Ganz schön bissig ...
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August 2003
Das Rätsel um Rita
von Uschi Lange


Im letzten Herbst machte ich für ein paar Tage Rast in einem Wirtshaus in Schneizlreuth an der österreichischen Grenze.
Mir fielen die Bilder in der Gaststube ins Auge und da ich selbst Künstlerin bin, fragte
ich die Wirtin, wer diese hübschen Aquarelle gemalt habe. Sie hatte gerade nicht viel
zu tun und so tranken wir zusammen einen Kaffee, während sie mir bereitwillig und
wortreich von einer jungen Frau erzählte, die vernünftigerweise aus der Großstadt
in ihren Heimatort zurückgekehrt war, um dann aber spurlos zu verschwinden.
„ Sie kommt aus einer typisch bayrischen Großfamilie, ihr Vater besitzt eine der größeren Auto-Reparaturwerkstätten hier am Ort. Die Mutter starb, als sie vierzehn
war. Da sie die Jüngste der vier Kinder war, hatte sie viele Freiheiten, im Gegensatz
zu ihren älteren Geschwistern, die im Haushalt mit anpacken mussten.“ Die Wirtin
seufzte mitleidvoll und sprach nach einer kurzen Pause weiter.
„ So machte sie ihre Mittlere Reife und packte ihren Koffer, um in Bad Reichenhall ihr Glück in der Modebranche zu suchen. Ihrem Vater brach sie damit fast das Herz, aber er hoffte immer, dass sie eines Tages vernünftig würde und wieder nach Hause käme. Schließlich hat er auch recht behalten, nicht wahr! Na ja, sie wissen bestimmt, wie junge Leute so sind, es zieht sie in die große
weite Welt und dann, wenn sie Glück haben und nicht die falschen Leute kennen lernen,
kommen sie geläutert wieder Heim.“ Es fehlte nur noch der erhobene Zeigefinger und
die Schulmeisterin wäre perfekt gewesen. Ich hatte das Gefühl, die Wirtin hatte schon
mehrere solcher jungen Leute gekannt, die ausgezogen waren das Glück zu finden, um
wieder heimzukehren und ihr Herz bei ihr auszuschütten.
„ Rita Hainbauer, so heißt sie, sieht gut aus und hat eine schlanke Figur. Mit ihrem dunkel-
blonden, rotschimmernden Haar und ihren munteren, braunen Augen fing sie als
Mannequin an und später dann als Geschäftsführerin der Filiale eines internationalen Damenmodekonzerns. Natürlich blieb auch sie nicht von der wirtschaftlichen Misere verschont und verlor ihren so sicheren Job! “
Wir tranken mittlerweile schon den zweiten Obstler und ich hörte ihr aufmerksam zu, was sie befriedigt zur Kenntnis nahm und anfeuerte weiter zu reden.
„ Ihr Vater war natürlich begeistert, sie zurück zu haben und als sie dann die Buchführung seines Betriebes übernahm, war er sehr zufrieden. Nun hat sie sich, Gott sei`s gepriesen, auf die wahren Werte besonnen, wie es sich gehört! Sollte man denken, aber es passieren manchmal Dinge zwischen Himmel und Erde...! In ihrer
freien Zeit malt sie diese Bilder, sind sie nicht wunderhübsch?“ Ohne eine Antwort zu
erwarten, fuhr sie gönnerhaft fort: „ Nun, da ich sie von klein auf kenne und sie ein liebes
kluges Mädchen ist, habe ich ihr angeboten, ihre Bilder in meiner Gaststube aufzuhängen.
Man muss einen Menschen doch unterstützen, der endlich zur Vernunft gekommen
wieder nach Hause zurückkehrt und vielleicht doch noch eine Familie gründet, auch wenn sie schon 42 Lenze zählt, nicht wahr!
Übrigens, die Bilder zeigen unsere herrliche Landschaft in und um Schneizlreuth!“ erklärte die Wirtin stolz, bevor sie mir dann mit einem weiteren Obstler den traurigen Rest von Rita Heinbauer erzählte.
Es schien mir eine interessante Frau zu sein, die mit 42 Jahren und nach Verlust eines erfolgreichen Jobs in ihren Heimatort zurück kehrte, um festzustellen, dass die Familie
und die Heimat ihr endgültiges Glück bedeutete?
Eines ihrer Bilder gefiel mir ausnehmend gut, so kaufte ich es und fragte, was denn nun weiter aus Rita geworden sei. Traurig seufzend fuhr die auskunftsfreudige Wirtin nach einem Blick durch das mittlerweile leere Lokal fort: „Tja, eigentlich läuft alles in geordneten Bahnen, bis der Vater einen Verlust in der Bilanz feststellt. Gerüchten zufolge beläuft sich die fehlende Summe auf zweihunderttausend Euro! Tags darauf ist Rita samt ihrem Porsche verschwunden. Alles deutet darauf, dass sie mit dem Geld verschwunden ist, doch ihr Vater schwört auf seine Tochter! Gestern hat die Polizei ihr ausgebranntes Auto gefunden, mit der verbrannten Leiche einer Frau und Reste eines Koffers mit einigen verkohlten Geldscheinen! Doch ihr Vater weigert sich die Tote als seine Tochter zu identifizieren. Er glaubt ein ehemaliger Mechaniker, der ihm vor Rita bei der Buchhaltung geholfen hatte, sei der Dieb und Rita hat es entdeckt. Der ist auch seither verschwunden! Nun, was glauben sie, ob es Rita ist? Oder ein Ablenkungsmanöver und sie ist ins ferne Ausland abgehauen? Mit oder ohne den Mechaniker? Niemand kann es mit Sicherheit sagen, auch die Polizei steht vor einem Rätsel! Es gibt keine Spur!“
Die Wirtin stand plötzlich geschäftig auf: „Aber nun schlafen sie noch gut, ich muss jetzt abschließen. Möchten sie zum Frühstück ein hartes oder ein weiches Ei?“

Letzte Aktualisierung: 27.06.2006 - 10.32 Uhr
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