Sexlibris
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Wo ist die Grenze zwischen Pornografie und Erotik? Die 30 scharfen Geschichten in diesem Buch wandeln auf dem schmalen Grat.
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November 2001
Ein tierisches Rendevouz
von Michaela Grollegg

"Vergiss Patrick doch endlich! Das beste Rezept gegen Liebeskummer ist, neue Leute kennen zu lernen!"
-"Ja, sicher! Ist ja auch ganz einfach", maulte ich in den Hörer.
"Wie wäre es mit einem Malkurs? Du bist doch so kreativ..... – und du triffst dort bestimmt auch alleinstehende Männer. Gerade diese Künstlertypen sind doch so wunderbar sensibel", schwärmte Lisa, alle meine Einwände ignorierend.
"Ich brauche keinen Künstler. Ein normaler Mann würde mir reichen!"
Sie seufzte gekonnt theatralisch in mein Ohr. "Dir ist einfach nicht zu helfen!"
Na danke auch, Lisa! Wusste doch immer schon, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin, dachte ich verärgert. Im Grunde meinte es Lisa gut mit mir und tat vermutlich eben ihr Bestes, um mich wieder aufzubauen. Aber meine Frustration war nach Patricks Abgang dermaßen hoch, dass ich für niemanden genießbar war.
"Na ja, also -du kannst mich jederzeit anrufen, wenn du reden möchtest", bot sie mir schließlich an, konnte sich aber auf einmal gar nicht schnell genug von mir verabschieden.
Als ich auflegte, badete ich schon wieder in Selbstmitleid. Nachdem ich nun schon meine Mutter und meinen Bruder- sogar inklusive neuer Freundin – und zuletzt Lisa, - mit meinem furchtbaren Schicksal konfrontiert hatte, gingen mir langsam die Ideen aus, bei wem ich mich noch ausweinen könnte. "Ich stehe kurz vor einem Nervenzusammenbruch, aber niemanden interessiert das!"
Nur ein Paar treu blickender Hundeaugen sah mich verwundert an. "Ja, schon gut, Jason! Den Nervenzusammenbruch verschiebe ich auf später, nach dem Gassi - gehen."
Kaum hatte ich mich erhoben, sprang das schwarze Ungetüm auch schon auf und jagte wie ein Berserker um die Ecke, Richtung Türe.
"Ist ja schon gut, Jason, ich komme.......", rief ich, riss Leine und Jacke gleichzeitig vom Garderobehaken und rannte im Laufschritt hinterher. – Es war immer dasselbe Ritual, aber ich konnte mir nicht abgewöhnen, mich von Jasons Hektik anstecken zu lassen.
Kurzfristig vergaß ich darüber sogar meinen Kummer.

Kurzfristig! – Kaum im Treppenhaus angekommen, begegnete mir auch schon die alte Babinski von nebenan. "Na, Frau Weber! Machen wir einen Spaziergang mit dem Kleinen?"
Mal abgesehen davon, dass "der Kleine" eine Deutsche Dogge mit gut einem Meter Schulterhöhe war. – Die Ausflüge mit Jason konnte ich wahrlich nicht als Spaziergang bezeichnen. Ich lächelte nur nachsichtig, während Jason ungeduldig an der Leine zog. Frau Babinskis Gesicht nahm einen betrübten Ausdruck an.
"Wo ist denn der nette junge Herr? Ich habe ihn schon länger nicht mehr gesehen -"
Autsch. Das war Salz in meine Wunde!
"Ja, also, - ich muss mal mit ihm raus", stotterte ich verlegen und deutete mit dem Kopf auf Groß-Jason
Aber nein, sie musste noch eins draufsetzen.
"Haben Sie sich getrennt?" – Willst du deine letzten beiden Zähne behalten, Oma?- schoss es mir wütend durch den Kopf. Anstatt dessen rief ich nur , "Bis später, Frau Babinski", - drehte mich um und entschwand schleunigst durch die Türe.

Wenigstens mein Hund hätte Rücksicht auf mein schwer beschädigtes Nervenkostüm nehmen können.
Aber nein, Jason jagte voller Enthusiasmus durch den Park, sein von Frustration gebeuteltes Frauchen hinter sich herschleifend. Wie üblich rannte er die Straße entlang, als ginge es um sein Leben. Normalerweise hielt er nach einigen Minuten an, um eine Pinkelpause einzulegen- aber an diesem Tag musste ja auch alles schief gehen.

Ich sah das Unglück, in Gestalt eines Rebhuhns, auf uns zukommen. Wieso musste dieses verdammte Federvieh ausgerechnet in einem Hundepark sein Quartier aufschlagen!
Der blöde Vogel war offenbar fest entschlossen, Selbstmord zu begehen, da er auch noch wild mit den Flügeln schlagend auf sich aufmerksam machte. Jason hatte das Rebhuhn bereits anvisiert und steuerte in Höllentempo darauf zu. Krampfhaft umklammerten meine Finger die Leine, während ich die Bäume am Rande der Allee nur noch schemenhaft wahrnahm.

Für einen kurzen Moment schoss es mir durch den Kopf, dass meine einzige Rettung darin bestünde, die Leine loszulassen. Ich- oder das Rebhuhn, hieß es jetzt.
Ein paar Meter noch in diesem Tempo hinter Jason herlaufen und ich würde mir über meine Zukunft keine Gedanken mehr machen müssen!
Ich hatte wohl einen Augenblick zu lange überlegt!
Platsch -mitten in die Pfütze!
Während von Jason weit und breit nichts mehr zu sehen war, saß ich wie ein Häufchen Elend inmitten der Wasserlache. "Scheiße!"
Mühsam rappelte ich mich auf und begutachtete die Abschürfungen an meinem Ellbogen. Jason, du Mistvieh!

" Ist Ihnen etwas passiert ?" Noch etwas desorientiert blickte ich mich um. Was für ein Mann! Ich stand nur da und hielt meinen schmerzenden Arm. Das kann doch nur mir passieren.
Während ich verzweifelt versuchte, den eben erst gesichteten, - nicht original zur Jeans gehörenden - braunen Fleck zu verbergen, sah mich dieser Typ immer noch besorgt an. "Danke, es geht schon." Mist! Da treffe ich ausnahmsweise ein passables männliches Wesen, und dann das ! "Ich muss meinen Hund suchen", rief ich entschuldigend und lief einfach weiter, wobei ich wenigstens dabei versuchte eine halbwegs gute Figur abzugeben.
Aber das Wackeln meines Hinterns war mir dann doch zu mühselig. Abgesehen davon kroch allmählich Angst in mir hoch, weil ich Jason immer noch nicht gefunden hatte.
"Adonis" war bereits außer Sichtweite (ich wagte es nur einmal, mich nach ihm umzudrehen!), als ich meinen Rebhuhn-Fan endlich entdeckte. "Du hast ab morgen Stubenarrest", knurrte ich ihn an. Jason wedelte bloß eifrig mit der Rute um mich freudig zu begrüßen. Der Vogel hatte die Jagd offenbar überlebt, denn ich konnte nicht die geringste Spur einer Feder entdecken. "Böser Hund! Böser, böser Hund!"
Fluchend ging ich mit ihm den Weg zurück. Da stand doch immer noch dieser Typ von vorhin!
Nachdem unser erstes Zusammentreffen für mich mehr als peinlich gewesen war, überlegte ich ernsthaft, wieder kehrt zu machen.
Ich benötigte keinen Spiegel, um zu wissen, dass meine – ohnehin schon – widerspenstigen Haare, sicher wie ein ausgefranster Besen aussahen. Und an den Rest meiner Ansicht wollte ich gar nicht denken!
Shit, wenn ich wenigstens ein bisschen Make up aufgetragen hätte! "Das habe ich nur dir zu verdanken, du Pfeife", raunte ich Jason zu, während ich tapfer weiterging.
"Sie haben Ihren Hund wohl gefunden? – Oh, ist das eine Dogge?" Tja, wenigstens mit Jason konnte ich Eindruck schinden! Benimm dich wenigstens, Jason, betete ich im Stillen.
"Ja, eine reinrassige Deutsche Dogge", betonte ich lässig. Als ob es jemals wichtig gewesen wäre, dass er reinrassig ist! "Na du bist aber ein Riese", staunte mein Gegenüber und beugte sich zu ihm hinab. Ich nützte die Gelegenheit, um den Typen näher zu betrachten. Na ja, ein Adonis war er vielleicht doch nicht gerade.....! Seine Nase war etwas lang geraten und die Ohren glichen eher kleinen Segelflugzeugen als Hörorganen. Aber sonst- ziemlich sympathisch!
In diesem Moment vernahm ich ein leises Fiepsen hinter mir. "Oh- ich habe uns ja noch gar nicht vorgestellt! Das ist Luzifer......" Lächelnd, in der Erwartung, einem besonderen Exemplar von Hund vorgestellt zu werden, wandte ich mich um. "DAS ist Luzifer?" Ungläubig blickte ich auf die Miniaturausgabe eines Hundes, Marke West Highland Terrier.
Ich konnte meine Enttäuschung kaum verbergen. Ein gut einen Meter neunzig großer Mann, absolut sympathische Erscheinung - und dann das! Luzifer sah nicht besonders teuflisch aus, aber vielleicht sollte deshalb wenigstens sein Name in der Hundewelt Angst und Schrecken verbreiten!
Jason begann sofort, ihn mit wedelndem Schwanz zu beschnüffeln. Eine eindeutige Einladung zum Spielen! "Meinen Sie, dass wir es riskieren können, die beiden von der Leine zu lassen?" Schulterzuckend löste ich den Karabiner von Jasons Halsband. Seltsam, dabei mochte Jason diese kleinen Kläffer sonst gar nicht!
Ich musste an die "Hundebesitzeranalyse" denken, die ich erst unlängst beim Surfen durchs Internet entdeckt hatte. Diese besagte nämlich, dass man den Charakter seiner Mitmenschen an deren Vierbeinern erkennen könnte. Was stand da noch über West Highland Terrier?
"Übrigens, ich glaube, ich habe Ihnen noch gar nicht meinen Namen verraten", lächelte der Fremde und streckte mir seine Hand entgegen.
"Thomas Dullin. – Aber eigentlich nennt man mich Tom!"
Schlagartig fiel meine Kinnlade herunter. Tom -Tom Dooley? Hatte ich das richtig verstanden? Und schon geisterte besagte Melodie durch meinen Kopf. "Hang down your head, Tom Doo-ley; hang down your head and cry........poor boy -."
Mit letzter Beherrschung sagte ich ihm meinen Namen, ehe ich in prustendes Gelächter ausbrach. So, jetzt hält er dich wenigstens nicht nur für hunde-unfähig, sondern auch noch für völlig verrückt!
Aber es half nichts -das war einfach zuviel!
Erst ließ mich Jason bei seiner Verfolgungsjagd wie eine Idiotin aussehen, dann entpuppte sich dieser gutaussehende Typ als Westie-Freak; und schließlich musste er auch noch Tom Dooley heißen!
Ich stand einfach nur da und bog mich vor Lachen, während er mich völlig verdutzt ansah. "Tom, ......Tom.....", mehr brachte ich einfach nicht über die Lippen. "Tom, ja –so heiße ich", meinte er absolut ernst. Schließlich begriff er, was meinen Lachanfall ausgelöst hatte, denn er stimmte in mein Gelächter mit ein.
Als ich meine Lachmuskeln endlich unter Kontrolle hatte, grinste er mich beinahe ein wenig verlegen an. "Das ist sogar mein Spitzname. Tom Dooley aus Dünkirchen."
Der arme Kerl! Und ich lachte ihn auch noch aus. Ich meine, damit ist man schon gestraft genug, oder? Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und versuchte wieder ernst zu sein.
Vermutlich wäre mir das nicht so schnell gelungen, wenn nicht plötzlich eine ältere Dame aufgetaucht wäre. "Tom! Sag mal..!Du kannst Luzifer doch nicht mit diesem Ungetüm alleine lassen!" Pikiert blickte sie erst Jason an, ehe sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen musterte. "Gehört der Ihnen?"
Hoppla, was hatte das nun zu bedeuten? "Das ist meine Mutter", raunte Tom mir zu und deutete dann auf Luzifer, " und das ist ihr Hund."
Also ich habe wirklich keinerlei Vorurteile gegen große Männer mit kleinen Hunden, ehrlich! Aber in diesem Moment fiel mir dann doch ein Stein von Herzen. "Nehmen Sie Ihren Hund endlich weg von meinem Kleinen", rief seine Mutter, nun aber schon in deutlicher Verärgerung. Der "Kleine" ehemals ein weißer Westie, nun dunkel gefärbt von seinem Schlammbad, befand sich gerade mitten im Spiel mit Jason, der überhaupt nicht einsah, weshalb er das Feld räumen sollte.
Hektisch zerrte ich an seinem Halsband, um ihn von Luzifer wegzubringen. "Ja-son!" Aber seine achtzig Kilo waren nicht so einfach zu bewegen. Auch das noch!
Wie peinlich konnte es denn noch werden? "Haben Sie Ihren Hund denn nicht unter Kontrolle", keifte Toms Mutter.
"Natürlich habe ich ihn unter Kontrolle", rief ich wütend und versuchte das Hundeknäuel zu entwirren.
Jason knurrte aufgebracht, als die alte Dame näher kam. "Nehmen Sie dieses Ungetüm endlich weg!"
Der Schweiß brach mir aus den Poren. Panisch riss ich an seinem Halsband. Aber das hatte nur zur Folge, dass Jason immer weniger gewillt war nachzugeben. "Oh Gott! Tom, er bringt meinen Kleinen um!"
Du hast ja keine Ahnung, wenn Jason das wollte, dann wäre dein Luzifer schon im Hundehimmel!
Ihr Gekreische hatte zur Folge, dass Jason allmählich die Geduld verlor und seine Zähne fletschte.
Ich war kurz davor, ihn in seinem Vorhaben zu bestärken. Ihr hysterisches Schreien zerrte an meinen Nerven.
Jason, fass! Na los, hol dir den dürren Knochen!

Schließlich beendete ein durchdringender Pfiff das Chaos. Beide Hunde starrten Tom an und rührten sich nicht mehr vom Fleck. "So geht das", meinte er und blickte seine Mutter und mich triumphierend an.
Die alte Dame straffte ihre Schultern und würdigte mich keines Blickes mehr.
"Komm, Luzifer, wir gehen. Also, Tom- wir sehen uns morgen!" Grinsend winkte er ihr hinterher. Dank Jason war mein Selbstbewusstsein wieder mal ruiniert. "Du kannst dein Futter für heute als gestrichen sehen", murmelte ich verärgert in Richtung Jason, der seinem neuen Freund winselnd hinterher sah. "Sei nicht so streng zu ihm. Wie wäre es, wenn ich euch beiden ein Essen spendiere?" Jovial legte Tom seine Hand auf meinen Arm. Dass er mich eben geduzt hatte, entging mir nicht. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. "Übrigens, wir sollten Jason mal meinem Bonzo vorstellen!"
Misstrauisch blickte ich ihn an. "Ist das deine Schildkröte?" Er lachte auf. "Nein! Ach, weißt du was- das erzähle ich dir beim Essen!"

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