Mainhattan Moments
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Susanne Ruitenberg und Julia Breitenöder haben Geschichten geschrieben, die alle etwas mit Frankfurt zu tun haben.
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Juni 2002
Carpe Verbum
von Ralf Orendi


... Vielleicht war dies ihr letzter Abend. Morgen würde die große Schlacht stattfinden. Wenn der Barbar nur nicht so ein Trottel gewesen wäre, dann hätten sie wenigstens den Überraschungsmoment auf ihrer Seite gehabt. So aber starrten die vier Augenpaare der Helden in das Lagerfeuer und hingen düsteren Gedanken nach.
„Ihr solltet schlafen!“, bemerkte der Magier. „Der Kampf morgen wird schwer genug, da sollten wir wenigstens ausgeruht sein. Ich werde die erste Wache halten.“
So geschah es, dass sich die Gruppe in ihre Schlafsäcke verkroch. Der Magier allerdings holte sein Tagebuch aus seinem Rucksack um sich noch ein paar Notizen zu machen. Vielleicht würde ihm das helfen seine Gedanken zu ordnen. Vielleicht würde er auf diesem Weg doch noch eine Lösung für ihr Problem finden. Und wenn nicht? Dann gäbe es zumindest irgendwelche Aufzeichnungen für die Nachwelt.

Steffen speicherte den Text ab und ließ den Computer runterfahren. Was hatte er denn da für einen Mist hingeschrieben. Aber mit diesem Roman hatte er ja von Anfang an so seine Probleme. In drei Tagen musste das Manuskript beim Verlag vorliegen und er hatte selber noch keine Ahnung, wie er die Helden da rausholen sollte. Aber scheiß drauf. Niemand hatte je gesagt, dass er seine Protagonisten da raushauen musste. Er mochte sie noch nicht mal. Und beim nächsten Roman würde er seine Schreibkrise schon wieder überwinden. Steffen löschte das Licht und ging die Treppe runter ins Schlafzimmer.


Liebes Tagebuch,

Ich habe gerade einen Blick in die Zukunft geworfen. Was ich sah erschreckte mich. Die Burg Grotsteyn lag in Trümmern und der Vorhof war von Leichen übersäht. Auch die leblosen Körper von mir und meinen Freunden waren darunter. Im Innenhof der Ruine feierten die Armeen des Bösen ein abscheuliches Fest. Über diesen Bildern spürte ich den Schatten einer Kreatur. Sie ist es, welche die Magie für unseren Untergang webt. Es dauerte eine Weile, bis ich verstand, wie der Zauber funktioniert. Aber nun liebes Tagebuch, denke ich, das ich mit deiner Hilfe einen Gegenzauber wirken kann.
... Steffen wälzte sich unruhig in seinem Bett hin und her. Er war unzufrieden mit sich und der Welt. Vor seinem inneren Auge sah er immer wieder die Schemen derer, welche er morgen in den Tod schicken würde. Das tumbe Gesicht von Torben, blickte ihn vorwurfsvoll an. Seine Lippen schienen das Wort Mörder zu bilden. Carsten, der Dieb der Gruppe kam immer wieder mit einem gezückten Dolch auf ihn zu. Und der Elf? Der arrogante Mistkerl hatte sich demonstrativ von ihm abgewandt. Und immer wieder das Wort: Mörder! Mörder! Mörder!
Steffen versuchte diese Traumgestalten wegzuwischen. Er war selbst überrascht, als es ihm gelang. Er lachte in sich hinein. Morgen ist es ganz aus mit euch. Doch dann erschien wieder ein Bild. Diesmal das des Magiers.
„Verschwinde!“, rief er ihm zu. Aber er verschwand nicht.
Er verschwand auch nicht, als Steffen die Augen öffnete.
Der Magier saß auf dem Sessel, neben dem Bett und rauchte Pfeife, wie er es immer tat. Mein Gott, wie Steven diese Pfeife hasste.
„Du existierst nicht!“, sagte Steffen und kam sich dabei ziemlich schlau vor.“
„Oh, welch freundliche Begrüßung. Dir auch eine schönen Tag.“
„Du kannst nicht hier sein.“
„Und warum nicht?“
„Na ja, selbst wenn wir davon ausgingen, dass du existierst, was natürlich lächerlich ist, müsstest du dich jetzt irgendwo in der nähe von Burg Grotsteyn befinden. Du kannst nicht einfach von einem fiktiven Ort hier aufkreuzen und meine Luft mit deinem abscheulichen Tabak verpesten.“
„Darf ich dich daran erinnern, dass du mich höchst persönlich auf Seite 143 mit einem Teleportierzauber ausgerüstet hast. Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, dass ich ein wenig in deinem Manuskript herumgeblättert habe.“
„Was willst du von mir?“
„Überleben!“
„Das ist doch lächerlich. Wie du ja selbst gelesen hast ist Sumal der Schlitzer mit einer Horde von Skelettkriegern auf dem Weg zur Burg. Da kann euch niemand mehr retten.“
„Schick sie weg.“
„Warum sollten sie kurz vor ihrem Triumph umkehren. Ich muss der inneren Logik folgen.“
„Wenn du sie nicht wegschickst, könnte es sein, dass dir etwas schlimmes zustößt. Hast du schon mal einen Drachen aus der Nähe gesehen.“
„Verdammt, es gibt keine Drachen. Hau ab! Verschwinde einfach aus meiner Wohnung! Du bist nur ein Traum, ein gottverdammter Traum.“
Der Magier erhob sich: „Nun gut. Du wolltest es nicht anders. Ich dachte wir hätten uns einigen können.“



Plötzlich und unerwartet verstarb unser Vater, Ehemann und Freund
STEFFEN KRUSE
In stiller Trauer: Marie Kruse, Georg Kruse, Benjamin Kruse, Christoph und Claire Hoffmann, Ronald Haupt und Helga Franz

(c) Ralf Orendi


Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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