Sukkubus (Lat. Darunterliegende) ist eine weniger bekannte europäische Vampirart. Ihr Weg, sich zu ernähren, ist Sex mit dem Opfer zu haben, bei dem dieses erschöpft wird. Die Sukkubus ernährt sich dabei von den frei gesetzten Energien. Oft besuchen sie das selbe Opfer mehrmals, wobei dieses die Besuche als Träume erlebt.
Unbewusst hatte ich bereits an die Vorläufer beginnenden Irrsinns in mir gedacht. Sollte ich von einem vampirähnlichen Wesen befallen sein, was mich in mir gefälliger Form verführte, um sich von der "Energie" des sich daraus ergebenen Sex zu ernähren? War dies die bessere Möglichkeit, - ein Geisterwesen statt Wahnvorstellungen? Ich zerschlug meinen Kuckucksnest" -Gedanken und las konzentriert weiter. Lediglich eine einzige Möglichkeit, sich des Sukkubus zu erwehren, konnten wir dabei entdecken.
"Hartheu" hieß eine Pflanze, die wir letztlich als Johanniskraut identifizieren konnten.
Johanniskraut...
Hatten wir schon tausend Mal gesehen. Als Tee, in kleinen Kapseln,...
Wir verließen die Bibliothek und begannen eine weitere Odyssee, - diese Pflanze zu bekommen. Doch unsere Anstrengungen wurden belohnt, wenn auch erst durch Zufall nach langem Suchen, und wir kehrten mit zwei Taschen voll davon zurück nach Hause.
"Ich werde wachen, wenn du schläfst!" sagte sie mir leise ins Ohr, nachdem wir die Pflanzen im Zimmer und speziell rund um das Bett platziert hatten.
Ich zog sie zu mir und lehnte mich an ihr Gesicht. So saßen wir da, bis mich schließlich Müdigkeit überkam, von der ich dachte, sie würde vor meiner Aufgeregtheit zurückschrecken.
Wir begaben uns ins Bett.
Eine erneute Stunde durfte es dann noch gedauert haben, bis ich einschlief. Von einer Sekunde auf die andere stand die Frau wieder vor mir und zog mich sofort in ihren Bann.
Meine Freundin konnte ich nicht mehr sehen, hoffte aber, dass sie erkennen würde, wann ich ihrer Hilfe bedurfte. So wie dies Wesen bei unseren vergangenen Malen stets in ein Nachtgewand gekleidet war, trug sie heute nichts über ihrer hellen Haut. Sie stand wieder neben mir am Kopfende des Bettes und lächelte auf mich herab. Und diesmal war ich mir sicher, ihren Körper riechen zu können. So süß und verlockend drang der Geruch in meine Nase, dass ich mich hätte sofort vergessen können.
Sie bemerkte meine Gier und trat lächelnd noch etwas näher an mich heran.
Wieder setzte sie einen ihrer Füße neben mein Gesicht und mein verklärter Geist heuchelte mir vor, ihr hohes Maß an Erregung sehen zu können.
Sie schwang ihr Bein weiter herum, setze sich auf meinen Brustkorb, wo sie begann in kleinen Bewegungen hin und her zu rutschen.
Mein Atem schlug ihr zwischen die Schenkel und ich bemerkte, dass sich die Spur ihrer Lust dabei kühl auf meiner Brust bemerkbar machte.
Lydia beobachtete die ganze Zeit Thomas, hatte aber bisher nichts Ungewöhnliches bemerken können.
Das Einzige, was sie bemerkt hatte war, dass sein Atem schneller geworden war.
Er schob seinen Kopf nach vorne, seine Nasenflügel bebten, als wolle er an irgendetwas riechen, und begann schmatzende Geräusche von sich zu geben. Er schien sich über die Lippen zu lecken, in gleichem Maße wie er begann, nur noch durch seine Nase zu atmen, aus seinem Mund nur noch knurrende Laute zu geben und sich in leichtem Stöhnen zu ergehen. Aber da war kein Wesen. Niemand war zu sehen und Lydia zweifelte einen Moment daran, dass solche Wesen überhaupt existierten. War Thomas vielleicht doch gestört? Das Erste was ihr eingefallen war, als er es ihr erzählte. Hatten ihm seine Sinne einen Streich gespielt? War er überarbeitet, gestresst? War es ihm peinlich, dass sie ihn so sehen musste, wie in der letzten Nacht, in der er vielleicht doch nicht an sich halten konnte und es sich selbst besorgt hatte?
Verdammt, sie wollte ihm ja glauben, aber alles was sie sah, war ein keuchender Mann mit einem erigierten Schwanz.
Sie griff ihm auf die Schulter und begann ihn zu schütteln.
"Wach auf!", rief sie ihn an.
"Wach auf!" Doch er begann sich nur noch mehr zu winden.
Sie nahm die andere Hand zur Hilfe und schüttelte ihn noch einmal kräftiger.
Thomas Körper wand sich indes heftiger und durch seine Nase schien er keine Luft mehr bekommen zu können. Sein Mund hingegen war zwar offen, seine Zunge vollführte ein wildes Zucken, - allein das Atmen schien ihm nicht zu gelingen.
Was war mit diesem Johanniskraut? Sollte es nicht eine abschreckende Wirkung haben?
Sie griff neben das Bett nach einer dieser Pflanzen, überlegte kurz und stopfte es aus ihrer Hilflosigkeit heraus in seinen Mund. Nach einem Moment schien es ihr, als könne er wieder Luft bekommen. So griff sie sich eine weitere Pflanze und bedeckte damit seine Erektion, nahm weitere Pflanzen um damit seinen Körper abzureiben.
Sie spürte unmittelbar darauf, dass sich etwas veränderte.
Tränen liefen ihr nun über die Wangen, Tränen der Hilflosigkeit, ihrem Freund nicht helfen zu können. Der kurze Gedanke an Hysterie streifte sie und sie betete zu Gott, dass sie nicht völlig die Beherrschung verlieren würde. So legte sie ohne Unterlass weiter das Hartheu auf seinen Körper, welches durch seine Bewegungen ständig den Kontakt mit seinem Körper verlor. Es schien ihr unglaublich, und doch konnte sie langsam die Schemen eines Körpers erkennen. Die Schemen des Frauenkörpers, den ihr Thomas beschrieben hatte. Eines nackten Frauenkörpers, der auf dem Gesicht ihres Freundes saß und ihm offensichtlich die Luft zum atmen nahm., während ihre Hände über Thomas Körper rieben und sie mit bösem Blick in Lydias Richtung sah.
Sie war einen Moment wie erstarrt und der Körper der Frau schien ebenso einen Augenblick inne zu halten.
Es war ein bizarres Bild. Die Frau hielt mit ihrer Rechten immer noch die Erektion ihres Freundes aufrecht, ließ sich nicht davon abbringen, weiter zu reiben und Lydia dabei kalt in die Augen zu schauen.
Lydia überwand ihren Schrecken, griff sich eine der Pflanzen und stürzte in Richtung des Wesens. Dieses fauchte sie an, die Augenfarbe änderte sich dabei schlagartig in ein dunkles rot und ihr Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse.
Lydia bekam das Wesen am Hals zu fassen, drückte es mit ihrem ganzen Gewicht nach hinten.
So lagen beide schließlich quer über Thomas.
Das Wesen versuchte mit einer Hand die Angriffe abzuwehren, mit der anderen Hand weiter an ihm zu reiben.
Lydia drückte den Ellenbogen ihres linken Armes gegen die Kehle des Wesens, welches noch lauter fauchte und nun gar nicht mehr verführerisch aussah.
Die Feinheit ihrer Haut war einer Art dunklem Leder gewichen. Der gerade noch vollkommene Körper war nun spindeldürr und muskulös. Unter den roten Augen befanden sich anstelle der Nase zwei tiefe Höhlen, ihr voller Mund war schmal geworden und gab den Blick auf eine Reihe scharfer Zähne frei.
Mit der anderen Hand, in der Lydia noch immer die Pflanze hielt, fuhr sie in das Gesicht des Wesens, presste sie gegen ihren Mund.
Unter beiden wand sich ihr Freund, laut stöhnend und mit zuckendem Körper, so als ob das Wesen gleich ihr Werk vollendet hätte.
Lydia packte der Mut der Verzweiflung.
Die Bücher hatten nicht gelogen. Ihr wurde klar, dass ein weiterer erstohlener Orgasmus von ihrem Freund diesem Vampirwesen zusätzliche Kraft geben würde. Und das Wesen würde dann ihre zweite Hand und all ihre Konzentration benutzen können um sie abzuwehren.
Mit dem nächsten Fauchen gelang es Lydia, dem Wesen die Pflanze in den Mund zu stecken, wobei sie sich an den scharfen, spitzen Zähnen die Haut aufritzte.
Es begann sich zu schütteln und zu knurren, warf sich plötzlich auf die Seite und zog Lydia dabei mit sich. Sie kamen auf dem Bauch von Thomas zu liegen und Lydia nahm ihre freie Hand, um den klammernden Griff des unheimlichen Wesens an ihrem Freund zu lösen.
Der stöhnte lauter und in kürzeren Abständen, als sich Lydia kurzentschlossen noch eine Pflanze griff und sie abermals in den Mund des Wesens steckte.
Das Knurren und Fauchen hatte sich bis zu einem ohrenbetäubenden Schreien gesteigert.
Mit weit aufgerissenem Maul bäumte sich das Vampirwesen empor.
Ihre ledrige Haut platzte an unzähligen Stellen auf und heraus quoll eine bläulich schimmernde, zähe Masse.
Unter dieser Haut glaubte Lydia Bewegungen wahrnehmen zu können, so wie sich der Sand am Strand bewegen muss, wenn sich dicht unter seiner Oberfläche ein Tier seinen Weg sucht.
Es gab ein lautes Knallen, als die restlichen Eiterpusteln des Monsters auf einen Schlag zerplatzten.
Lydia hatte es geschafft, die Klaue von ihrem Freund zu lösen, das Monster zu besiegen.
Das Monster war verschwunden und hatte eine eitrig-blutige Pfütze hinterlassen.
Lydia fühlte, wie sie jemand am Hinterkopf berührte.
"Es ist vorbei!" hörte sie Thomas sagen und Tränen der Erleichterung quollen ihr aus den Augen.
„Thomas ist in Ordnung!“ dachte sie erleichtert und flüsterte ebenfalls, aber sehr viel leiser:
"Ja, es ist vorbei...!"
Doch sie sah, wie ihre Tränen herabfielen. Herabfielen auf die Wunde, die ihr dieses Vampirwesen beigebracht hatte.
(c) Michael Jordan
Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr Dieser Text enthält 20433 Zeichen.