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Januar 2002
Wer A sagt muss auch B sagen...
von Angelika Brox

“Wer A sagt, muss auch B sagen ...”

Franks Finger strichen ĂŒber die Gliederkette an Ankes Hals. Sie tasteten sich hinunter zu dem AnhĂ€nger, der in ihrem großzĂŒgigen DekolletĂ© zwischen den BrĂŒsten ruhte, und hoben ihn an: ein schlicht gearbeitetes silbernes A.
“A wie Anke”, sagte er und versuchte, seiner Stimme ein leidenschaftliches Timbre zu geben. Dabei schaute er seiner neuen Bekanntschaft verfĂŒhrerisch in die Augen, legte das A wieder an seinen Platz zurĂŒck und berĂŒhrte wie zufĂ€llig ihre rechte Brust.
“Das hat mir mein Vater zum achten Geburtstag geschenkt”, sagte Anke. “Meine Zwillingsschwester hat ein B bekommen. B wie Birte.”
Die rote Barbeleuchtung warf einen warmen Schimmer auf ihr Gesicht.
Frank war entzĂŒckt. “Eine Zwillingsschwester hast du? Ist die auch so hĂŒbsch wie du?”
“Sie sieht genauso aus wie ich. Papa konnte sich nie zwischen uns entscheiden.”
Frank spielte mit Ankes langen blonden Locken. “Das könnte ich bestimmt auch nicht. Zwei so hĂŒbsche MĂ€dchen ... euer Vater ist bestimmt sehr stolz auf euch.”
“Ja, das war er. Aber jetzt ist er tot.”
Ankes blaue Augen schimmerten.
“Ich wĂŒrde dich ja so gern trösten”, sagte Frank. “Gehen wir zu dir oder zu mir?”
“Zu mir”, sagte Anke und stand auf. “Zahlst du?”

Anke schloss die WohnungstĂŒr auf und fĂŒhrte Frank in den Flur. Aus einem der Zimmer trat eine junge Frau, ein Ebenbild Ankes. Um den Hals trug sie ein silbernes B.
“Birte – Frank”, stellte Anke vor.
Birte legte den Zeigefinger an den Mund und flĂŒsterte: “Mutter ist gerade eingeschlafen.” Dann wandte sie sich an Frank. “Sie ist gelĂ€hmt, seit sie vom Balkon gefallen ist, und hat oft starke Schmerzen. Eine von uns muss immer bei ihr bleiben.”
Frank stand etwas hilflos herum und fĂŒhlte sich unwohl.
Anke nahm seinen Arm. “Wir gehen in den Keller. Dort hat Papa ein Spielzimmer fĂŒr uns eingerichtet, als wir noch klein waren.”
Sie zog ihn mit sich und fĂŒhrte ihn in den Keller hinunter.

Der Kellerraum war wohnlich eingerichtet. Es gab eine Puppenstube, Regale mit Stofftieren, einen niedrigen Tisch mit zwei KinderstĂŒhlen und ein altmodisches Sofa.
Anke setzte sich auf das Sofa und lĂ€chelte verlockend. Frank nahm neben ihr Platz, freudig erregt. Erst jetzt bemerkte er, dass Birte ihnen gefolgt war. Überrascht schaute er von einer Frau zur anderen.
“Papa hat uns auch immer beide mit hierher genommen”, erklĂ€rte Birte.“Er wusste nie, welche von uns er lieber hatte.”
Sie setzte sich auf eines der KinderstĂŒhlchen und schaute erwartungsvoll.
Anke zog Frank Hemd und Schuhe aus und drĂŒckte ihn sanft in die Polster. Dann nahm sie zwei Seile aus dem Regal und fesselte seine HĂ€nde und FĂŒĂŸe an die hölzernen Armlehnen. Er war so verblĂŒfft, dass er sich nicht zur Wehr setzte. Im Gegenteil – hatte er doch schon immer davon getrĂ€umt, es einmal mit zwei Frauen zu treiben. Sein StĂ€nder wurde so gewaltig, dass er den Hosenstoff ausbeulte.
WĂ€hrend Anke seine Hose öffnete, fragte er: “Und Birte? Schaut sie nur zu?”
Anke lĂ€chelte. “Papa hat immer zuerst mich genommen. Dann Birte. Sein Lieblingssprichwort war ‚Wer A sagt, muss auch B sagen‘. – Eines Tages hat Mama es gemerkt. Sie war eifersĂŒchtig und hat mit Papa gestritten. Dabei sind sie beide vom Balkon gefallen. Mama ist auf Papa gelandet. Sie hatte nur das RĂŒckgrat gebrochen. Papa war tot.”
Ihr LĂ€cheln erschien ihm plötzlich wie eine unheimliche Grimasse. Sein StĂ€nder schrumpfte um einige Zentimeter. Birte beugte sich vor und reckte den Hals. “Nicht schlapp machen”, befahl sie. “Papa hat auch immer uns beide geschafft.”
Sie kniff die Augen zusammen und funkelte ihn drohend an. Nun ging bei Frank gar nichts mehr. Seine Erregung schlug um in Panik. Er fror. Sein Penis wurde so klein, als wĂŒrde er sich am liebsten unter der Bauchdecke verkriechen.
Birte stieß verĂ€chtlich die Luft aus. “Was hast du da wieder fĂŒr einen Schlappschwanz angeschleppt? Papa wĂŒrde sich im Grabe umdrehen!”

Frank riss die Augen auf, als sie ein Messer aus der Tasche ihres weiten Kleides zog. Er schrie, als sie sich mit gezĂŒckter Klinge nĂ€herte. Er schrie weiter, als sie sich auf seine Brust kniete. Sein Schreien ging in ein Gurgeln ĂŒber, als sie ihm die Kehle aufschnitt.


© Broxi 2002








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