Der Tod aus der Teekiste
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April 2003
Fremdes Land
von Gerlinde File

Wo beginnt sie eigentlich, die Fremde? Erst weit weit weg, über dem Ozean? Dort, wo wir eine Staatsgrenze überschreiten oder dort, wo eine fremde Sprache gesprochen wird? Beginnt die Fremde schon vor meinem eigenen Küchenfenster, wo die Schweizer Berge steil aufragen, oder vor meinem Wohnzimmerfenster, durch das ich den Lauf der Jahreszeiten auf den grünen Hügeln des Liechtensteinischen Fürstentums verfolgen kann?
Was ist Nähe, was ist Ferne? Wie nah scheinen doch die Gipfel der Drei Schwestern an sommerlichen Föntagen im Abendrot und wie endlos ferne, wenn ich aufbreche, um sie zu Fuß zu erklimmen. Und wo sind sie gar in den drei herbstlichen Nebelwochen, in denen sie schlichtweg nicht zu existieren scheinen?
Ein Land wie Vorarlberg wird jedes Jahr von Millionen von Touristen heimgesucht. Sie alle sind dort in der Fremde, wo ich mich zu Hause wähne. Aber bin ich hier überhaupt zu Hause? Eigentlich bin ich am anderen Ende von Österreich geboren und aufgewachsen, und meine eigene Mutter versteht mich nicht, wenn ich den Vorarlberger Dialekt spreche, den ich mir hier angeeignet habe.
Wo beginnt sie, die Fremde? Vor unseren Augen oder nicht viel mehr hinter unseren Augen, dort wo wir einteilen, werten und vergleichen und wo wir nur manchmal zaghafte Schritte in die völlig befremdlichen Tiefen unseres eigenen Unterbewußtseins wagen?

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Maria sitzt neben ihrem 19-jährigen Sohn im Auto. Er hat sich großzügig bereit erklärt, sie die zwanzig Minuten ins Bildungshaus St.Arbogast zu fahren. Seit fast dreißig Jahren besucht sie mehrmals im Jahr Kurse in diesem Haus, meistens ein Wochenende von Freitag abends bis Sonntag mittag, manchmal auch ein paar Tage in den Oster- oder Sommerferien, so wie dieses Mal auch. „Papa“ ist Lehrer. Für kurze Zeit kommt er mit den Kindern notgedrungen allein zurecht. Er hat sich wohl oder übel daran gewöhnt, daß es seine Frau als ihr gutes Recht betrachtet, gelegentlich einen kleinen Urlaub von der Familie in Anspruch zu nehmen.
Als Maria nach der kurzen Fahrt auf dem weiten Platz vor dem Hauptgebäude des Bildungshauses aus dem Auto steigt, fühlt sie sich wie in einer anderen Welt. Dennoch ist ihr hier alles vertraut. Sie weiß, wo sie sich anmelden muß, wo Seminarräume, Speisesaal und Toiletten zu finden sind; sie kennt den Hausverwalter samt Familie und die meisten Angestellten mit Namen, ja sie kennt sogar den Seminarleiter, der mit dem Hausverwalter an einem Cafe-Tischchen sitzt und die letzten organisatorischen Fragen klärt. Sie besucht bereits den zehnten Kurs bei Alois Neuhold, einem Künstler und Theologen aus der Steiermark, der immer wieder „malende Einkehrtage“ in diversen Bildungshäusern anbietet. Maria war bei seinem ersten Kurs in St. Arbogast und seither in jedem weiteren. Diesmal ist das Thema die Natur.
Um zwanzig Uhr treffen sich alle Teilnehmer im Werkraum. Maria kennt drei Teilnehmer aus früheren Kursen, die anderen acht sind ihr völlig fremd.
***
Anna sitzt in einem Flugzeug von Zürich nach Fuerteventura. Ihr Mann hat sie zusammen mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter Klara und den achtjährigen Zwillingen Peter und Mathias von Vorarlberg aus zum Flughafen gebracht, eine gute Stunde im Auto. Sie ist inzwischen fünfzig Jahre alt und endlich hat sie es geschafft, sich den lange gehegten Wunsch zu erfüllen, einmal mit den Kindern auf eine Insel mitten im Meer zu fliegen. Ihr Mann hat einfach nichts übrig für einen Urlaub. Er ist mit zwanzig Jahren von einem Tiroler Bergbauerndorf in eine Stadt in Vorarlberg gezogen, das war für ihn Abenteuer und Fremde genug für ein ganzes Leben. Inzwischen hat er sich ein eigenes Haus gebaut und sich mit einer ganzen Schar von Hühnern, Hasen und Meerschweinchen umgeben. Die kann er doch unmöglich auch nur ein paar Tage allein lassen. Endlich hat er nachgegeben und das nötige Geld herausgerückt, damit wenigstens Frau und Kinder einmal fliegen können und ihm nicht mehr in den Ohren liegen.
Die Auswahl der Insel hat Anna dem Zufall überlassen. Sie hat „last minute“ gebucht und das angebotene Hotel entsprach sowohl ihren Vorstellungen als auch ihren finanziellen Möglichkeiten.
Die Fahrt im Flugzeug dauert gute vier Stunden. Die Kinder vertreiben sich die Zeit mit Spielen. Anna schaut gebannt aus dem Fenster, auf die Wolken, die verschiedenen Landschaftsformationen und später auf das Meer tief unten. Nur widerwillig löst sie sich von diesem Anblick, sei es um zu essen, seien es die kleinen Streitereien zwischen den Geschwistern, die es immer wieder zu schlichten gilt.
Endlich am Flughafen von Puerto del Rosario angekommen, machen sie sich gemeinsam auf die Suche nach dem Gepäck. Es hilft alles nichts, ein Koffer ist nicht da. Er muß am Züricher Flughafen wegen der dortigen Umbauarbeiten in ein falsches Flugzeug geraten sein. Alle Schwimmsachen, fast alles Gewand der Zwillinge und sämtliche T-Shirts von Mama sind in diesem Koffer. Das Ausfüllen von Zetteln kostet eine gute Stunde. Erst dann bringt sie ein Bus ins gebuchte Hotel.
Als sie die riesige Empfangshalle betreten, bleibt allen ein bißchen die Luft weg. Das Hotel ist weit nobler und luxuriöser, als sie es erwartet haben. Sie lassen sich die Laune aber nicht weiter verderben. Bald ist das Zimmer gefunden, die Koffer sind ausgepackt, und die vier sind auf dem Weg zum Meer, wo die Kinder halt in Gottes Namen in Unterhosen ihre ersten Erfahrungen mit salzigem Meerwasser sammeln.
***
Nach der Vorstellungsrunde hat Alois Neuhold den Kursteilnehmern den Gebrauch der Papiere und Farben erklärt, die er mitgebracht hat, kaum ein Material, das hier nicht vertreten wäre. Inzwischen ist er damit beschäftigt, den „Schülern“ seine Vorgehensweise beim Malen zu erklären. Ihm kommt es nicht so sehr auf das Ergebnis an, sondern auf die Freude am Tun, daß man mit allen Sinnen bei der Sache ist und daß man immer wieder Pausen einlegt zum Schauen und Ruhen. Maria läßt die Erklärungen eher gelangweilt über sich ergehen. Sie hört im Grunde zum zehnten Mal das Gleiche. Für sie ist das, was den anderen fremd und neu ist, fast schon Routine. Was sie immer wieder aufs neue anspricht, sind die Themen, die der Leiter vorgibt, die langen, stillen und einsamen Stunden beim Malen und die Möglichkeit, sich mit anderen über die Erlebnisse eines langen Tages auszutauschen, die eigenen Bilder vorzustellen und sich von denen der anderen jedes Mal aufs neue überraschen zu lassen. Am Ende der Abendveranstaltung ist Maria ausgelaugt und müde. Der Stress vor dem Aufbruch von zu Hause macht sich bemerkbar, und mit den anderen Kursteilnehmern ist sie noch wenig vertraut. Sie unterhält sich kurz mit einer der Frauen, die sie von früher kennt, dann zieht sie sich auf ihr Zimmer zurück und schon bald danach taucht sie unbeschwert in das Land der Träume.
***
Anna und ihre drei Kinder haben inzwischen das Hotel und die Anlagen rundherum abgewandert, um sich zu orientieren. Sie wurden höflich darauf aufmerksam gemacht, daß nasse Kinder im Badeanzug nicht in die Taverne neben dem Pool dürfen, auch nicht, wenn Mama dort gerne im Schatten sitzen würde, und daß man im Speisesaal nur ordentlich bekleidet eingelassen wird. Nach dem reichlichen Essen am Buffet sind alle totmüde. Schließlich sind sie seit vier Uhr morgens unterwegs. Die Kinder gehen freiwillig sofort ins Bett und auch Anna ist bald eingeschlafen.
***
Der erste Kurstag in St. Arbogast steht unter dem Thema „Pflanzen“. Die ganze Gruppe schwärmt aus, um sich in der Umgebung von Blumen, Blüten und Blättern zum Zeichnen und Malen inspirieren zu lassen. Da wird nach kleinen und kleinsten Ausschnitten gefahndet. Eine ganze Welt von seltsamsten Formen tut sich auf, wo früher nur Unkraut stand. Maria sucht sich einen schattigen Platz im Wald und macht es sich auf einem umgefallenen Baumstamm bequem. Aus einem morschen Ästchen zu ihrer Linken wachsen drei winzige Pilze, gerade einmal ein paar Millimeter hoch, dennoch mit Stiel und Hut, wie es sich gehört. Auf Marias Blatt schwellen sie zu einer stolzen Höhe von zehn Zentimetern an. Die Hüte der Pilze sind eigenartig gerippt. Bei einem normalen Waldspaziergang hätte sie diese Pilze nie gesehen, geschweige denn, sie näher beachtet. Eine einsame, kleine Grünpflanze, die wie verloren aus der braunen Walderde wächst, ist bald auf ihrem zweiten Blatt Papier zu erkennen. Ein drittes Zeichenblatt wird mit einem Gewirr von verschiedenen Gräsern und Blättern überzogen, die neben der Wurzel eines Baumes ihr Dasein fristen. Fürs Erste ist Maria zufrieden. Sie legt sich faul auf den weichen Waldboden, starrt durch das Blätterdach eines Baumes geradewegs in den Himmel und hört den Vögeln zu. Die Zeit fürs Mittagessen kommt schneller als es ihr recht ist.
Am Nachmittag streift Maria erneut durch den Wald auf der Suche nach Motiven. Am Rande einer Lichtung setzt sie sich ins Gras, nimmt Papier und Bleistift zur Hand und schaut sich um. Nichts da, was wirklich ihre Aufmerksamkeit erregt hätte. Das Blatt bleibt lange Zeit leer. Auf einmal bemerkt sie, daß das Blatt so leer und weiß gar nicht ist, wie sie meinte. Der Schatten des Laubes über ihr hat dunklere und hellere Flächen auf das Blatt geworfen, dazwischen zittern leuchtende Sonnenkringel, ein Kunstwerk, wie sie es selbst nicht besser hätte ausdenken können. Maria beginnt mit dem weißen Stück Papier in der Hand durch den Wald zu wandern. Wieder einmal tut sich eine neue und völlig fremdartige Welt vor ihren staunenden Augen auf, eine schwarz-weiß-graue Welt von bizarren und unwirklich anmutenden Formen. Neben einem kleinen Ahornsproß legt sie ihr Zeichenblatt auf den Boden. Er hat gerade einmal fünf Blätter entfaltet. Sein Schatten sieht aus wie ein Thronsessel, umgeben von geheimnisvollen Schleiern. Maria zieht die Umrisse der Schatten mit einem Bleistift nach, die grauen Schleier rundum deutet sie mit der Breitseite eines Kohlestiftes an. Später füllt sie die Schattenumrisse in stundenlanger Arbeit mit einem schwarzen Buntstift aus. „Der Thron der Waldkönigin“ nennt sie die fertige Zeichnung, die abends in der Gruppe viel Bewunderung ernten wird.
***
Anna ist schon um 5 Uhr morgens aufgewacht. Sie kann in der fremden Umgebung nicht mehr einschlafen. Mit dem Fotoapparat in der Hand stielt sie sich davon, um den Sonnenaufgang über dem Meer auf einen Film zu bannen. Viele Angestellte sind schon auf den Beinen, um Gänge zu kehren und das Frühstücksbuffet zu richten. Die Gäste schlafen noch fast alle, nur da und dort ist ein einsamer Jogger auf dem Weg. Zwischen Blumenrabatten und Palmen führt der Weg hinunter zum Meer. Allmählich wird es heller und eben als sie am Strand ankommt, klettert die Sonne weit draußen vorsichtig über den Horizont, um gleich darauf hinter einem Wolkenschleier wieder zu verschwinden. Wenig später ist auch dieser überwunden und endlich steigt der glänzende Ball unbeschwert in den ewig blauen Inselhimmel. Maria steht nur da und schaut. Ein paarmal hat sie auf den Auslöser ihrer Kamera gedrückt, dann hat sie keine Lust mehr dazu. Es wird Zeit ins Hotel zurückzukehren. Schließlich wissen die Kinder nicht, wo sie ist. Die Palmen und Blumen sind jetzt in gleißendes Licht getaucht. Maria hat ein Faible für Pflanzen, besonders für solche, die sie nie zuvor gesehen hat. Immer wieder bleibt sie stehen, um über die seltsamen und sehr verschiedenen Stämme der Palmen zu tasten oder an einer leuchtenden Blüte zu riechen. Jetzt bekommt auch der Fotoapparat wieder Arbeit. Besonders die unterschiedlichen Stämme der Palmen möchte sie auf Zelloloid festhalten.
Als sie vor der Tür ihres Zimmers ankommt, steht, wie von Geisterhand herbeigeschafft, der vermißte Koffer davor. Gott sei Dank! Den restlichen Vormittag ist sie damit beschäftigt, die Kinder da- und dorthin zu begleiten. Wo bekommt man Golfschläger? Wann macht der Kinderclub auf? Wo können wir ein Eis kaufen? Auch ein großer Kontainer mit Trinkwasser muß her. Das Suchen und Laufen nimmt schier kein Ende. Als die Kleinen um drei Uhr hinter den Pforten des Kinderclubs verschwinden, legt sich Maria aufatmend ins grüne Gras unter einer schattenspendenden Palme und döst vor sich hin. Klara schwimmt noch eine Runde im Meer, dann legt sie sich in Sichtweite von Mama mitten in die pralle Sonne. Nach einer guten Stunde haben sich beide erholt und sie wandern miteinander durch den weitläufigen und liebevoll gestalteten Kakteengarten am Rande der Hotelanlage. Gemeinsam staunen sie über hundert verschiedene Sorten von Stacheln und über riesige Blüten, die meist nicht älter werden, als einen einzigen Tag. Bei solchen Gelegenheiten sind die beiden, Mutter und Tochter, ein Herz und eine Seele.
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Am Abend des ersten Seminartages wird nicht mehr gearbeitet. Die Teilnehmer des Kurses sitzen in Gruppen um die kleinen Tischchen des Bildungshauscafes und unterhalten sich angeregt. Noch gestern hat kaum jemand den anderen gekannt, jetzt sind eine Offenheit und ein Vertrauen da, wie man sie sonst nur selten findet. Der Gesprächsstoff ist schier unerschöpflich. Schließlich kennt noch keiner die Geschichten der anderen und keiner muß fürchten, daß die Anektdoten, die er schon oft und oft erzählt hat, irgendjemandem bekannt sein könnten.
Maria blüht richtig auf in dieser Umgebung. Sie erzählt gern und sie findet interessierte Zuhörer. Das fehlt ihr zu Hause.
Zwei Stunden später sind die meisten gegangen. Maria ist immer noch in ein Gespräch mit ihrer Sitznachbarin vertieft. Sie merken kaum, wie die Zeit vergeht und sie vertrauen einander Dinge an, die sie sonst ihrer besten Freundin nicht erzählt hätten. Erst weit nach Mitternacht trennen sie sich. Maria ist aufgewühlt und beschwingt wie schon lange nicht mehr. Müde und glücklich sinkt sie ins Bett. Erst eine gute Stunde später schläft sie wirklich ein, aber was soll’s?
***
Im Hotel gibt es am Abend eine Show. Die Kinder sind ganz aufgeregt, denn die Animateure aus dem Kinderclub haben sie aufgefordert, mitzumachen. Sie müssen schon ein bißchen früher da sein zum Umziehen und Schminken und die Zeit zum Abendessen wird fast zu knapp. Mutti sieht gerührt zu, wie ihre Sprößlinge als Türken verkleidet auf der Bühne agieren. Danach bringt sie die Kinder ins Bett. Sie sind müde und schlafen bald ein.
Anna und Tochter Klara beschließen, gemeinsam noch einen kleinen Bummel durch die Geschäfte im obersten Stockwerk des Hotels zu machen. Es wird viel Kunsthandwerk, Schmuck und Kleidung angeboten, alles eher gehobene Preisklasse. Auch wenn sie hier wohl nichts kaufen werden, allein das Schauen macht Spaß. Sie wechseln das eine oder andere Wort mit den Verkäufern. Zu ihrer Überraschung sind es fast lauter Deutsche, einer ist Holländer. Sie sind alle hierher gezogen, weil es ihnen auf dieser Insel im Urlaub besonders gut gefallen hat und weil man hier am Tourismus relativ gut verdienen kann.
Später fahren sie noch einmal bis ins unterste Stockwerk. Sie kommen an einem „bayrischen“ Bierkeller vorbei, wo viel getrunken, laut geredet und gegröhlt wird, nicht unbedingt das, was die beiden suchen. Sie ziehen es vor, noch einmal hinunter zum Meer zu gehen. Sie reden nicht viel miteinander. Es tut gut, einfach zu schweigen.
Als Anna im Bett liegt, läßt sie den Tag noch einmal Revue passieren. Diese kahle Insel hat ihren eigenen Reiz. Es gibt kaum Vegetation, nur in den bewässerten Hotelanlagen. Die vielen Hügel scheinen alle einen anderen Farbton zu haben, eine eigenartig pastellfarbene Buntheit. Und dann erst das Meer! Band um Band spielt es alle erdenklichen Blautöne, bis es sich schließlich im Blau des Himmels verliert.
Was die Menschen angeht, ist es hier fast wie zu Hause. Sie hat mit ein paar Hotelangestellten gerade mal das Nötige gesprochen, ansonsten war sie nur mit ihrer Familie zusammen – eigentlich schade!

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Der erste Urlaubstag von Anna und Maria! Eigentlich hätte ich gerne weitererzählt, von Begegnungen mit Vertrautem und Fremdem, da wie dort. Hätte jemand noch gerne zugehört? Vielleicht ja – vielleicht auch nicht! Ich liebe es zu erzählen und manchmal übersehe ich den Punkt, wo ich aufhören sollte.
Eines gilt es noch aufzuklären: Anna uns Maria - was eigentlich unterscheidet die beiden? Viel weniger, als man vielleicht glauben möchte!
Eben kniet Anna-Maria mit einer starken Lupe in der Hand auf ihrem Wohnzimmerteppich und versucht, einen kleinen Ausflug in das ihr völlig fremde Land der Milben und Kleinstlebewesen zu unternehmen. Im Nebenzimmer unterhalten sich ihre drei Großen über Shootig-Stars, Snow-Boards, Inline-Skats und Disco-Events. Sie sprechen über gerauchte und verschmähte Bongs, über Extasy und harte Drogen, die sie an jeder Ecke haben könnten, wenn sie nur wollten. Die zwei Kleinen sind auf Geburtstagsparty drei Häuser weiter bei Murad und Süli. Ein Stockwerk weiter unten wiegt sich die Untermieterin aus Santo Domingo heimwehtrunken zu Salsa-Melodien. Ihr zweijähriger Sohn, bekleidet nur mit Pampers, sitzt einen halben Meter neben dem Fernseher. Mit einem begeisterten „Bum-bum“ verfolgt er die Kriegsberichterstattung aus dem Irak und verteilt genüßlich einen Brei aus Bohnen und viel, viel Zucker auf seinem Gesicht, auf dem kleinen, runden Bauch und auf dem Fußboden des Zimmers.

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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