreographie durcheinander gebracht."
"Sie koennen diese Frau doch nicht einfach den beiden Kerlen ausliefern!" rief Udo aufgebracht. "Sie haben doch gesehen, dass es ihr nicht gut ging!"
"Mann, ich war gerade dabei, das Licht auszuknipsen, dann sind Sie auf die Buehne gesprungen. Was denken Sie denn, was wir hier machen? Es ist alles Show, hier wird nicht live gevoegelt!"
"War er nicht suess, Hugo?" Ein weicher Frauenarm legte sich um Udos Hals. "War es nicht suess, wie er sich fuer mich eingesetzt hat? Warte mal, sind Sie nicht... Hugo, das ist doch der nette junge Mann, der mir den Ford Ranger verkauft hat. Wie heissen Sie eigentlich? Ich bin die Angelika, das wissen Sie ja. Ich brauche Ihren Rat. Kommen Sie, wir setzen uns an einen der Tische."
Udo folgte ihr verdutzt, betrachtete Angelikas hautenge Jeans, ihren weissen Pullover.
"Kommen Sie." Angelika ging zu einem Tisch an der Wand und setzte sich.
"Also, wie heissen Sie nochmal?"
"Udo."
"Also, Udo. Sie wissen ich bin selbstaendige Unternehmerin. Ich trete nicht nur hier auf, sondern auch auf Junggesellenparties und anderen Herrenfesten. Dafuer hatte ich eine Riesentorte aus Pappmachè anfertigen lassen, aus der ich bei diesen Festen nackt herausspringe. Mit dem Ford Ranger jedoch kann ich die Torte nur bei schoenem Wetter zu den Parties fahren. Dadurch geht mir Umsatz floeten. Gibt es denn keinen Kastenaufbau fuer den Wagen, damit ich die Torte auch bei schlechtem Wetter transportieren kann?"
"Angelika, ich werde mich gleich am Montag erkundigen. Hat Ihnen schon jemand gesagt, wie toll Sie aussehen?"
Udo starrte auf ihren Pullover, unter dem sich ihre herrlichen Brueste deutlich abzeichneten.
"Doch. Nur, ich stehe auf Ausserirdische."
Udo blickte sie verdutzt an.
"Nun gucken Sie nicht so. Ich meine es ernst. Das ist auch der Grund, warum ich keinen Freund habe.
Ich bin Mitglied im Duenkelskirchener UFO-Club. Die Show hier mit den beiden Marsmenschen, die habe ich entwickelt."
Udo hatte sich wieder gefangen. "War Ihnen denn tatsaechlich schlecht geworden, als Sie auf den Boden sackten?"
"Ja, ich hatte mir vorgestellt, dass meine Partner wirklich Ausserirdische seien und wurde schwach. Die beiden haetten alles mit mir machen koennen. Wirklich alles. – Zum Glueck wissen sie es nicht und der Wirt macht dann auch gewoehnlich das Licht aus, so dass wir uns von der Buehne verziehen koennen. Nur heute hatte es nicht geklappt."
Angelika laechelte. Udo war von ihr hingerissen. Ihr suesses Gesicht strahlte eine Unschuld aus, die ihm ihr Gewerbe in ganz anderem Licht erscheinen liess. Es lebe das freie Unternehmertum!
"Ich glaube ich trinke ein Bier. Willst du auch eins Udo? Ich darf doch du zu dir sagen, oder? Geht auf Haus." Angelika winkte die Kellnerin heran und bestellte zwei Warsteiner. Sie nahm eine Getraenkekarte vom Tisch, faechelte sich Luft zu und sah Udo in die Augen.
"Heiss hier. Udo, ich glaube ich habe zu viel an." Angelika sah, wie Udo sich verlegen von ihr abwandte und prustete los.
"Hast du einen PC zu Hause? Ich habe einen und auch einen ADSL-Anschluss. Mein Computer haengt staendig am Internet, und zwar wegen SETI."
Angelika nickte, als sie Udos fragenden Gesichtsausdruck bemerkte.
"Das kannst du nicht wissen, Udo. Also SETI heisst 'Search for Extra-Terrestrial Intelligence' und ist ein Programm der University of California in Berkeley. Das Projekt versucht Radiosignale aus dem Weltraum, die ueber das groesste Radioteleskop der Welt in Arecibo in Puerto Rico aufgefangen werden, zu interpretieren, wobei es sich die freie Kapazitaet hunderttausender PCs zunutze macht, die ueber das Internet mit dem Berkeley Computer verbunden sind. Mein PC gehoert auch dazu.
Stelle dir mal vor: eineinhalb Millionen Leute beteiligen sich an diesem Projekt und haben schon 165.000 Jahre Computerzeit zur Verfuegung gestellt."
Udo beugte sich immer mehr zu Angelika hinueber, hatte seinen rechten Arm um ihre Schulter gelegt. Die plapperte angeregt weiter.
"Und du weisst doch ueber Roswell Bescheid, nicht wahr? Ich meine Roswell in New Mexico, wo von der amerikanischen Luftwaffe im Jahre 1947 ein UFO abgeschossen wurde."
Udo war froh, als die Kellnerin die beiden Bierflaschen auf den Tisch stellte und fuer einen Moment Ruhe einkehrte.
"Es ist alles geheim. Prost, Udo." Angelika griff nach der Flasche und setzte sie an ihre Lippen.
"Aber wir wissen darueber Bescheid. Ich meine natuerlich, die vom UFO-Club und ich."
Udo setzte sein nachdenkliches Gesicht auf. "The truth is out there. Angelika. Was haeltst du von den mysterioesen Zeichen in den Kornfeldern, von denen in letzter Zeit berichtet worden war?"
"UFOs, das waren UFOs. Wir werden beobachtet, Udo. Und das schon seit tausenden von Jahren. Ist ja auch ganz klar, doch nur wenige wollen es wahrhaben. Wenn du es einmal nuechtern betrachtest, denke doch an die Drake Formel, ich meine die des Astronomen Francis Drake. Ich schreibe sie dir mal auf. Hast du einen Kugelschreiber?"
Angelika nahm einen Bierdeckel und schrieb:

N = R * f(p) * n(e) * f(l) * f(i) * f© * L

Also 'N' stellt die Anzahl der miteinander kommunizierenden Zivilisationen in der Milchstrasse dar.
Diese Anzahl haengt von verschiedenen Faktoren ab. 'R' ist die Zahl von 'geeigneten' Sternen in unserer Galaxis. 'f(p)' ist die Zahl der Sterne mit Planeten. 'n(e)' ist...
"Angelika, ich muss leider los," unterbrach Udo sie und stand auf. "Kannst du mir deine Telefonnummer geben. Ich werde mich um den Aufbau fuer deinen Laster kuemmern und dich anrufen, wenn ich mehr darueber weiss."
"In Ordnung, Udo, ich schreibe sie dir auf den Deckel. Ich wohne in Horsdorp, gleich in der Naehe. Naechstes Mal werde ich dir dann die Formel ganz genau erklaeren. Ich habe auch Zeitungsausschnitte ueber Roswell. Die werde ich dir dann auch zeigen."
Angelika erhob sich ebenfalls und sah sich um. Einige der Thai-Maedchen hatten sich zu den Maennern an die Tische gesetzt, andere sassen auf ihrem Schoss.
"Ich glaube, ich gehe jetzt auch. Allein fuehle ich mich hier nicht sicher, nachdem wie es heute abend gelaufen ist." Gemeinsam gingen sie zum Ausgang und traten in die regnerische Nacht hinaus.
Sie zog seinen Kopf zu sich herab und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
"Du bist suess, Udo. Vielen Dank fuer den schoenen Abend und dass du so besorgt um mich warst."
Wie benommen ging Udo zu seinem Wagen und fuhr heim. Er war verliebt, mit Haut und Haaren. Nur schade, dass sie nicht ganz richtig verdrahtet war. Oder war es gerade das, was sie so begehrenswert machte? Udo wusste es nicht, doch ihm war klar, dass er nicht von ihr loskam, nicht von ihr loskommen wollte und langsam formte sich ein Plan in seinem Kopf.

Waehrend des naechsten Tages war er nach Feierabend sehr aktiv. Er besorgte sich Latex Body-Paint, einen Spaten, lieh sich einen Kleinlaster von seiner Firma und machte sich am Abend an die Arbeit, dann rief er Angelika an.
"Angelika, du wirst es nicht glauben. Ich kann es selbst kaum fassen, aber ich habe von der Strasse aus hier in der Naehe ein seltsames Flugobjekt ueber einem Kornfeld gesehen. Es muesste doch irgendwelche Spuren hinterlassen haben. Da ich nicht wusste, an wen ich mich sonst wenden koennte, habe ich an dich gedacht. Koenntest du das vor Ort ueberpruefen? Am besten, du faehrst sofort hin, bevor irgendein Ignorant eventuelle Spuren zerstoert. Ich sage dir jetzt, wie du da hinkommst."

Keine Strassenlaterne erhellte die Gegend, in die sich Angelika mit ihrem gruenen Ford Ranger vortastete. Nur der Mond tauchte die Landschaft in seinen silbrigen Schein. Das Fahrzeug bog auf einen asphaltierten fuer landwirtschaftliche Fahrzeuge bestimmten Weg, der an einigen Weiden vorbeifuehrte. Das Licht der Scheinwerfer spiegelte sich in den Augen der Kuehe, die erschreckt ihren Kopf hoben, waehrend Angelika sich einem Kornfeld naeherte. Wenn ueberhaupt, dann war es hier. War hier ein UFO gelandet? Angelika bedauerte, dass sie ihre Freunde vom UFO-Club nicht unterrichtet hatte, aber sie wollte erst einmal vor Ort sondieren. Sie hielt an, schaltete die Scheinwerfer aus, stellte den Motor ab, stieg aus und lief in das Kornfeld hinein. Schauer liefen ihr den Ruecken hinab, als sie eine kreisfoermige Stelle erblickte, in der das Getreide auf den Boden gedrueckt war. Sie war gross, hatte einen Durchmesser von fast dreissig Metern. Angelika ging auf den Platz und blickte gen Himmel. War da nicht ein Schatten, der fuer den Bruchteil einer Sekunde den Mond verdunkelte? Die Sterne funkelten, schienen ihr eine geheime Botschaft zu senden.
"Wo seid ihr?" schrie sie und streckte ihre Arme dem Himmel entgegen.
Der Boden bewegte sich unter ihren Fuessen. Erschreckt sprang Angelika zur Seite und sah, wie sich ein Loch in der Erde auftat und eine Gestalt langsam hervorkroch, sich halb erhob und unter ihren Blicken zusammenbrach.
"Himmel!," schrie Angelika und kniete sich auf den Boden. "Du darfst nicht sterben. Wir haben so lange auf euch gewartet!"
Es war ein Mann, ein Humanoid, besass die gleiche Statur wie die Maenner auf der Erde. Seine Haut schimmerte dunkelgruen unter dem gleissenden Licht des Mondes. Er war nackt und hatte zwei Antennen auf dem Kopf. Stoehnend streckte er Angelika beide Arme entgegen. Ein Ausserirdischer, ein Mann aus dem Weltraum. Etwas, worauf sie ihr ganzes Leben gewartet hatte. Sie sank ihm entgegen. Ihr Gesicht wurde von einem leuchtenden Laecheln verklaert, als der Ausserirdische sie an seinen Koerper presste.
"Ich habe mich fuer dich aufgespart," fluesterte sie ihm ins Ohr.

Es war ein kosmischer Rausch, nur so konnte Angelika es rueckblickend beschreiben. Sie hatte alles gegeben in jenem Augenblick. Und als sie wieder zu sich gekommen war, fand sie sich allein in dem Kornfeld.

Udo hatte Angelika am naechsten Abend angerufen, um sich zu entschuldigen, dass er sie nicht am Kornfeld hatte treffen koennen, und er hatte Neuigkeiten, was den Aufbau fuer ihren Kleinlaster betraf.
Sie begannen sich regelmaessig zu treffen und wurden Freunde. Udo war dann auch der Einzige, dem Angelika erzaehlte, dass sie schwanger war, schwanger von einem Ausserirdischen. Udo nahm es gefasst auf, nahm es auf wie ein Freund. Er stellte keine Fragen, machte ihr keine Vorwuerfe, und als er sie eines Tages fragte, ob sie ihn heiraten wuerde, sagte sie ja.
Es muesse ihm doch klar sein, dass sie ein Baby mit gruener Haut bekommen koenne, mit zwei Antennen auf dem Kopf, hatte sie ihm gesagt, ob er es sich nicht lieber noch einmal ueberlegen wolle.
Udo hatte sie an sich gezogen, ihr in die Augen geblickt und erwidert: er liebe sie, was auch immer passieren moege. Da wusste Angelika, der Himmel war auf Erden.

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