Mainhattan Moments
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Susanne Ruitenberg und Julia Breitenöder haben Geschichten geschrieben, die alle etwas mit Frankfurt zu tun haben.
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September 2002
Die Entscheidung
von Monique Lhoir


Janet war allein in ihrer Wohnung - wie so oft in letzter Zeit. Es war bereits zwei Uhr morgens. Sie hatte lediglich eine Kerze angezündet, draußen war es stockfinster, nur ab und zu fuhr mal ein Auto vorbei. Ihr CD-Player spielte ‚Dein Lied’ von Laith Al-Deen, das sie immer und immer wieder von neuem hörte. Sie stand vor einer Entscheidung, musste wählen zwischen einer neuen Liebe und einer ziemlich ungewissen Existenz, oder aber einem zukünftigen Leben ohne Geldsorgen, aber dafür mit einem Partner, der alles andere als der Himmel auf Erden war. Es gab für sie keine andere Alternative und auch keinen Kompromiss.

Die CD war beendet, begann automatisch von vorne und sie versank in ihren Erinnerungen.

Als sie René vor acht Jahren kennen lernte, war sie frei, unabhängig und - subjektiv gesehen - auch glücklich und mit sich und ihrer Welt zufrieden. Sie verbrachte mit ihrem kleinen Sohn einen Urlaub auf Mallorca, wollte Segeln lernen und René wurde ihr als Segellehrer zugeteilt. Beide kamen sich näher und hatten eine der üblichen, nichtssagenden Urlaubsaffären. Als die Sommersaison zu Ende ging, brachte sie ihn mit ihrem Auto nach Paris zurück, wo er wohnte. Damit sollte auch diese sommerliche Affäre enden. Doch es kam alles ganz anders.

Wieder zurück in Dortmund wühlte Janet in ihren Unterlagen, weil sie ihren Terminkalender vermisste. Darin hatte sie ihre Arbeitsstunden notiert, die sie jetzt nach ihrem Urlaub noch abrechnen musste. Er war nicht mehr da. Sie überlegte und rief anschließend in Paris an.

„Hallo René, hier ist Janet. Ich vermisse meinen Terminkalender, ist der vielleicht bei dir?"

"Ja, der ist hier", bekam sie zur Antwort. "Wenn du ihn wieder haben willst, musst du nach Paris kommen und ihn dir hier abholen." Das waren damals seine Worte und sie nahm ein ironisches Grinsen in seiner Stimme wahr. Wieder nach Paris? Einerseits verlockend, andererseits hatte sie nicht die Absicht, ihren Urlaubsflirt fortzusetzen. Sie führte ihr geregeltes Leben, liebte ihren Job, ihre Freiheit und war ansonsten recht zufrieden mit dem, was sie hatte. Aus! Schluss! Vorbei! Beendet!

Trotzdem fuhr sie am nächsten Wochenende wieder nach Paris – in die Stadt der Liebe.

Samstags stellte René sie seinen Eltern vor. Janet war überrascht. Ihr Segellehrer aus Mallorca, der ein ziemlich unsolides Leben im Urlaubclub geführt hatte, viel Alkohol trank, sämtliche Touristinnen anmachte, zudem relativ gammelig aussah und folglich auch nicht ihr Typ war, führte in Paris ein Leben in der gehobenen Pariser Gesellschaftsschicht.

Janet war beeindruckt. Renés Mutter bewohnte eine mehr als großzügige Wohnung mit phantastischer, gartenähnlicher Dachterrasse über das ganze Haus sowie mit einem Blick auf die Seine und den Eiffelturm. Nur zugänglich mit einem Geheimcode für den Fahrstuhl. Außerdem beschäftigte sie ein Hausmädchen und weiteres Dienstpersonal.

Sein Vater hatte ebenfalls eine eigene, entsprechend komfortable Wohnung in der Innenstadt von Paris. Aus den weiteren Ausführungen von Renés Eltern an diesem Wochenende erfuhr Janet, dass die Familie neben diesen zwei kostspieligen Eigentumswohnungen noch zwei Hotels im Süden Frankreichs besaß. Janet fühlte sich wie in einer Traumwelt, war überwältigt.

Die Affäre ging nicht zu Ende. Fast jedes Wochenende verbrachte sie in Paris, wurde von der Familie wie die Tochter des Hauses aufgenommen und fühlte sich wie eine Prinzessin.

"Könnten Sie sich vorstellen, mit unserem Sohn zusammen zu leben?" fragte eines abends Renés Vater.

'Zusammen leben?', überlegte Janet. Bislang hatte sie sich keine Gedanken darüber gemacht.

"In Deutschland?", fragte sie überrascht.

"Ja, in Deutschland. So, wie ihr beide dies hier handhabt, dass Sie zum Beispiel jedes Wochenende nach Paris kommen, kann es nicht mehr weitergehen. Entweder entscheiden Sie sich dafür, zukünftig mit unserem Sohn eine feste Partnerschaft einzugehen oder aber ihr solltet euch wieder trennen."

Janet trennte sich nicht von René. Zu Weihnachten holte sie ihn zu sich. Aber was fing man mit einem Segellehrer, der die Gewässer im Mittelmeer gewohnt war und ein so kostspieliges Leben in Paris führte, im Ruhrgebiet an? Er fand keinen Job, machte auch keine großen Anstalten, einen zu finden. So arbeitete sie nunmehr für drei. Anfangs schickten seine Eltern noch Geld, aber nach einiger Zeit nicht mehr.

"Was hältst du davon, ein Restaurant zu eröffnen?", fragte Janet eines Abends, als sie müde aus dem Büro kam. René war begeistert, außerdem benötigte er dringend eine Beschäftigung, um nicht ständig zu Hause herumzuhängen.

"Mein Traum wäre ein karibisches Restaurant", sagte er.

"Dann erfülle dir deinen Traum", erwiderte sie.

Janet steckte ihre gesamten Ersparnisse in gutem Glauben in dieses Unternehmen hinein, der andere Teil kam von seinen Eltern. Renés Traum war schnell zu Ende geträumt, denn innerhalb weniger Monaten war er pleite, Janets Geld weg und René hing wieder zu Hause herum. Wieder arbeitete sie allein für drei.

In den nächsten Wochen wurde Janet das erste Mal mit 0190er-Telefonnummern konfrontiert. Sexnummern. Rechnung: fast 1000 Euro. Janet war sprachlos, stellte René zur Rede und bekam keine Antwort, nur ein Grinsen. Für ihn war alles nur ein Spiel, unerheblich, nichtssagend. René langweilte sich einfach. Janet war enttäuscht und gekränkt.

Das erste Mal rief Janet Renés Eltern wegen dieses Problems an.



"Aber Kindchen, mach dir nichts draus. Das ist alles nur Geld. Wenn du René heiratest, wirst du Millionen erben. Der Junge will sich doch nur amüsieren."



Für Janet brach angesichts dieser Aussage eine Welt zusammen. In ihrer Naivität und aus Liebe zu René glaubte sie aber an ihn, arbeitete weiter, finanzierte ihre kleine Familie und beglich zusätzlich immer wieder die von René verursachten Schulden.



Janet blickte aus dem Fenster, sah zum Mond hinauf und hörte erneut ihr Lied. "Ich weiß, dass du irgendwo da draußen bist, wäre es nicht so, wärst Du mir nicht so nah". Ja, sie träumte, sie träumte von Liebe und Glück, das sie schon lange nicht mehr hatte, und grübelte weiter.



Trotzdem heirateten sie auf Zureden ihrer Schwiegereltern René. Sie glaubte immer noch an ihre Liebe. René nahm auf ihr Drängen einen Job als Reiseleiter an. Fahrten zwischen dem Ruhrgebiet und Paris. Perfekt. Sie war glücklich und hoffte, dass nun alles gut werden würde. Weit gefehlt. Ein halbes Jahr danach erhielt sie einen Anruf der Reiseagentur:

"Ihr Mann schuldet uns Gelder aus dem letzten halben Jahr in nicht unerheblicher Höhe. Er hat die von unseren Reisegästen in bar zu entrichtenden Zusatzleistungen nicht bei uns abgerechnet. Spielt er oder nimmt er Drogen? Vielleicht gibt es auch Mädchen oder so?" Janet war geschockt, traurig, fühlte sich wie erschlagen. Sie versuchte, mit René zu sprechen, aber eine Erklärung bekam sie nicht. Er zuckte nur teilnahmslos mit den Schultern.

Janet rief verzweifelt ihre Schwiegermutter an. Nach dem letzten finanziellen Desaster konnte sie diese hohe Summe für René nicht mehr begleichen.

"Aber Kindchen, mach dir nichts daraus, es handelt sich doch nur um Geld. Lass den Jungen doch. Er genießt eben sein Leben. In wenigen Jahren wirst du Millionen erben."

Janet war niedergeschmettert. Sie fühlte sich inzwischen auch ihrer persönlichen Freiheit beraubt, abhängig von diesen Millionen, die sie mal irgendwann erben sollte.



Ein Jahr später wurde sie beruflich versetzt und zog mit ihrer Familie in den Norden Deutschlands. Wieder arbeitete sie für drei, René fand entweder keinen Job oder wollte keinen finden und wenn, dann nur Aushilfsjobs, gerade ausreichend für sein Taschengeld. Janet wurde müder und müder, resignierte. Das Geld reichte gerade zum Leben. Warum kümmerte sich René nicht um den Lebensunterhalt? Liebte er sie nicht? Sah er nicht die Probleme?



Zaghaft versuchte Janet mit Renés Eltern zu sprechen: "Aber Kindchen, mach dir nichts draus. Das sind doch alles nur finanzielle Probleme. In wenigen Jahren wirst du dafür entschädigt werden. Halte einfach durch, du bist doch eine starke Frau. Außerdem hast du ihn geheiratet und nun ist es deine Aufgabe, René auf den rechten Weg zu bringen."

Janet bekam kein Verständnis, keine Unterstützung, ab und zu mal Geld zugesteckt und Päckchen mit teuren Accessoires und Parfums aus Paris.



Die Kerze war heruntergebrannt. Sie holte eine neue, setzte sie in den Kerzenständer ein und lauschte erneut dem Lied. "Kenn deine Gedanken, nichts an dir scheint mir fremd zu sein. Es ist, wie wenn ich in den Spiegel schau."

'Ja', dachte sie, 'ich möchte einfach mal in den Arm genommen werden und nicht mehr diese Probleme haben. Einfach nur mal verstanden werden. Ausruhen.' Sie grübelte weiter.



Nach einem Jahr meldete ihre Firma Konkurs an. Als Hauptverdiener musste sie zusehen, möglichst schnell einen neuen Job zu finden, um ihre kleine Familie auch weiterhin ernähren und die immer wiederkehrenden Eskapaden von René finanzieren zu können.

"Ich habe einen lukrativen Job in Hamburg gefunden", sagte sie eines abends glückstrahlend und hoffte, dass auch René sich freuen würde, denn sie glaubte und hoffte immer noch auf seine Liebe und Unterstützung.

"Schön, dann sind wir ja gerettet", war sein einziger Kommentar und widmete sich weiterhin seinem Nichtstun.

Täglich fuhr sie nun eineinhalb Stunden mit der U-Bahn hin zur Arbeitsstätte und auch die gleiche Strecke wieder zurück, war dabei mehr als zwölf Stunden unterwegs. Erschöpft kam Janet jeden Tag nach Hause und musste sich nebenbei um Kind, Haushalt und Einkauf kümmern. Sie wurde immer müder und ihre Liebe zu Rene ließ spürbar nach.
Wöchentlich kamen die Anrufe ihrer Schwiegereltern, die ihr wie Kontrollanrufe erschienen. Erwähnte Janet ihre Müdigkeit und Resignation, bekam sie zur Antwort:

"Mach dir nichts draus. Das sind nur alltägliche finanzielle Probleme, die hat jeder. Halte nur durch und bleib bei der Stange."

Aber wie lange noch? Janet wurde immer trauriger.



Die CD war wieder zu Ende und fing von vorn an: 'Wenn es Dich irgendwo gibt - dies ist Dein Lied. Ich hoffe, Du kannst es hören.' Janet stand auf und blickte in die Dunkelheit. Ja, sie wollte es hören. Sie wollte sich endlich einfach mal anlehnen können. Sie war müde, verzweifelt und wollte geliebt werden. Aber wo gab es ihn?

Sie grübelte weiter, ließ die Erinnerungen an sich vorbeiziehen.



Dann trat sie eine kurze Dienstreise an. Einige Zeit darauf bekam sie wieder eine Telefonrechnung über eine enorme Höhe. 0190-Nummern während ihrer Abwesenheit.

"René, kannst du nicht damit aufhören?", fragte sie erzürnt.

"Ich habe mich gelangweilt, weil du nicht da warst", bekam sie zur Antwort. Keine Entschuldigung.

"Gelangweilt?!"

Janet tobte. René hatte wieder einmal, während sie arbeitete und für den Lebensunterhalt sorgte, die Familie in neue finanzielle Schwierigkeiten gestürzt, und es kümmerte ihn nicht, dass sie sich darüber ärgerte. Während Janet noch heulte, klingelte das Telefon. Schluchzend erzählte sie ihrer Schwiegermutter das erneute Dilemma:

"Ach, mach dir nichts draus. Das ist doch nur Geld. Er hat sich eben ein wenig amüsiert, während du nicht da warst. Das ist doch normal. In wenigen Jahren wirst du Millionen erben und dann hast du diese Probleme nicht mehr."

Welche andere Antwort oder gar Unterstützung hatte sie eigentlich erwartet?

Aber ganz langsam verstand sie. René hatte sein Leben lang nichts anderes gemacht, als seinen Egoismus auszuleben, koste es, was es wolle. Und ihre Schwiegereltern hatten alles finanziert. Nun durfte Janet an deren Stelle alles bezahlen und das ausbaden, was er in seinem Egoismus anrichtete. Die Schwiegereltern beruhigten ihr Gewissen damit, indem sie ihr immer wieder versprachen, dass sie ja einmal Millionen von ihnen erben würde.

Janet war tief enttäuscht. Jegliches Vertrauen war dahin, ihre Ersparnisse waren weg und aus ihrer Liebe wurde Hass. Sie arbeitete nur noch, schloss eine finanzielle Lücke nach der anderen, die René riss, zahlte Rechnungen aus Kneipen und einschlägigen Etablissements, für Videospiele und Amüsierreisen. Sie hatte einen Mann, der nicht in der Lage war, für sich selbst zu sorgen. Das war ihr nun klar. Sie würde niemals von ihm in den Arm genommen werden, sie würde mit ihm niemals jemanden haben, der sich auch nur ein einziges Mal um sie kümmerte, geschweige denn, an den sie sich anlehnen könnte. Aber dafür sollte sie ja Millionen erben und entschädigt werden. Dafür?



Der CD-Player spielte erneut. "Dies ist dein Lied. Ich hoffe du kannst es hör´n." Janet wurde, wie so häufig, nervös, schaute in ihre Handtasche und überlegte, ob sie eine ihrer Beruhigungspillen nehmen sollte. Ließ es aber sein und dachte weiter nach.



Ein paar Monate später brach sie zusammen, mitten in der U-Bahn. Ihre psychischen und physischen Kräfte waren am Ende. Notarztwagen, Krankenhaus und erneute Beruhigungsmittel. Trotzdem machte sie weiter, fuhr täglich zur Arbeit, sorgte für ihre Familie, ihren Sohn, das Wichtigste in ihrem Leben. Sie hasste René für das, was er ihr antat . Wenn sie das alles und ihn schon ertrug, dann wollte sie dafür wenigstens als Entschädigung die Millionen erben, für ihren Sohn.



In der nächsten Zeit stellte Janet vermehrt fest, dass sich René fast ausschließlich im Internet in Foren und Chats aufhielt, ganze Tage und Nächte, flirtete und sich amüsierte, sich weder um sie noch um das gemeinsame Leben kümmerte. Sie registrierte es verbissen, wartete nur auf den Tag, an dem sie es ihm heimzahlen konnte.

Wieder war er arbeitslos und verkroch sich in seinen Foren und Chats - zu seinen virtuellen „Freunden" oder betrankt sich bis in die Morgenstunden in irgendwelchen Kneipen und Etablissements. Sprach Janet dieses Thema an, erhielt sie immer wieder die gleiche Antwort: "Nun komm, stell dich nicht so an. Mach dir nichts draus. Männer sind eben so. Leg dir doch einfach einen Liebhaber zu und amüsier dich auch ein wenig. Du bist eine schöne und starke Frau und wirst irgendwann unser Vermögen verwalten müssen. Wer sollte es denn sonst tun, wenn nicht du? René wird niemals dazu in der Lage sein!"



In wenigen Jahren? Würde sie diese wenigen Jahre denn noch überstehen? Würde sie diese wenigen Jahre überhaupt überleben? Was halfen ihr die Millionen, wenn sie in einem Grab vermoderte?

Und Janet begriff langsam. Man hatte sie vor acht Jahren gekauft. Gekauft für die Millionen, die sie "irgendwann" einmal erben und verwalten sollte. Gekauft, um René Stabilität zu geben, der es nie schaffen würde, eine eigene Stabilität aufzubauen. Sie war nur eine Hilfskrücke, die benötigt wurde, um die Probleme von ihren Schwiegereltern fernzuhalten und das Vermögen zu sichern, das ansonsten über kurz oder lang verloren gehen würde. Sie war gekauft worden, die Probleme mit René zu übernehmen, die ihre Schwiegereltern nicht mehr tragen wollten und konnten. Sie hatten Janet absichtlich im Ungewissen gelassen und immer wieder beruhigt, obwohl sie ihren Sohn genau kannten und wussten, dass er nie fähig sein würde, die Unternehmungen der Familie zu leiten. Und in wenigen Jahren würde sie diese verdammten Millionen erben.



Aber dann erwischte es sie. Unvorbereitet und aus heiterem Himmel. Nach all den frustrierenden Jahren verliebte sie sich trotz oder vielleicht gerade wegen all ihrer Probleme. Und auch noch in einem Mann, der keine Millionen hatte, der nur Gefühle für sie aufbrachte, mit dem sie reden konnte und der sie verstand.



Das Lied war zu Ende. Sie ließ den CD-Player erneut laufen. "Bist mir so vertraut, obwohl ich dich nie gesehen hab und was du empfindest, weiß ich ganz genau. Ich weiß das du irgendwo da draußen bist ... Wir werden einander erkennen, wenn es soweit ist."

Und? War es nun soweit?

Jedenfalls war es an der Zeit, sich zu entscheiden zwischen ihrer neuen Liebe und einem ungewissen Dasein oder "irgendwann", falls sie überhaupt die Millionen erben würde, einem Leben ohne Geldsorgen, aber mit einem Partner, der ein Kind geblieben war und sich niemals ändern würde. Und sie würde damit beschäftigt sein, diese verdammten Millionen zu verwalten.



Verzweifelt und um Rat bittend wandte Janet sich erneut an ihre Schwiegermutter.

"Aber Kindchen. Auf diese Art und Weise solltest du das Problem nicht lösen. Jede Liebe vergeht und in wenigen Jahren wirst du Millionen erben. Und nun sei vernünftig und bleibe bei unserem Jungen. Was soll sonst aus ihm und unserem Vermögen werden? Und denke auch mal an mich. Ich würde mir noch im Grabe Sorgen machen und in wenigen Jahren werde ich sterben."

Kein Verständnis, kein Rat. Ihre Gefühle wurden zerrissen und setzten sich in Klumpen in der Magengrube fest.

Aber waren sie und ihre Gefühle letztendlich wirklich käuflich? Sie hatte nun die Wahl - die in Aussicht gestellten, aber bislang nie erhaltenen Millionen oder eine neue Liebe und ein neues Leben. Welche Wahl sollte sie treffen?

Die zweite Kerze war herunter gebrannt. Ihr Lied erklang erneut. Sie versank tief in ihrem Sessel, verkroch sich förmlich, hatte Angst, hörte die letzten Töne des Liedes und traf immer noch keine Entscheidung. Was sollte sie wählen? Die Millionen oder einfach nur Liebe und Leben?

Ihre Entscheidung musste sie nun allein treffen und es würde ihr niemand dabei helfen.

Die letzten Worte des Liedes gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf:

"Ich hoffe, du hörst mich! Ich hoffe, du weißt es! ..."



© Monique Lhoir

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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