Der Tod aus der Teekiste
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Januar 2002
Abserviert
von Martina Bartels

Abserviert

“Du meinst also...”. Ehe sie den Satz ausgesprochen hatte, verschloss er ihre Lippen mit einem gierigem Kuss. Stefan wusste, dass er gut war, sehr gut sogar. Er sah das Verlangen in ihren Augen und fühlte sich seinem Ziel ganz nah.
Claudia drehte sich auf die Seite und nippte an ihrem Sektglas. Bewundernd wanderte ihr Blick über seinen athletischen Körper. Er war wirklich eine Wucht im Bett. Aufreizend leckte sie sich über die Lippen.

Später räkelte Claudia sich in seinem Arm und brachte das Gespräch wieder auf den Punkt.
“Wir sollen uns von meiner Kohle ein schönes Leben machen?“ Fragend sah sie ihn an.
“Schätzchen, du meinst, von seiner Kohle”, korrigierte er sie.
“Nicht mehr lange, dann ist es meine.”
“Unsere, Schätzchen.” Er lächelte sie an.
Claudia erwiderte sein Lächeln, doch ihre Augen funkelten kalt. Er bemerkte es nicht.
“Ok!” Sie nickte, stand auf und zog sich an. “Der Plan ist gut, ich mach´s! Ich melde mich bei dir.”
Stefan zog sie an sich und küsste sie stürmisch. Er überlegte, was er alles mit ihrer Kohle machen würde. “Schätzchen, du bist ein Traum”, flüsterte er ihr ins Ohr.
“Ich weiß”, erwiderte sie. Dann zog sie die Tür hinter sich zu.

Angewidert ließ Claudia ihren Blick über die Gestalt ihres Mannes schweifen. Sie sah in Peters gerötetes Gesicht. Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Zur Zeit war Hochkonjunktur in der Firma, und er hatte enormen Stress. Er litt an Bluthochdruck und Claudia förderte das gezielt, indem sie ihm ein Mittel verabreichte, welches den Blutdruck noch in die Höhe trieb. Einen Infarkt hatte er bereits gehabt, noch einen würde er nicht überleben. Claudia hielt den Moment für gekommen. Er war sehr erregt. Seine Augen funkelten wütend und sein Atem ging stoßweise. Geschickt provozierte sie den nächsten Streit.
Sie setzte sich auf seinen Schoß und öffnete seine Hose.
“Claudia, bitte...ich kann jetzt nicht...”
Geringschätzig sah sie ihn an. “Wie immer! Du bist ein Versager. Du meinst, dein Geld macht das alles wett, aber du irrst dich. Du bist eine Niete im Bett, warst es schon immer.”
Sie sah, wie ihm der Schweiß stärker ausbrach. Mühsam versuchte er die Kontrolle zu behalten. Sein Atem war jetzt ganz flach. Er griff sich an die Brust, ein Rasseln drang aus seinen Bronchien. Jetzt war die Gelegenheit gekommen. Sie lächelte ihn an. “Weißt du eigentlich, dass ich dich seit Jahren betrüge? Er ist ein Gott im Bett, er hat es drauf ... nicht so eine Schlaffi wie du ...”
Seine Augen weiteten sich schockiert. “Du lügst”, flüsterte er heiser. “Das glaube ich dir nicht!”
Claudia funkelte ihn an. “Ich kann es dir zeigen.” Ein böses Lächeln huschte über ihr Gesicht. “Willst du es sehen?” Sie stand auf. „Ich werde es dir beweisen!“
Er röchelte leise. Eine Hand presste er auf die Brust. In der Tür drehte sie sich noch einmal um . “Brauchst du deine Herztropfen?”
Peter nickte.
Kalt sah sie ihn an, ehe sie den Raum verließ. Im Arbeitszimmer nahm die Herztropfen aus seinem Sakko und steckte sie in ihre Jackentasche. Dann ging sie hinüber ins Schlafzimmer und nahm einen Umschlag aus dem Schrank. Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, sah Peter sie mit geweiteten Augen an.
Wortlos reichte sie ihrem Mann das Kuvert. Seine Hände zitterten, als er danach griff. Claudia bemerkte, dass er kurz die Augen schloss, ehe er in den Umschlag öffnete. Er wurde blass, als er auf die Fotos sah. Sie zeigten Claudia mit einem anderen Mann. Nackt, freizügig, obszön. Peter schluckte. Seine Claudia in Extase mit so einem jungen Kerl. Hektisch nestelte er an seinen Hemdknöpfen, als er die restlichen Fotos betrachtete. Claudia, im Bett – mit ihrer besten Freundin – Seine Pupillen waren geweitet. Er röchelte. Seine Augen quollen fast hervor. Flehend sah er sie an.
“Claudia, warum?” Seine Stimme war so leise, dass sie ihn kaum verstand. “Ich liebe dich!” Sie lachte höhnisch. “Und ich liebe dein Geld. Damit habe ich ihn benutzt. Er meint er profitiert davon, aber ich wollte nur Sex.” Sie wies mit der Hand auf die Fotos. “Ihr seid alle gleich, ich verachte euch. Ich habe euch benutzt. Geld, Sex, ich habe mir geholt, was ich wollte.”
Peter zuckte unter jedem ihrer Worte zusammen. Er spürte den stechenden Schmerz in seiner Brust.
“Und Bea?”, krächzte er.
Claudias Blick wurde weich. “Ich liebe sie. Nur sie.”
Er spürte, wie ihm die Kehle eng wurde.
“Meine Tropfen”, röchelte er.
Kalt sah sie zu ihm hinüber. “ Die sind weg!”, sagte sie eisig.
Mit aufgerissenen Augen starrte er sie an. Mühsam stand er auf und wankte aus dem Zimmer. Claudia folgte ihm. Er taumelte in sein Arbeitszimmer und riss sein Sakko vom Stuhl. Hastig durchwühlte er die Taschen. Nichts.
“Claudia, bitte...”
Seine Stimme war nur noch ein heiseres Röcheln. Claudia schüttelte energisch den Kopf. Er versuchte das Telefon zu erreichen, brach aber auf halbem Wege zusammen. Er fiel auf den Boden und blieb regungslos liegen. Claudia kam näher. Er atmete noch. Sie nahm ein Kissen und drückte es auf sein Gesicht. Sie spürte seinen verzweifelten Kampf und sah die Angst in seinen Augen. Er war zu schwach, seine Kräfte verließen ihn, dann war es vorbei.

Sie steckte die Tropfen zurück in seine Jacke, sammelte die Fotos ein. Claudia griff zum Telefon und rief ihren Hausarzt an. Es war eine reine Formalität. Peters Herzschwäche war bekannt und es bestanden keine Zweifel an der Todesursache.
Claudia war die perfekte Witwe. Sie brachte die Trauerfeier mit Bravour hinter sich. Eine Schauspielerin hätte die Rolle nicht besser spielen können. Auf Beas Arm gestützt vergoss sie bittere Tränen.

Stefan las von dem Todesfall in der Zeitung. Noch ein paar Tage, dann würde Claudia sich bei ihm melden. Er freute sich, dass alles so reibungslos gelaufen war. Claudia war ein naives Dummchen; mit ihr würde er schon fertig werden. Voller Vorfreude öffnete er eine Flasche Champagner.
Als Claudia sich zwei Wochen nach der Beerdigung noch nicht gemeldet hatte, wurde er langsam unruhig. Er beschloss, im Tennisclub auf sie zu warten. Als er auf den Parkplatz fuhr, stieg sie gerade in ihren Wagen. In Peters Porsche, den sie nie hatte fahren dürfen. Er lächelte ; Skrupel hatte sie wirklich nicht.
Stefan ging hinüber zu ihr.
“Hallo Schätzchen, wann treffen wir uns?” Spielerisch ließ er die Finger über ihren Arm wandern.
“Schätzchen, warum sollten wir uns treffen?” Sie imitierte seinen Tonfall perfekt.
Irritiert sah er sie an, dann begann er laut zu lachen.
“Schätzchen, der Witz war gut!” Begeistert schlug er sich auf die Schenkel.
“Schätzchen”, äffte sie ihn nach, “das war kein Witz ...”
Dann gab sie Gas und fuhr davon.

© Martina Bartels




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