Futter für die Bestie
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Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten-
Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
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Oktober 2001
Unterm Pflaster frisst der Brand
von Stg. Zapper

I

"Du, Miststück," murmelte er, "Du gottverdammtes Miststück."

Er setzte sich und versuchte seine Gedanken zu ordnen.
Nur ein Spötter würde jetzt formulieren: wo nichts ist, braucht man nicht viel zu ordnen, obwohl es den momentanen Sachverhalt präzis umrisse.

Ein Blackout, wo sonst reges geistiges Leben herrschte.

Er stand so oft schon ganz oben, hatte sich hinabgeworfen, das Glück der Tüchtigen herausgefordert, war getrudelt, war gerupft worden vom Fallwind, rasend einem Aufschlagpunkt entgegengezogen, ruderte nie, kopflos, wie es Anfänger tun, korrigierte nur mit sparsamer Motorik, aufgewühlt vom Adrenalinstoss, aber unaufgeregt, mit einem kalten Lächeln und es hatte sich jedesmal der winzige Punkt da unten verlässlich gezeigt, war gewachsen, rasend schnell gewachsen, sprunghaft zu einem riesigen Auffangbecken mutiert, das er mit einem kraftvollen, gischtenden Aufschlag aufwühlte, seiner sicher, im Flug, wie in der Landung.


II

Dieses Mal war es anders.
Es war jedes Mal anders, aber dieses Mal war es anders anders, als er es jemals erlebt hatte.
Vielleicht war es nur das erste Mal, daß er sich eine Schwäche gestattete, eine winzige Schwäche, kaum merklicher als ein Augenzwinkern und doch ausreichend einem seiner Schritte die Kraft zu nehmen, die einen sicheren Auftritt gewährleistet, damit ein winziges Straucheln zuliess, nicht mehr als ein kaum merkliches Zögern verursachte, bevor sich Schwerpunkt, Falllinie und Unterstützungsfläche wieder in einem standfesten Verhältnis zueinander befanden.

Was, wenn sich ein solches Straucheln auswuchs, nur ein Weniges mehr gezögert, zu Taumeln begonnen, nur innerlich, kaum merklich noch, aber ausreichend beim Auftritt zu Übertreten, sich eine Überdehnung zu holen, eine Zerrung seiner Realität, eine Stauchung seiner Lebenslinie.

Was, wenn sich im Sprung ein Zittern einstellt, das sich auszubreiten beginnt, schüttelfrostig den ganzen Körper überzieht, wie Mehltau kränkelnde Pflanzenteile.

Was, wenn es bereits Platz genommen hat in Einem, wohlig grunzend, wenn es beginnt wie Wundbrand die Ränder zu erweitern.

Was, wenn man nicht schweissgebadet erwacht?


III

Frauen. Waren ihm nicht Zeitvertreib. Eher Steinchen im Lebensmosaik, kleine Lichtchen, die Glanz setzen, einwenig Tiefe vorgaukeln, doch niemals dessen Form bestimmen.

Warum also ausgerechnet sie?
Warum ausgerechnet ihm?
Warum ausgerechnet jetzt?

Nie wäre er auf die Idee gekommen nicht er hätte sie herausgesucht.
So wie man an einem Büffet steht, sich und die Früchte in den Spiegeln sieht, sich mustert und die Früchte, sie in Gedanken auf der Zunge fühlt, sich entscheidet, aus dem Augenblick heraus, aus der Laune des Augenblicks heraus in den Überfluss greift, ein hübsches Stück herausgreift, eine gut gewachsene Grapefruit vielleicht oder eine füllige, mattblaue Weintraube.
Nie wäre er auf die Idee gekommen dieses Büffet sei angerichtet gewesen, zielgerichtet,
auf ihn, wie Käse aufgepiekt auf einem Dorn in einer Schlagfalle.


IV

Wie sie so da lag, die Haare malerisch ausgebreitet, der fast vollkommene Körper...

Gut, er musste akzeptieren, daß er sich getäuscht hatte. In ihr, aber mehr noch in sich.
Er war unaufmerksam gewesen, hatte sich die Schwäche erlaubt zu vertrauen in einem Geschäft wo es kein Vertrauen geben kann.

... ein Gesicht wie eine alabasterne Botticelli, bleich und blutleer, fast unwirklich schön, eine Gottesanbeterin, beinahe jedenfalls, nur das Loch in der Stirn hatte sie davon abgehalten das zu tun, was Gottesanbeterinnen so tun, wie man sagt ...

Er fühlte sich müde, wie leergefressen, ausgenutzt, hintergangen.
Draussen ging der Mond auf über den Dächern, bleich und blutleer, fast unwirklich schön in der Neonaura der Stadt.

Er fühlte, wie der Fallwind an ihm zu zerren begann, der Punkt rasend schnell grösser wurde, es war das erste Mal, daß er zu zweifeln begann, ob da unten Wasser war, das erste Mal...

Es war Zeit die Stadt zu wechseln.

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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