Burgturm im Nebel
Burgturm im Nebel
"Was mögen sich im Laufe der Jahrhunderte hier schon für Geschichten abgespielt haben?" Nun, wir beantworten Ihnen diese Frage. In diesem Buch.
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Januar 2002
Winterferien
von Josef Graßmugg

Winterferien


“Aaaaaaaaa...”
“Belegt,” stellte der Arzt fest, “die Zunge ist belegt, der Rachen gerötet, das Fieber... Tja, mein Junge, du wirst den Rest der Ferien im Bett verbringen müssen.”
Für Thomas brach eine Welt zusammen. Das konnte es doch nicht geben. Die Ferien hatten eben erst begonnen. All die Pläne die er mit Karl und Georg geschmiedet hatte: Schi fahren, Eis laufen. Vor allem die Riesen-Schneeburg, die sie gemeinsam bauen wollten.
“Aber Herr Doktor, wenn Sie mir eine Medizin verschreiben, und ich sie brav nehme, dann werde ich doch bestimmt bald wieder gesund. Spätestens übermorgen muss ich wieder raus.”
Thomas´ flehender Blick half nichts.
“Tut mir leid, Junge, aber du bist nicht nur erkältet, du hast Grippe. Wenn du die nächsten Tage nicht im Bett bleibst, machst du alles nur noch schlimmer.”
“Aber ich...” Thomas konnte nicht weiter reden. Er musste gegen seine Tränen ankämpfen. Hilfe suchend schaute er auf seine Poster mit all den Filmhelden. Die waren immer so stark...
Der Arzt wandte sich an die Mutter.
“Frau Fellner, das Beste ist, wenn Thomas jetzt Ruhe hat. Ich schreibe das Rezept lieber draußen in der Diele. Dann können wir uns über das weitere Vorgehen unterhalten.”
“Natürlich. Kommen Sie bitte.”
Die beiden verabschiedeten sich vom Patienten und verließen den Raum. Thomas vergrub sein Gesicht im Kissen. Warum hatte er es nur getan? Sogar seine Freunde hatten ihm davon abgeraten. Aber was hätte er denn machen sollen?
Dabei hatten die Drei gestern Nachmittag jede Menge Spaß gehabt. Stundenlang waren sie mit ihren Schlitten unterwegs gewesen. Eigentlich hatten sie vorgehabt, einen Schneemann zu bauen. Aber dafür war es einfach zu kalt. Mit dem gefrorenen Schnee war nichts anzufangen.
Deshalb hatten sie ihre Schlitten geholt und waren damit auf sämtliche Hügel der Umgebung geklettert. Mit lautem Geschrei sausten sie die Abhänge hinunter. Der eisige Fahrtwind zielte immer wieder genau auf ihre Wangen. Aber durch das neuerliche Hochziehen der Schlitten wärmten sie sich wieder auf.
Es war schon beinahe dunkel, als sie beschlossen, nach Hause zu gehen. Am Heimweg kamen sie wieder in die Nähe des halbverfallenen Heustadels. Von dort hörten sie plötzlich ein leises Wimmern. Es klang richtig gespenstisch. Keiner wusste so recht, was sie tun sollten. Davonlaufen, um einer möglichen Gefahr zu entgehen? Einfach vorbei gehen, und so tun, als ob sie nichts gehört hätten? Oder sollten sie es riskieren und nachsehen, was wirklich los war?
Die Neugier hatte gesiegt. Vorsichtig schlichen sie um die alte Hütte herum. Die unheimlichen Laute drangen immer lauter aus dem Inneren des Stadels. Sie mussten hinein, wenn sie das Geheimnis lüften wollten.
Bei Tageslicht wäre alles viel einfacher gewesen. Sie mussten sich beeilen! Vermutlich würden sich ihre Eltern jetzt schon Sorgen machen.
Plötzlich stieß Georg gegen ein Hindernis. Er stolperte, schrie auf, und fiel zu Boden. Zum Glück konnte er sich rechtzeitig abstützen und blieb unverletzt. Aber durch den Lärm, den er dabei verursachte, hatte er irgend etwas aufgescheucht. Das Gewimmer verwandelte sich plötzlich in ein wildes Fauchen. Panik ergriff die Kinder. Flucht – aber wohin? Sie konnten sich kaum orientieren.
Endlich erkannten sie, was los war: Eine kleine Katze hatte sich hier versteckt! Eine kleine, weißgrau gefleckte Katze. Anstatt vor den Eindringlingen davon zu laufen, versuchte sie, diese zu bedrohen.
Das Tier bemühte sich, gefährlich zu wirken. Aber jetzt hatten die Kinder keine Angst mehr. Außerdem hatte Thomas sofort erkannt dass es Minka, die Nachbarskatze, war.
Georg war wieder hochgekommen und die Freunde näherten sich dem Kätzchen. Als es endlich versuchte zu flüchten, entdeckten sie den Grund für das Gewimmer: Irgend etwas stimmte mit der rechten Vorderpfote nicht. Das Tier konnte damit überhaupt nicht auftreten. Gemeinsam probierten die Kinder, Minka zu beruhigen. Sie wussten aber, dass sie nicht zu spät nach Hause kommen durften. Das konnte für morgen Hausarrest bedeuten.
Trotzdem wollten sie es riskieren, und sich ein wenig um die kleine Patientin kümmern.
Zum Glück wurde sie bald wieder friedlich. Vermutlich war sie schon vollkommen entkräftet. Wer weiß, seit wann sie bereits hier war; verletzt und ohne Fressen. Was sollten sie nur mit ihr machen?
Karl und Georg schlugen vor, die Besitzer zu verständigen. Die Katze einfach mitzunehmen, schien ihnen nicht ratsam. Es war keine passende Kiste für den Transport zu finden. Und um sie einfach zu tragen, fehlte ihnen der Mut. Erst vor wenigen Minuten hatte sie ihnen noch die Krallen gezeigt.
Nur Thomas brachte es nicht übers Herz, einfach wieder weg zu gehen. Er konnte sich vorstellen, wie das Kätzchen leiden musste, welche Ängste es ausstehen musste. Und jetzt sollte es wieder allein in der kalten Nacht zurückbleiben? Nein. Sicher hatte Minka ihn inzwischen auch erkannt. Was würde sie von ihm halten, wenn er sie hier zurückließ? Nein. Unmöglich.
Vorsichtig griff er nach ihr; sie ließ sich berühren. Aber sie zitterte am ganzen Körper. Es war sicher nicht nur die Angst. Ihr war bestimmt unendlich kalt. Thomas zog seine pelzgefütterte Jacke aus, und wickelte Minka vorsichtig darin ein. Sofort spürte er die beißende Kälte. Auch wenn seine Freunde der Meinung waren, er dürfe wegen der Katze nicht auf seine Jacke verzichten – er ließ es sich nicht ausreden. Er konnte sich am besten vorstellen, um wieviel wärmer es Minka jetzt hatte.
Inzwischen war es höchste Zeit, aufzubrechen. Karl hängte den Schlitten von Thomas an seinen eigenen, damit er die Hände frei hatte, um das Kätzchen tragen zu können. Obwohl sie sich beeilt hatten, war es stockfinster bis die Kinder zu Hause angekommen waren. Sie mussten zuvor ja auch noch Minka abliefern. Natürlich hatten sich die Nachbarn riesig gefreut – und auch eine Belohnung für die Retter versprochen.
Genauso natürlich war es aber auch, dass die Eltern geschimpft hatten. Einerseits wegen des späten Heimkommens, und mit Thomas vor allem deswegen, weil er ihnen gestanden hatte, dass er einer Katze zuliebe auf seine Jacke verzichtet hatte.
Heute war ihm klar, dass seine Eltern recht gehabt hatten. Warum war er nur so dumm gewesen?
Andererseits – vielleicht wäre er sowieso krank geworden. Außerdem war er ja das Risiko eingegangen, zumindest einen Tag Hausarrest zu bekommen. Vielleicht wäre Minka sogar gestorben, wenn er anders gehandelt hätte. Das war es doch wert, dafür ein paar Tage im Bett bleiben zu müssen!
Plötzlich war er sich nicht mehr sicher, ob er tatsächlich falsch entschieden hatte.
Als die Mutter zurück ins Kinderzimmer kam, war Thomas bereits eingeschlafen.

(c) Josef Graßmugg

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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