Honigfalter
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September 2003
Pias Urlaub
von Michaela Kux


Es ist ein kalter verregneter Nachmittag. Pia und Britta haben sich in dem kleinem Cafè im Einkaufszentrum verabredet. Pia will ihre neusten Reiseabenteuer loswerden. Britta dagegen hofft auf neue Ideen und Motive für ihre Bilder. Doch muss sie heute Marvin mitnehmen, denn ihr Babysitter hat sie versetzt. Beide Frauen treffen sich zur gleichen Zeit vor dem Eingang des Cafes. Pia hält die Tür auf und Britta fährt mit dem Kinderwagen hinein. Ein herrlicher Duft von Grapfen und Kaffee schlägt ihnen entgegen. Im Cafe sitzen kaum Leute und so suchen sie sich einen Platz hinter einem Raumteiler. Alles erinnert hier an Italien, die Stühle, Tische und sogar die Musik. Der Boden ist mit Steinplatten ausgelegt, so dass man das gefühl hat auf der Straße zu sitzen, nur die Sonne fehlt.
„Na, was hast du denn diesmal erlebt?“ fragt Britta neugierig und kann es kaum erwarten etwas von Sonne und Strand zu hören. „Bei diesem Wetter vergeht einem wirklich jede gute Laune.“
„Du siehst auch blass aus, vielleicht solltest du auch mal in den Süden fliegen!“ meint Pia, der man ihrem sonngebräunten Gesicht sofort ansieht, dass sie im Urlaub war. Unter ihrem Mantel trägt sie eine Bluse, so bunt und farbenfroh wie eine Sommerwiese. Dagegen sieht Britta in ihrem Jeanshemd aus wie eine graue Maus.
„Ja, ja, wenn Marvin mal groß ist.“brummelt Britta und versucht ihren Einjährigen aus dem Overall zu pellen und lenkt ab:
„Bestell doch schon mal was, bis ich hier mit Marvin fertig bin. Ich nehme ein Eis und der Kleine eine Wurst mit Brötchen.“
Als es sich beide am Tisch bequem gemacht haben, kramt Britta ihr kleines NotizbĂĽchlein und Kugelschreiber aus der Wickeltasche hervor. Da bringt der Kellner schon das Bestellte.
„Seit Marvin auf der Welt ist, muss ich mir immer alles aufschreiben, sonst vergesse ich alles.“ versucht Britta sich zu rechtfertigen.
„Ich habe da keine Probleme. Ich kann mir alles bestens merken. Da fällt mir gerade ein, ich hab ja auch noch jede Menge Bilder mitgebracht.“
Pia hebt, wie einen verborgenen Schatz, einen ganzen Stapel Bilder aus ihrer bunten Basttasche. Britta schiebt den Eisbecher, Teller und Tasse beiseite. Beide rücken etwas zusammen und Pia beginnt zu erzählen."Also, das hier ist das Fünfsternehotel, da habe ich mein Zimmer gehabt, natürlich mit Blick aufs Meer. Übigens, ich habe auch jede Menge Fotos von Sonnenaufgängen gemacht, da du ja immer ein Motiv für deine Bilder suchst.“
"Danke fĂĽr deine MĂĽhe, am besten wir machen zwei Stapel, da kann ich mir gleich die raussuchen, die ich verwenden will. " Pia hat fast jede Ecke des Hotels fotografiert, kann sich Britta einen genauen Ăśberblick verschaffen, wo sich alles befindet. Britta staunt ĂĽber den Luxus, den sich Pia leisten kann und denkt, dafĂĽr habe ich meine kleine Familie.
„...Und hier, da haben wir eine Bootsfahrt im Mondschein gemacht, und das ist der Typ, der mir ständig auf den Versen war, furchtbar, diese Machos.“ Während Britta die Bilder anschaut, erzählt Pia weiter. „ ... Einmal habe ich fast einen Herzinfarkt bekommen. Ich war schwimmen, als ich in einiger Entfernung plötzlich eine Haiflosse entdeckte.“
„Ja und dann?“ Britta schaut neugierig von einem Bild auf und greift zu Stift und Notizbuch. „Was hast du gemacht?“
„Ich bin geschwommen, so schnell ich konnte. Ich war zum Glück nicht so weit draußen und ich kann ja schnell schwimmen.“
"Und dann? Hast du eine Narbe?“ Britta kaut aufgeregt auf ihrem Stift.
„Ach, nichts weiter.“ versucht Pia sie zu beruhigen, „Es kam ganz anders. Irgend ein Idiot, der die Touristen erschrecken wollte, hat sich da eine Haiflosse auf den Rücken geschnallt und ich bin drauf reingefallen.“ Erleichtert lacht Britta und macht sich ein paar Notizen.
Pia beginnt mit einem neuen Stapel Bilder und wechselt das Thema. „Das Essen, das war ja super, es sah zumindest gut aus. Ich habe alles fotografiert. Leider konnte ich nicht viel davon essen, da ich ständig Damgeschichten hatte. Die Gewürze sind mir irgendwie auf den Magen geschlagen und ich habe mich über das Obst und Gemüse hergemacht. So hab ich winigstens etwas für mein Geld essen können.“
Britta schmunzelt und erinnert sich an ihren letzten Abend mit Peter, als er sie so fürstlich verwöhnt hat. Peter ist wirklich ein toller Mann! Er hatte für sie chinesisch gekocht und das war so lecker. Sie hat davon keine Darmgeschichten bekommen und teuer war es auch nicht.
„Wie du siehst, habe ich nichts ausgelassen. Manche haben wahrscheinlich schon gedacht, ich bin eine Journalistin, weil ich so viel fotografiert habe. Manchmal musste ich mir auch etwas Besonderes einfallen lassen, um ein gutes Foto zu bekommen. Gerade bei dem hier. Ich wollte unbedingt den Marktplatz und die Stände fotographieren. Aber die Händler waren davon nicht so begeistert. Also hab ich ihnen erzählt, ich fotografiere für eine Zeitung und sie würden berühmt und so weiter und dann wollten auf einmal alle, dass ich ihren Stand fotografiere.“
Als sie fast fertig sind, sagt Britta überwältigt von den vielen Bildern: „Die Fotos sind wirklich super geworden, mir wäre so eine Reise allerdings zu viel stressig.“
„Da hast du Recht, erholen konnte ich mich nicht. Aber wenn ich schon mal so eine Reise mache, will ich auch alles sehen.“
„Was ist mit dem Typen hier?“ fragt Britta und deutet dabei auf einen jungen Mann.
„Das ist John aus England, den habe ich auf dem Schiff im Mondschein kennen gelernt. Nachdem ich mir die lästigen Anhängsel vom Hals geschafft hatte, traf ich ihn auf dem Sonnendeck. Ich sage dir, da flogen die Funken, als sich unsere Blicke trafen.“
„Und was dann?“ fragt Britta neugierig.
Pia seufzst: „Ach, nichts weiter besonderes. Der Abend auf dem Schiff war zwar richtig romantisch aber auch viel zu schnell zu Ende. Dann habe ich ihn für den nächsten Tag in mein Hotel eingeladen und wir hatten einen schönen Tag,“ Pia macht eine kurze Pause und schließt dabei die Augen „und ein heiße Nacht, das wars. Auf nimmer wiedersehn.“ Britta nickt: "So sind sie."
Pia schaut zu Marvin und denkt, ob ich wohl noch den Richtigen finde? Man hat es schon schwer mit einer guten Figur und viel Geld. Sie sieht Marvin in seinem Buggy liegen, wie er im Schlaf lächelt. In der rechten Hand noch ein Stück Wurst und in der linken den Rest vom Brötchen.
„Süß, dein Kleiner“ bemerkt Pia verträumt.
"Ich hab eben Glück mit meinen beiden Männern. Aber dafür kannst du schöne Reisen machen ! Ist doch auch was, oder?"
„Du hast Recht, ein Kind ist nichts für mich.“
Britta legt das letzte Foto auf den Stapel. „Darf ich die hier mitnehmen?“ und deutet auf einen der beiden Bilderstapel.
„Ja, aber nur wenn ich dann mal ein Gemälde von dir bekomme!“
„Kein Problem, du kannst auch noch ein Buch dazu bekommen.“
„Wieso, du schreibst doch nicht etwas alles auf, was ich so erlebt habe?“
„Aber nein, nur ein paar Ideen, den Rest spinne ich mir dazu.“
„Ach so, ich dachte schon, du schreibst gleich meine Memoiren. Na dann her damit, ich brauche neue Lektüre für meinen Liegestuhl im Wintergarten. Ich will mich doch endlich mal von meinem Urlaub erholen!“




Letzte Aktualisierung: 27.06.2006 - 16.27 Uhr
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