Honigfalter
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März 2003
Nachrichten von der Front
von Matthias Marzy


„Sergeant Blix, Blix!“
„Ja, was gibt’s?“
„Ich habe soeben schlechte Nachrichten erhalten. Es hat zwei unserer Helikopter erwischt.“
„Jeglicher Irrtum ausgeschlossen? Wie konnte es nur zu dieser Tragödie kommen?“
„Anscheinend beschossen sie den Feind. Dieser sie, offenbar mit Erfolg.“
„Diese vermaledeiten…. Wie können die es nur wagen…“
„Genau. Was sollen wir der Presse und vor allem den Angehörigen der Verstorbenen mitteilen.“
„Nichts.“
„Nichts Sir?“ verwundert starrte Soldat Duke seinen Vorgesetzten an.
„Genau, Nachrichtensperre. Das effektivste Mittel überhaupt.“
„Aber die Verwandten, die haben ein Anrecht es zu erfahren. Das ganze Volk muss es erfahren, dass man zu ihren Ehren trauern kann.“
„Trauern! Sind Sie wahnsinnig, Duke? Unser Volk hat nicht zu trauern. Die Soldaten müssen mit dem Wissen in die Schlacht ziehen die Besten überhaupt zu sein, mit der besten Ausrüstung sowieso. Was ist schon die Wahrheit über den Tod von ein paar Soldaten, im Vergleich zu unserer unverwüstlichen Kampfmoral. Ganz zu schweigen von diesen elenden, ewigen Friedensdemonstranten. Für die wäre so eine Nachricht doch ein gefundenes Fressen.“
„Sie haben Recht. Aber was ist, wenn sich Eltern nach ihren Kindern erkundigen. Die Angst bei den Familien ist groß, zu viele Väter haben im letzten Krieg ihre Söhne überlebt.“
„Unfall, es war ganz einfach ein simpler Unfall. Das sagen Sie ihnen. Herr Gott sie werden es verstehen, täglich sterben Tausende in sinnlosen Unfällen. Das ist doch keine große Sache. Die zwei Hubschrauber sind einfach zusammen gestoßen.“
„Grandios, Sie sind ein echtes Genie, Sergeant. Wie soll das Trauerschreiben aussehen? Leider müssen wir ihnen mitteilen, dass Ihr Sohn, ein hervorragender Soldat, im Kampf auf Unglücksame Art und Weise ums Leben kam. All seine Ausbildung, sein militärischer Drill, seine Fähigkeit blitzschnell zu reagieren haben ihm nichts gegen das unbarmherzige Schicksal geholfen. Gott ist grausam, möge er seiner Seele gnädig sein. Punkt. Was halten Sie davon?“
„Noch nicht ganz Duke. Vergessen sie nicht unsere oberste Maxime hier beim Nachrichtendienst.“
„Gottlieb und seinen Freund Jimmy den Totengräber immer raus zuhalten beziehungsweise sie so blumenhaft wie nur möglich darzustellen?“
„Nein, ich meinte unser zweites Ziel. Verschaffe dir einen Vorteil, egal woraus, wodurch und womit. In diesem Sinne, wie klingt technischer Defekt verursacht durch koreanische Bauteile. Vermutlich von kommunistischen Nordlern manipuliert.“
„Genial, Sergeant! Welch Muse hat Sie nur geküsst. Also folgendes schreiben wir: Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihr Sohn, ein tapferer Soldat und ausgezeichneter Pilot, das Opfer eines tragischen Unfalls wurde. Mit größter Wahrscheinlichkeit führte ein terroristische Manipulation an seinem Helikopter zu diesem bedauerlichen Zwischenfall. Die Nation trauert mit Ihnen. Anbei erhalten sei seinen restlichen Sold als Scheck.“
„Klingt gut, fast zu gut.“
„Soll ich gleich ein Duzend anfertigen lassen?“
„Machen Sie fünf daraus, Duke. Lieber fünf Duzend.“

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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