Madrigal für einen Mörder
Madrigal für einen Mörder
Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
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August 2001
Duett
von Angelika Brox

Schwülheiße Luft lastete auf den Gassen der Kleinstadt und trieb die Bewohner in ihre Häuser.

Der Deckenventilator über dem Bett quirlte sirrend die Sommerhitze durch den Raum. Vera und Erik holten sich Orangensaft mit Eiswürfeln aus der Küche, legten ihre Kleidung ab und setzten sich nebeneinander auf das Bett. Die Oberkörper entspannt an das Kopfteil gelehnt, genossen sie den Lufthauch auf ihrer Haut und das kühle Getränk.
Vera stellte ihr Glas ab und nahm die Gitarre, die neben dem Bett an der Wand lehnte. Sie griff A-Dur und ließ den Daumen der rechten Hand weich über die Saiten gleiten. Klänge stiegen auf wie eine aus Tönen geschaffene Seifenblase. Vera schaute Erik an. Er hielt ihren Blick fest. Langsam gruben seine Mundwinkel mit einem sich ausbreitenden Lächeln senkrechte Falten in die Wangen. Vera liebte es, wenn sich sein Dreitagebart in diese Lachfalten schmiegte. Sie lächelte ebenfalls.
Die Augen auf ihr Gesicht geheftet, griff er gemächlich zu der zweiten Gitarre und ließ sie mit einem D-Dur-Akkord antworten. Träge lauschten beide den davonschwebenden Klängen nach, die allmählich langsamer und leiser schwangen.
Bevor sich die Töne endgültig im Zimmer verloren, straffte Vera ihren Oberkörper und schlug drei kurze E-Dur-Akkorde an. Erik verstand diese Aufforderung sofort. Er begann, leicht mit dem linken Fuß zu wippen, und spielte die ersten Takte eines Blues in A. Sie nahm den Rhythmus auf und zupfte ein melancholisches Riff. In lächelndem Einvernehmen nickten sie sich zu. Vera lauschte Eriks Spiel und begleitete es mit improvisierten Klangfolgen. Jedes Mal, wenn die Klänge auf besonders erregende Weise harmonierten, tauschten sie Blicke innigen Verstehens, und Vera spürte ein angenehm kühles Kribbeln im Nacken.

Als Erik fragend schaute und Vera leicht nickte, begann er zu singen. Sie nahm die Gitarre in ihre Arme, schloss die Augen und ließ seinen Gesang in sich hineinfließen. Ihr Körper wiegte sich mit der Melodie. Seine raue Stimme erfüllte ihren Kopf und vibrierte in ihrem Inneren. Sie spürte, wie Erik ihr mit seinem Gesang zärtliche Botschaften übermittelte. Bereitwillig ließ sie sie in ihren Körper eindringen. Die Liebesmusik tastete sich in behutsamen Schwingungen bis zu ihrem Unterleib vor.
Der Gesang verebbte. Vera öffnete die Augen und sah Eriks Blicke auf ihrem Gesicht ruhen. Er ließ weiter sehnsuchtsvolle Gitarrenklänge zu ihr herüberschweben. Vera verstand und sang die nächste Strophe. Sie sah, wie Erik die Augen schloss, um seine Seele ganz für ihren Gesang zu öffnen. Ihr Herz weitete sich, während sie all ihre Liebe in ihre Stimme legte und zu ihm hinüberschickte.
Als er die Augen wieder aufschlug und den Refrain mit ihr gemeinsam sang, rieselte Gänsehaut über Veras Rücken, und die Härchen auf ihren Armen stellten sich in wohliger Erregung auf.
Ihre beiden Stimmen rieben sich sanft aneinander, vereinigten sich, perlten durch Veras Ohren und erfüllten den Raum mit wunderbarer Harmonie. Vera hatte das Gefühl, schwerelos zu sein. Es sollte nie mehr aufhören. Immer weiter wollte sie so mit Erik singen.

Schließlich schlug Erik den Schlussakkord an und hörte auf zu spielen. Er streichelte mit der rechten Hand die gewölbte Gitarrenflanke. Dabei glitten seine Blicke über Veras Körper. Sie legte ihre Gitarre auf den Boden, lehnte sich zurück und strich mit den Händen langsam ihre eigenen Kurven entlang. Wieder streichelte Erik seine Gitarre, und Vera vollführte die gleichen Bewegungen an ihrem Körper.
Erik ließ seine Gitarre zu Boden gleiten. Vera fuhr fort, sich selbst zu liebkosen. Seine Hände folgten den ihren. Sie führte ihn an ihren Hüften empor, ließ ihn die Brüste umkreisen, geleitete ihn über den Bauch hinweg und die Schenkel hinab. Dann ergriff sie seine Hände, strich mit ihnen die Innenseiten ihrer Schenkel hinauf und legte sie auf ihren moosweichen Schoß.
Von nun an suchten sich seine Finger selbst ihren Weg. Vera hatte das Gefühl, schwerelos zu sein. Es sollte nie mehr aufhören.

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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