Das mit 328 Seiten dickste Buch unseres Verlagsprogramms ist die Vampiranthologie "Ganz schön bissig ..." - die 33 besten Geschichten aus 540 Einsendungen.
Unser Schiff schaukelte gemächlich von einer Welle zur anderen. Wir hatten gerade einen unserer Beutezüge hinter uns, auf denen wir wie immer erfolgreich gewesen waren. Gestern waren wir wieder in See gestochen und Richtung Süden gesegelt. Wir wollten nach Jamaika in die Sonne.
Da lag ich nun in meiner Koje. Schnarchte so laut, das die Anderen es nicht mehr lange aushalten würden und an Deck gingen.
Und da sah ich sie vor mir stehen. Die Piratenfrau. Wunderschönes welliges Haar, das ihr fast bis zu den Hüften reichte. Ihr Kleid war aus Seide. Sie hatte ein kleines Täschchen bei sich, und ein Sonnenschirm schützte ihren zarten Taine vor der Sonne.
Sie kam auf mich zu und fragte mich. „Nimmst du mich mit nach Jamaika?“
Ich lächelte sie an. Warum sollte man so eine Braut den nicht mitnehmen. Die Nächte waren einsam genug. So nickte ich also, reicht ihr meine Hand, und sie kam an Bord.
Als Kapitän dieses Schiffes, konnte ich ja tun und lassen was ich wollte. Aber ich wusste natürlich auch, wenn ich sie mit nahm, dass sie mir nicht allein gehörte. So war es nun einmal unter uns abgemacht. Der Kaiptän durfte eine Braut mitnehmen, aber der Rest der Mannschaft durfte sich auch bedienen. Das wusste Lolita, so hieß sie, natürlich nicht.
So musste ich also nun mit ansehen, wie sie in ihr Unglück lief, nur weil ich wieder einmal nicht in der Lage war mir an Land ein hübsches Mädel zu angeln. Jedes mal wurde ich deshalb ausgelacht, aber dieses Mal wollte ich es ihnen zeigen. Seht her, was ich euch hier für eine feine Dame bringe. Sie wollte nur eins, nach Jamaika. Und so tat ich ihr den Gefallen.
Was war ich doch für ein Piratenschwein. Aber man klopfte mir die Schultern und das war es die Sache wert. Wir hatten noch fünf Tage zu segeln, jenachdem wie es um den Wind bestellt war. Wenn es eine Flaute gab, dann könnten wir uns auch noch neun Tage auf See befinden.
Als Hugo zu mir herunter unter Deck kam, schnarchte ich immer noch. Er rüttelte mich. Schrie mich an.
„Joy, komm der Kapitän ruft nach dir.“ Ich fuhr erschrocken aus meiner Koje hoch. Rieb mir die Augen, und sah Hugo wohl ziemlich erstaunt an, denn der musste schallend lachen.
„Was hast du? Was gibt es da so zu lachen?“ Ich griff nach seinem Kragen, und zog ihn zu mir hinunter.
„Lass gut sein Joy, der Kapitän will dich sprechen, aber kipp dir etwas Wasser ins Gesicht, du siehst so aus als hättest du gerade eben etwas sehr unanständiges geträumt.“
„Aber es ist doch kein Traum, wo habt ihr Lolita gelassen?“, fragte ich und knallte mit meinem Schädel unter den Boden der oberen Koje.
Wieder musste Hugo lachen. „Sag mal jetzt drehst du wohl ganz ab, wir haben hier keine Lolita. Oder hattest du eine an Land?“
Ich sprang auf, ohne mir Wasser ins Gesicht zu kippen, rannte über das ganze Deck. Die anderen starten mich an, und der Kapitän baute sich vor mir auf.
„Sag mal Joy, was glaubst du eigentlich wer du bist? Hier gibt es Arbeit, aber nein du lümmelst dich in deiner Koje herum, währenddessen haben die Anderen hier deine Arbeit mit gemacht. Morgen wirst du das ganze Schiff schrubben.“ Dann drehte er sich um und ließ mich stehen. Der Rest der Mannschaft fing an zu lachen. Hugo trat an meine Seite.
„Na Alter, ich glaube das war kein schlechter Traum, aber er hat dir leider nur ärger eingebracht. Wie gesagt, man sollte Tagsüber nicht in der Koje liegen und von Lolitas träumen.“
Letzte Aktualisierung: 28.06.2006 - 11.56 Uhr Dieser Text enthält 3439 Zeichen.