Der himmelblaue Schmengeling
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Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
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September 2002
Müll
von Klaus Eylmann


Eine Kommissar Schneider Geschichte

Das Brummen eines Motors ging in dem Geschnatter unter. Der Hausfrauenverband von Dünkelskirchen besichtigte die Ladehalle, während das Müllfahrzeug rückwärts an die Waage heranfuhr.

"Hier sehen Sie, meine Damen, wo der Müll gewogen wird." Der Angestellte deutete auf eine metallene, in den Boden der Halle eingelassene Fläche. Langsam öffnete sich die rückwärtige Luke des Lasters. Exkrementen gleich, schob sich der Abfall aus der Öffnung, und es stank. Die Frauen traten zurück und blickten nervös zum Ausgang.

"Die Wiegedaten werden per EDV erfasst. Danach gelangt der Müll über Rutschen in den Müllbunker. Übrigens bekommen wir sogar Abfall aus Süd-Italien, um unsere Anlage auszulasten. Dort gibt es im ganzen Land nur eine Anlage dieser Art. Bis jetzt hat die Mafia jedoch noch keine Leichen bei uns angeliefert." Der Angestellte war der Einzige, der darüber lachen konnte.

"Bitte folgen Sie mir, meine Damen." Der Mann ging weiter.

"Das soll wohl ein Witz sein, junger Mann, " rief eine alte Frau mit Dutt hinter ihm her. "Eben ist doch gerade eine Hand in den Abfallhaufen gefallen."

"Was reden Sie denn da, Frau Spriestersbach!". Eine robuste Matrone trat an den Müllhaufen, der immer grösser wurde. "Ich sehe nichts."

Aufgeregt drehten sich die Frauen nach dem Fahrzeug um.

"Seht nur! Da kommt ein Bein! Das ist ja grauenhaft!".

"Kommt der Müll von der Mafia?"

"Nee," krächzte der Mann, "der kommt aus Dünkelskirchen."

"Also, wenn ich daran denke, dass ich fünfzehn Euro für eine Angelkarte bezahlen musste, dann ist das kommunaler Vampirismus. So kann man nicht mit Touristen umgehen."

Verärgert blickte Heinrich Schneider auf seine Frau, dann betrachtete er die Wümme, die träge vor ihnen dahin floss, und seine Wut verflüchtigte sich. Es schien, als trüge sie das Wasser fort. Wasserhühner keckerten. Es raschelte im Schilf. Eine Blaumeise wippte auf einem Halm, während Luftblasen glucksend an die Oberfläche stiegen. Dicht am Ufer flitzten junge Stichlinge hin und her. Emma baute die Klappstühle auf, Schneider rammte die Rutenhalter in die Erde, präparierte seine Angeln und legte sie aus. Schneiders Frau griff nach ihrem Taschenbuch.

"Im Taumel der Leidenschaft", brummte Schneider. "Na, da angel ich doch lieber."

"Und ich für mein Teil, würde gern einmal vor Leidenschaft entbrannt durch die Gegend taumeln."

"Emma, Emma, bist du nicht zu alt dafür?"

"Ich sicher nicht, Heinrich."



Horsdorp an der Wümme war ein ruhiger Flecken, den man von Hamburg aus bequem am Vormittag erreichen konnte. Eine Idylle, zwischen Dünkelskirchen und Moehldorf gelegen und Angler-Geheimtipp. Karpfen, Barsche, Aale, Rotaugen und Hechte bevölkerten den Fluss.

Emma und Heinrich hatten Glück und eines der wenigen Gästezimmer im Roten Ochsen bekommen. Der Gasthof war ständig ausgebucht. In den letzten Jahren hatte Agro-Tourismus Leute angelockt, die Sternwarte am Donnerberg veranstaltete Führungen, Wald und Wiesen luden zu herrlichen Spaziergängen ein.

"Heinrich, da bewegt sich was."

"Wogen ihre Brüste in Erwartung seines sengenden Kusses?"

"Sieh auf deine Pose."

"Donnerwetter, der zieht aber."

Schneider zog die Angelrute hoch und kurbelte.

"Ein Aal, Emma! Was für ein Jonny! Ein Breitkopfaal! Hol den Kescher! Komm! Gib schon her!"

Schneider sprang vom Sitz hoch, hob die Angel in die Höhe, versuchte vergeblich mit der anderen den Kescher unter den Aal zu schieben.

"Verdammt, der Aal steckt fest! Emma, nimm du den Kescher!"

Schneiders Frau ergriff das Gerät mit beiden Händen und schob es tiefer ins Wasser hinein.

"Ich hab was. Ist das schwer. Heinrich, was ist das?" Mühsam zog sie den Kescher mit dem Aal und einem Menschenkopf ans Ufer.

"Huch, oGottoGott, das ist nichts für mich!" Beide blickten entgeistert auf den Kopf. Aus einer der Augenhöhlen ragte das Ende des Aales und peitschte hin und her, das verbliebene Auge schien sie anzustarren, hielt sie in seinem leblosen Blick.

"Er muss schon ein paar Tage im Wasser gelegen haben," meinte Schneider und beobachtete, wie der Fisch sich aus dem Kopf zu befreien versuchte.

"Fahr mich nach Hause, Heinrich. Bitte!" Emma wandte ihren Blick ab und rannte die Böschung empor.

"Soll sich die örtliche Polizei drum kümmern," meinte Schneider und legte den Kescher ins Gras. "Frueher haben sie Köpfe von geschlachteten Rindern oder Pferden als Aalköder benutzt. Ich wusste gar nicht, dass sie jetzt so was mit Menschenköpfen machen."

"Nun werd nicht sarkastisch, Heinrich!", rief Emma sichtlich angewidert vom Deich herab. "Ruf die Polizei an!"

Die Frau war eine Sünde wert. Eine Kombination von Schönheit, Intelligenz und Durchsetzungsvermögen. Ihre Beine, einfach herrlich. Schneider hatte Mühe, der Frau zuzuhören.

"Auch wenn wir nicht die billigsten waren, die überragenden Qualitätsmerkmale unserer Anlagen haben den Ausschlag gegeben."

Frau Doktor Hessler, Geschäftsführerin der MVA Hamburg, zupfte an dem kurzen Rock, der die Schenkel emporgekrochen war.

"Ökologische Anforderungen werden durch unser Verfahren optimal erfüllt. Denken Sie nur an die dreistufige Rauchgasreinigung. In der ersten Stufe wird im Sprühabsorber dem Rauchgas eine Mischung aus Kalkmilch, Herdofenkoks und Wasser…."

"Frau Doktor, vielen Dank. Ich begreife nun, wie Sie Assessor Fliegenbein haben überzeugen können." Schneider atmete tief.

"Nur, der gute Mann ist tot. Als Assessor im Grundstücksamt von Dünkelskirchen war er zuständig für die Vergabe von Bauaufträgen. Ein Teil von ihm wurde im Müllwagen verhäckselt, und seinen Kopf habe ich aus der Wümme gezogen."

Schneider erhob sich aus seinem Sessel, stützte sich mit den Händen auf den Schreibtisch und blickte der Frau ins Gesicht. "Die Kripo Dünkelskirchen hat um Amtshilfe ersucht und uns gebeten herauszufinden, welche Verbindung zwischen dem Ermordeten und der MVA bestanden. Das wissen wir nun." Er übergab ihr seine Visitenkarte.

"Sollte Ihnen noch etwas einfallen, was uns weiterhelfen könnte, rufen Sie mich bitte an." Schneider warf ihr noch einen letzten Blick zu, dann war er mit Udo, seinem Kollegen, aus der Tür.

"Keine verdächtigen Transaktionen auf seinem Konto? Das macht mich stutzig. Schliesslich hat die MVA trotz überhöhter Preise die Ausschreibung gewonnen. Da geht doch was nicht mit rechten Dingen zu. Erst mal vielen Dank, Herr Leberecht. Oder haben Sie sonst noch was?"

"Was? Fliegenbein hat seine Wochenenden in Hamburg verbracht? Wo denn? Wissen Sie nicht? Also dann bis die Tage. Vielen Dank noch mal." Schneider legte auf.

"Die Kripo Dünkelskirchen versucht herauszubekommen, was Fliegenbein in Hamburg gemacht hat."

"Na, ich meine, wir sollten auch aktiv werden." Udo blickte auf sein Gegenüber. "Warum lassen wir uns nicht sein Bild zufaxen?"



Langsam quoll das Bild aus der Faxmaschine hervor. Schneider schob es Udo über den Tisch. "Mit diesem Foto werden wir kein Glück haben. Der sieht aus wie ein Ortsamtsangestellter."

"Und wieviel gehen davon in den Puff?"

"Fast alle," Schneider grinste. "Wie sollen die Nutten die dann auseinanderhalten?"

"Heinrich, du übertreibst mal wieder. Die sind doch nicht alle gleich lang."

"Mann, Udo. Wir haben doch nur ein Bild vom Gesicht. Also manchmal weiss ich nicht so recht."

Das Telefon klingelte erneut. Udo griff nach dem Hörer.

"Herr Leberecht. Was? Fliegenbein besuchte jedes Wochenende seine Mutter? Haben Sie ihre Anschrift? Ich notiere."

"Also, mein lieber Heinrich, soviel zum Puffbesuch von Ortsamtsangestellten. Du solltest mal im Lexikon bei Vorurteil und Stereotyp nachlesen.

Abgesehen davon," Udo legte seine Zeitung weg. "Nehmen wir mal an, gut die Hälfte der Ortsamtsangestellten sei weiblich, dann kannst du die schon mal ausschliessen. Und was ist mit denen, die eine verkümmerte Libido haben? Und die haben doch fast alle."

"Was, Udo. Fast alle Ortsamtsangestellten haben eine verkümmerte Libido? Was ist denn mit Polizeibeamten?" Schneider kratzte sich am Kopf.

"Udo. Lass mal. Fahren wir lieber zu Fliegenbeins Mutter."

"Herbert war ein so guter Junge." Die alte Dame brach in Tränen aus. Schneider und Udo sassen ihr auf dem Sofa gegenüber und hielten die Kaffeetassen in der Hand.

"Er hat sogar viel Geld auf mein Konto überweisen lassen. Dabei verdiente er gar nicht so toll, und ich komme mit meiner Rente aus, auch wenn es ruhig hätte etwas mehr sein können."

"Von welchem Konto kam denn das Geld, gnädige Frau?" Udo nahm noch ein Stück Gebäck vom Teller.

"Wo Sie jetzt fragen. Auch das hat mich gewundert. Es kam von den Bermudas. Ist das nicht da, wo das Dreieck liegt? Man hört doch öfter davon, dass dort Schiffe verschwinden. Herbert hat mir nie davon erzählt, dass er dahin gefahren ist. Dass er sich in solche Gefahr begab, aber er wird wohl das Flugzeug genommen haben. Noch etwas Kaffee?"

Schneider und Udo liessen sich den Kontoauszug der alten Dame zeigen und machten sich Notizen.



Im Büro setzte sich Udo an den Bildschirm. "Ich gebe die Daten an die von der Wirtschaftskriminalität weiter. Bin gespannt, wem das Konto auf den Bermudas gehört."

"Selbst wenn herauskäme, es sei ein Konto der MVA, wissen wir noch nichts über den Mörder," meinte Schneider. "Vielleicht kann uns die Hessler weiterhelfen."

Gegen Abend parkte Schneider seinen Wagen in der Parkstrasse, die Villa der Hessler im Auge. Die Häuser Othmarschens, eines vornehmen Stadtteiles von Hamburg, machten den Eindruck, als hätten ihre mit Efeu bewachsenen Mauern Jahrhunderte unbeschadet überstanden. Ihre Zeitlosigkeit vermittelte den Eindruck von Gediegenheit, Geld und Hamburger Understatement.

Motorengeräusch. Schneider schreckte aus seinem Halbschlaf empor. Ein dunkler Mercedes schob sich aus der Einfahrt und entfernte sich. Schneider startete den Motor und folgte dem Wagen. Richtung Sankt Pauli. Interessant, dachte er. Die bunten Lichter der Reeperbahn, Touristenpulks auf breiten Gehsteigen, Schlepper vor den Stripteaselokalen. Der Mercedes bog in eine Seitenstrasse und hielt. Schneider folgte der Frau, die auf die Herbertstrasse zustöckelte, um die Sichtblenden bog und in einem der Eingänge verschwand. In einem der Fenster ging das Licht an, und Schneider wich ein paar Schritte zurück. Eine maskierte Frau in Leder setzte sich auf einen Sessel. Schneider blickte auf die Uhr: Einundzwanzig Uhr dreissig.

Ein junger Mann in Jeans und schwarzer Lederjacke tauchte vor den metallenen Sichtblenden auf, dann verschwand er in dem Eingang, den die Hessler betreten hatte. Kurz darauf stand die Frau im Fenster auf und war nicht mehr zu sehen.
Schneider lehnte sich an die Wand und wartete. Neugierige und Freier schlurften an den Fenstern vorbei, beäugten Nutten, die mit ausdruckslosen Gesichtern, wie Puppen, auf ihren Stühlen sassen, wo schummrige Beleuchtung dem Zahn der Zeit seine Schärfe nahm.

Mehr als zwanzig Jahre war es her, dass er, Schneider, auf St. Pauli herumgestromert war, neugierig auf alles, was vom faden Alltagsleben abwich. Ein Viertel, am Tag noch schäbiger als nachts, in denen Nutten in zwölf Monaten um zwanzig Jahre älter wurden. Die junge Frau, die sich in einem schmierigen Lokal in der Nähe des Hans-Albers Platzes auf einem kleinen Podium auszog und später Gäste unterhielt. Sie hatte zu weinen angefangen, nachdem sie an seinen Tisch geschickt worden war, um ihm eine Flasche Sekt abzuknöpfen. Sie mache so etwas zum ersten Mal.

Die kleine blonde stupsnasige Finnin mit dem Wuschelkopf, die er im Groupie kennengelernt, und die ihm nach drei Bieren vorgeheult hatte, sie wolle doch nur etwas glücklich sein. Sie arbeite in einem Reisebüro, hatte sie ihm erzählt. Er sah sie nachts im Café Mehrer auf der Grossen Freiheit, dem mit den Tischtelefonen, wo sie ihre Männer fürs Stundenhotel aufgabelte.

Die Blondine aus dem Salambo, mit der er um die Ecken gegangen war. Sie liess sich auf der Bühne für Geld durchficken, für zweihundert Mäuse pro Show. Sie hatte ihm von ihrem Vater erzählt, dem sie im Hafenkrankenhaus einen Nagel ins Bein hämmerten.

Der Kellner im Groupie, der ihm abends von seiner Frau berichtete, seinem Zossen, den er auf St. Pauli laufen liess.

Nun, das alles war Schnee von Gestern, als Schneiders Hormone Amok liefen.

Schneiders Blick glitt über das Kopfsteinpflaster. Hier in der Herbertstrasse hatte er eine Silvesternacht mit den Nutten Raketen hochgehen lassen, als er sechzehn Jahre alt war, mit hochgeschlagenem Mantelkragen, und er hatte gemerkt, auch solche Frauen konnten nett sein.



Nach einer halben Stunde verliessen der junge Mann und die Hessler das Haus.

Als Schneider hineinging und läutete, öffnete sich die Tür. Das Gesicht der alten Frau sah aus wie das einer Puffmutter.

"Kommissar Schneider von der Mordkommission. Ich hätte ein paar Fragen an Sie."

"Also ich dachte, ich hätte schon alles gesehen…Die Hessler geht abends als Domina in die Herbertstrasse?" Udo sah von seiner Bildzeitung hoch und biss in seinen Apfel.

"So ist es, mein Lieber. Sie kettet einen nackten Mann an den Bettpfosten und schwingt die Peitsche."

Schneider grinste Udo an. "Wie stehst du zu so was?"

"Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen? Nun, so hat jeder sein Hobby. Nur, ich meine, nichts geht über ein gutes Schachspiel."

"Nun stell dir mal vor, du spielst mit einer Frau, die bombig aussieht, konzentrierst dich auf deinen nächsten Zug, während sie sich auszieht. Was würdest du dann machen?"

"Ich würde mich auch ausziehen, damit die Chancengleichheit wieder hergestellt ist. Und dann würde ich aufstehen, damit sie meinen Ständer sieht." Udo feixte. "Ich glaube, dann wäre ich wieder im Vorteil."

Schneider lachte. "Was macht denn dein Propeller?"

"Du meinst Else? Wir sehen uns nicht mehr so oft. Hab keine Lust, immer so viel Kissen mitzunehmen, damit sie ans Schachbrett rankommt."

"Zurück zur Hessler," meinte Schneider. "Ich würde zu gern wissen, was sie als Gegenleistung für ihren Service bekommt. Das Mütterchen hat mir erzählt, die Hessler miete das Fenster jeden Mittwoch abend, um immer den gleichen Kunden zu bedienen."

Am nächsten Mittwoch sass Schneider mit Kopfhörern in einem Zimmer der Herbertstrasse, rümpfte die Nase und machte sich Notizen. Stinkt hier wie im persischen Männerpuff, dachte er und blickte auf die sich langsam drehenden Spulen des Tonbandgerätes. Hin und wieder zuckte er zusammen, wenn das Klatschen der Peitsche über die Kopfhörer zu ihm drang, dann hatte er genug gehört und holte sein Handy hervor. Wenig später sperrten Polizeiwagen die beiden Ausgänge der Strasse. Schneider nahm die Hessler und ihren Kunden fest.

"Das war bizarr, Udo. Sie hat das Geständnis aus ihm herausgepeitscht."

"Wieso das? Sie hat ihn doch dazu angestiftet." Udo blickte Schneider fragend an.

"Sie machten das nicht zum ersten Mal. Es lief so: Jedesmal, wenn die Hessler ihm befahl, irgendeine Sauerei zu begehen, in diesem Fall unseren Mord, gingen sie anschliessend in die Herbertstrasse und führten ein Rollenspiel auf, indem sie ein Geständnis aus ihm herausprügelte. Das gab ihnen den Kick. Der Bursche war der Frau vollkommen hörig."

Schneider deutete auf das Band, das auf seinem Schreibtisch lag.

"Udo, willst du das Band mal hören?"

"Nee, danke. Muss nicht sein. Und das Motiv? Der Fliegenbein sollte mundtot gemacht werden? Nicht mehr erzählen können, dass er bzw. seine Mutter Geld für die Bauvergabe der Müllverbrennungsanlage erhalten hat?"



Schneider dachte an Emma. "Das Taschenbuch, das meine Frau zur Zeit liest, ich hab da mal reingeguckt. ‘Im Taumel der Leidenschaft’ heisst das Ding. Du glaubst nicht, was da für ein Schrott drin steht. Ich meine, bei den Figuren in dem Roman genügt ein Blick, um sie in Hitze geraten zu lassen. Bei denen geht alles so schnell."

Er lachte gequält. "Es muss an mir liegen, dass Emma so was liest; denn damit mir heiss wird, müsste sie mich auf eine angeschaltete Herdplatte setzen. Das war früher mal anders."

Schneider blickte wie ein geprügelter Hund.

"Ich weiss nicht, Udo. Sollte ich mir auch einen überbraten lassen? Wirkt das? Aber da macht Emma nicht mit."

"Das meinst du doch nicht im Ernst. Verkümmerte Libido, was?" Udo grinste.

"Es scheint, der Beruf versaut uns." Udo blickte Schneider nachdenklich an. "Heinrich, lass dich nicht unterkriegen. Komm doch mal zu uns in den Schachklub. Der lenkt ab und hilft dir, aus dem Tief rauszukommen."

"Vielleicht hast du Recht, Udo. Ich sollte Deinen Tipp befolgen: Schach spielen, und dann mit einer nackten Frau."

"Das hast du gesagt," protestierte Udo und lachte.

Der Fall war abgeschlossen.

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