Das alte Buch Mamsell
Das alte Buch Mamsell
Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
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Dezember 2002
7 + Acht
von Lars Blumenroth


1 Jahr
52 Wochen
365 Tage
8760 Stunden
525600 Minuten
31536000 Sekunden
„Noch eine Stunde!", verkündete Eins trocken. Er richtete sich auf und ging zu dem kleinen Mann am anderen Ende des Raumes. „Eine Stunde noch!"
„Wir haben es gehört, Mann."
„Halt die Schnauze Sieben!"
„Warum streitet ihr euch immer?"
„Warum lässt Eins nicht einfach diese scheiß Ankündigungen?"
„Ruhe Leute!", schmetterte Eins dazwischen. Die drei Männer verstummten sofort. Er hatte hier das Sagen, das wussten alle. Selbst Sieben wusste das. Doch es war sein erstes Jahr, daher nahm Eins es nicht so übel. Die anderen allerdings sollten sich gefälligst etwas zurück nehmen. „Reiß dich zusammen Fünf, ich kündige hier an, wie und wann es mir gefällt!"
Fünf trat schmollend auf die andere Seite und ließ sich neben eine blonde Frau nieder, die alle nur Sechs nannten. „Dieser verdammte Jahrestag!", murmelte er noch, dann schloss er die Augen und bewegte sich nicht mehr.
Eins konzentrierte sich wieder auf den kleinen Mann, der vor ihm auf dem Boden kauerte und leise zählte.
„...55, 56, 57, 58..."
Er fiel vorsichtig in den Rhythmus mit ein, wurde langsam lauter, bis der andere dies bemerkte, aus seiner Litanei erwachte und zu ihm aufsah. Jetzt zählte Eins.
„...13,14,15,16..."
Die zweite Minute der letzten Stunde war angebrochen. Bald würde es soweit sein.
Während die Zeit sich weiterhin zäh dahin zog, stand das Bild fast unbewegt. 7 Menschen in einem weißen Raum, der weder beleuchtet noch sonst irgendwie angestrahlt wurde, sondern einfach nur weiß und hell war. Nirgends war eine Lücke auszumachen, kein einziger Gegenstand in diesem weißen Rechteck. Und doch war alles so hell, als würden 100 Neonröhren ihre Energie in diese 24 Quadratmeter pumpen.
„...37,38,39,40..."
Die fünfte Minute der letzten halben Stunde. Eins hatte eine komplette Wand für sich allein. Er kniete dort, mit dem Rücken an dem glatten Grund, zählte wie automatisiert vor sich hin. Links von ihm an der längeren Wand lag Sieben, ein junger Spund, der noch viel zu lernen hatte, was das Leben in geschlossenen Räumen anging. Rechts an der Wand lag Zwei, der Kleine, den Eins vom Zählen abgelöst hatte, um die letzte Stunde anzusagen. Drei stand fast in der Mitte des Raumes und blickte starr auf den Boden. Eins wusste, dass sie nervös war, aber er machte sich ihretwegen keine Sorgen. Drei war vernünftig. Vier dagegen machte ihm Sorgen. Vier war ein ältlicher Mann, der sich aus allem raushielt - solange, bis es irgendwann in einem tosenden Anfall aus ihm herausplatzte. Viel zu lange war er schon ruhig und drückte sich in die Ecke, die sich dem Zähler links gegenüber befand. Gleich daneben, der aufbrausende Fünf, der mal wieder einen Arm um die abweisende Sechs gelegt hatte. Soweit Eins sich erinnern konnte, hatte Sechs lediglich ein paar mal kurz im Schlaf gemurmelt, ansonsten aber niemals etwas gesagt.
„...8,9,10,11..."
Einen Moment später hob Zwei den Kopf und verkündete: „600!" Drei sah vom Boden auf und blickte ihn stumm an. Im Schleichschritt rückte sie auf die Wand zu und ließ sich nieder. Alle wussten, dass es kaum noch 10 Minuten waren. 10 Minuten, 9 Minuten, 8, 7... dann würde ein neues Jahr anbrechen, und was viel schlimmer war...
„Die letzte Minute!", trompetete Zwei. Sieben presste sich an die Wand. Der Fünf stand Schweiß auf der Stirn. Sechs hatte die Hände vor ihr hübsches Gesicht geschlagen. Der Countdown hatte begonnen:
10, 9, 8, 7, 6...
Vier räusperte sich auffallend oft. Drei wischte aufgeregt über ihre Beine.
...5,4,3...
Fünf wimmerte.
...2...
...1...
„Null!", rief Eins, und im gleichen Moment ging das Licht aus und der Raum wurde schwarz. Alle rieben ihre Augen, versuchten, sich auf diesen plötzlichen Umschwung einzustellen, rissen die Lider weit auseinander, um eventuell doch etwas sehen zu können, aber so sehr sie sich auch anstrengten, der Raum blieb schwarz, nichts war zu erkennen. Einmal im Jahr war es in dieser Kammer Nacht. Für exakt eine Minute. Niemand rührte sich, selbst das Zählen hatte aufgehört. Eine Minute absolutes Nichts.
Dann war mit einem Blitz von Helligkeit alles wieder weiß. Punktgenau setzte Eins mit dem Zählen ein.
„...2,3,4,5..."
Es war vorbei. Ein Jahr war herum. Ein weiteres Jahr in dieser weißen Hölle. Aber die Schwärze war nicht gewichen, ohne ihnen etwas zu hinterlassen.
Auf dem Boden in der Mitte des Raumes lag eine Frau von etwa 35 Jahren. Ihre braunen Locken legten sich wie Klauen über den hellen Grund und ihr nackter Körper war viel dunkler als die weißen Leiber der anderen. Sie war die Neue, sie war die Acht.
Nach dem Plan war eigentlich jetzt die Sieben mit Zählen dran. Aber Eins hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Er wollte sich auf den Zähler verlassen können, und Sieben war einfach noch nicht so weit, in solchen Situationen unbeirrt die Zeit zu halten. Während er weiter vor sich hin die Sekunden aufsagte, gab er Fünf ein Zeichen. Er verstand sofort, nicht er war gemeint, sondern Sechs, die noch immer die Hände vor das Gesicht hielt. Sie wurde gerüttelt, nahm die Hände fort, sah auf Eins und wusste, was von ihr verlangt wurde. Wortlos erhob sie sich, achtete darauf, an der Wand entlang zu gehen und hockte sich schließlich neben ihn. Einige Zeit nickte sie mit dem Kopf den Takt mit, dann zeigte sie ihm endlich ihren Daumen, was bedeutete, dass sie übernommen hatte.
„So, das hätten wir wieder geschafft.", fasste Eins das Ereignis trocken zusammen. „Wir sind wieder einer mehr." Sein Blick glitt über die Person am Boden.
„Darf ich sie wecken?", fragte Fünf hastig und kroch behende zur Mitte.
„Nein, das ist meine Aufgabe, das solltest Du wissen." Eins beugte sich über die Frau. die anderen sahen gebannt zu. Vorsichtig strich er ihr über den Arm. Es war immer wieder seltsam zu sehen, wie dunkel die Haut der Neuankömmlinge war. Behutsam fasste er ihren Oberarm und bewegte ihn ein wenig. Acht war immer noch bewusstlos. Er verstärkte das Rütteln und plötzlich schreckte die Neue zusammen, riss die Augen auf und sah ihn entsetzt an. Panisch sah sie sich um, bemerkte unerwartet, dass sie nackt war und schrie auf.
„Ruhig! Es wird dir nichts passieren!"
Die Frau strampelte sich trotzdem von ihm weg, versuchte vergeblich, ihre Blöße abzudecken und wurde schließlich von einer weißen Wand gehalten.
„Beruhigen sie sich! Wir werden ihnen helfen soweit es geht."
Aufgeregt warf die Fremde ihren Kopf hin und her, suchte nach etwas, einem Ausgang wohl, fand aber keinen. Eins beschloss, ein wenig Zeit verstreichen zu lassen, zog sich zurück und wartete ab. Niemand sagte etwas, keiner rührte sich, bis auf Sechs, die mit dem Kopf die Sekunden mitnickte. Erdrückende Stille. Weiße, die alles bis ins kleinste Detail ausleuchtete. Alles wartete.
...nick, nick, nick, nick...
Nach einer kleinen Endlosigkeit gab die Neue schließlich ihre angespannte Haltung auf. Eins wusste, dass niemand all zu lang die Abwehr aufrecht halten konnte. In diesem Raum geschah nichts, also hatte man nur zwei Möglichkeiten: Entweder wurde man Teil des Nichts, oder man stellte Fragen und wurde dann Teil des Raumes. Bei manchen Neulingen dauerte es länger, manche fragten sofort, und Eins spürte, dass Acht dabei war, ihre Scheu zu verlieren. Die Fragen wurden zu mächtig, sie wollte wissen, was hier geschah, sie wollte eine Erklärung. Wie grausam, dass sie die nicht bekommen würde.
„Wo bin ich?", fragte sie endlich mit gebrochener Stimme. Keiner schaute auf. Alle taten so, als wäre die Unterbrechung der Stille nie geschehen. Eins verzog das Gesicht zu einer Grimasse des mitleidigen Lächelns. Es war jedes Jahr das selbe Spiel.
„Du bist in einem weißen Raum.", antwortete er und versuchte so natürlich zu klingen, wie es ihm einem Neuankömmling gegenüber nur möglich war.
„Das sehe ich.", erwiderte die Frau brüsk und raffte sich wieder in ihre angespannte Position. „Ich will wissen, wie ich hier heraus komme." Ihr Gesicht hatte einen leicht trotzigen Zug. Aber Eins sah dahinter die Angst. Er bemerkte die feuchten Augen.
„Du brauchst dich nicht zu fürchten, hier passiert dir nichts. Alles was dir passieren konnte, ist bereits schon geschehen." Er räusperte sich. „Du bist hier im weißen Raum. Es gibt keinen Ausgang."
„Sie sind ja verrückt!", schrie die Neue plötzlich. „Was wird hier gespielt?" Ihre Stimme war schrill und ihr Körper zitterte.
„Es wird ein wenig brauchen, bis du dich daran gewöhnt haben wirst. Aber das ist normal. Wir haben alle Zeit, die dazu nötig ist."
„Ich will mich an nichts gewöhnen, ich will zurück!"
„Das wollen wir alle!", warf Sieben plötzlich ein und erschreckte Acht damit. Erst jetzt schien sie zu realisieren, dass die anderen keine Puppen waren. Eins kannte diese Reaktion. „Er hat recht, wir wollen alle wieder zurück.", versuchte er sie zu beruhigen. „wir gehören hier alle zusammen."
„Wer seid ihr?"
„Ich bin Eins. Das dort", er zeigte auf den Jungen neben ihm, „ist Sieben. Unser Zähler ist Sechs. Neben Dir hocken Zwei, Drei", er deutet zu ihrer Linken, dann zur anderen Seite, „und Vier. Und der Wilde dort ist Fünf." Fünf sah sie aus einem mit zerzaustem Haar umrahmten Gesicht geifernd an.
Acht war wieder in sich gekehrt. Eins wusste, dass sie nichts von dem verstehen wollte, was hier geschah. „Du musst wissen, dass wir hier keine richtigen Namen haben. Wir sind durchnummeriert nach unserem Erscheinen. Ich bin der Älteste. Seit acht Jahren bin ich nun hier. Du bist jetzt Acht."
Sie sah ihn entsetzt an. „Ich heiße Melanie!", fauchte sie.
„Ich weiß, dass das Ganze nicht einfach für dich ist. Aber du wirst zugeben, dass wir uns hier an bestimmte Regeln halten müssen. Wir haben alle ein einziges Ziel: hier wieder rauszukommen."
„Wie seid ihr denn in diese Scheiße reingekommen?" Tränen liefen an ihren dunklen Wangen herunter.
„Es gibt keine Erklärung dafür. Alles was du über diesen Umstand wissen kannst, sind deine ganz persönlichen Vermutungen in deinem Kopf."
„Ich habe geschlafen!"
„Es ist aber kein Traum. Leider nicht."
„Muss es aber!"
Eins seufzte und senkte wieder seinen Kopf. Nach einem endlosen Abschnitt des Schweigens klatschte Sechs plötzlich in die Hände. Alles sah auf.
„Drei, du machst weiter. Danach wieder der Reihe nach."
Drei erhob sich schwerfällig und schlich auf Sechs zu, die immer noch mit dem Kopf nickte. Vorsichtig setzte sich Drei neben sie und wartete. Schließlich schnippte Sechs die letzten 10 Sekunden mit den Fingern mit und Drei wusste, dass sie übernehmen musste.
„...58,59,60,1...", setzte das Zahlengemurmel nach einer Stunde schweigenden Nickens wieder ein.
„Was macht ihr da?", fragte Acht intuitiv.
„Wir halten die Zeit.", antwortete Eins wie selbstverständlich.
„Wofür soll das gut sein?"
„Es gibt hier keine Uhr. Es ist außerdem die einzige Beschäftigung, die wir haben."
„Ihr seid krank!"
„Vielleicht sind wir das. Du wirst es auch noch werden."
„Niemals!"
Damit war das Gespräch wieder für eine Weile abgeschlossen. Eins sah aber, dass Acht immer wieder auf Drei sah und teilweise erstaunt aber auch verständnislos beobachtete, wie die ältere Frau jede Minute bis 60 verfolgte, um danach die nächste bei 1 zu beginnen.
„Woher weiß sie, dass sie den richtigen Takt hat?", wollte Acht überraschend wissen. Ein höhnisches Lächeln hatte sich auf ihr Gesicht gestohlen.
„Der Rhythmus der Sekunden wird vom Raum vorgegeben. Das hört sich für dich jetzt etwas phantastisch an, weil du das Ticken noch nicht hören kannst, aber sobald du ein paar Wochen hier bist, wirst du es in dir spüren. Es ist wie ein Metronom, dass erst von außen zu vernehmen ist, schließlich aber den Ursprung in dir selbst hat."
„Okay, okay, ihr habt gewonnen, ich spiele mit!", lachte Acht plötzlich auf. „Nehmen wir mal an, dass wir tatsächlich in diesem Raum gefangen sind und alles so ist, wie du behauptest. Was für einen Sinn sollte das alles haben?"
„Den Sinn musst du dir selbst finden."
„Ach, was für eine Überraschung! Willst du mir etwa sagen, dass Gott uns in diesen Raum gestopft hat?"
„Wenn es für dich einen Gott gibt, dann kannst du es dir gern auf diese Weise erklären. Jeder von uns hat seine eigenen Theorien, aber keiner hat das Wissen."
„Gut, schon verstanden. Was ist das hier überhaupt für ein Raum? Woher kommt das Licht?" Sie sah sich um.
„Das wissen wir nicht. Weder das Material noch die Lichtquelle ist uns bekannt."
„Habt hier nicht versucht auszubrechen?"
„Aus diesem Gefängnis kann man nicht ausbrechen. Es gibt keine einzige Lücke, keine Ritze, das Material ist viel zu hart, um mit dem eigenen Körper dagegen vorzugehen."
„Ha!", lachte die Frau spöttisch auf. „Dieser Raum ist also absolut dicht, was? Und wie kommt es dann, dass ihr so lange atmen konntet?"
„Hier atmet keiner." Eins sah sie herausfordernd an. Die Frau ihm gegenüber lachte und schüttelte den Kopf, dann glitt ihre Maskerade jäh von ihr ab und sie fasste sich erschrocken an die Brust. Eins wusste, was sie nun gerade entdeckte. Sie war tot. Oder zumindest nicht beatmet.
„In diesem Raum spielt es keine Rolle, ob man atmet oder nicht.", erklärte er. „Du brauchst aber keine Angst haben, wenn du möchtest, dann kannst du noch Atmen."
Die Frau brach in Tränen aus, fasste sich immer wieder an die Brust, jammerte, flehte. Eins trat an sie heran.
„Beruhig dich Acht, das ist hier ganz normal. Wenn du möchtest, dann atme. Du brauchst dich nur etwas darauf zu konzentrieren und es bewusst machen."
Acht wurde ruhig, sie legte sich auf den Rücken und sog das, was sie umgab, gierig in ihre Lungen. Eins legte seine Hand sanft auf ihren Bauch.
„Wir wollen dir nichts Böses. keiner von uns hat sich das hier ausgesucht, wir haben alle das durchgemacht, was auch du jetzt durchmachen musst."
Der Brustkorb der Frau hob und senkte sich angestrengt. Sie weinte jetzt nicht mehr, schien sich nur noch auf ihre Lungen zu konzentrieren.
„Vielleicht setzt du jetzt einfach mal mit dem Atmen aus.", schlug Eins vor. Acht schüttelte heftig den Kopf. „Keine Angst, probier es einfach mal. Wenn du Verlangen hast zu Atmen, kannst du sofort wieder anfangen." Sie sah ihn mit verquollenen Augen an. Dann senkte sich schließlich ihr Leib und dabei blieb es.
„...23,24,25,26..."
„Und, glaubst du mir jetzt, dass du hier nicht ersticken wirst?"
Ängstlich richtete sich Acht wieder auf. Sie wirkte mitgenommen, etwas verstört.
„Warum das alles?", fragte sie weinerlich. „Warum wurde ich von zu Hause weggerissen? Was ist mit meinen Kindern? Was bin ich jetzt dort? Liege ich in meinem Bett? Bin ich tot?"
Eins legte tröstend seinen Arm um sie. „Darauf gibt es keine Antworten."
„Was habe ich denn getan?" Sie schüttelte ihren Kopf, neue Tränen rannen ihr das Gesicht hinab.
„...47,48,49,50..."
Eins hatte sich wieder zurück gezogen. Die Neue saß schweigend aber einigermaßen gefasst ihm gegenüber.
„Wieso können wir reden, wenn wir nicht atmen?", erhob sie nach längerer Pause wieder ihre Stimme.
„Wir müssen nicht atmen, wir können aber. Genauso müssen wir nicht sprechen, wir tun es nur, wenn wir es wollen. Wenn du sprechen willst, atmest du automatisch, ohne dir dessen bewusst zu sein, weil dein Ziel nicht das Atmen selbst ist, sondern das Sprechen."
Acht nickte. „Können wir denn nicht sterben?"
„Nein." Eins räusperte sich. „Als Vier hierher gekommen ist, wollte er mich umbringen. Er schlug stundenlang auf mich ein, ohne damit etwas zu bewirken. Seine Fäuste haben mich zwar getroffen, aber die Wirkung kam bei mir einfach nicht an. Es war nichts weiter als ein leichter Druck."
„Also leben wir ewig?"
„Meine Vermutung ist, dass wir nicht altern. Aber das kann niemand beweisen. Unsere Körper verändern sich nicht, bis auf die Tatsache, dass die Haut ausbleicht."
„Und jedes Jahr kommt ein Neuer hinzu?", wollte Acht ungläubig wissen. Sie richtete sich langsam auf.
Eins nickte.
„...14,15,16,17..."
„Was ist, wenn der Raum nach etlichen Jahren irgendwann mal voll ist?"
Ein betretenes Schweigen schlug ihr entgegen. Diese Antwort überrollte sie so unvorbereitet, dass sie entsetzt wieder in sich zusammen sank.

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