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April 2004
Die Regenbogenfee
von Martina Bartels

… oder die Geschichte von dem kleinen Krebs mit dem großen Wunsch

Es war einmal ein kleiner Krebs, der schwamm gelangweilt im Meer und klapperte ärgerlich mit den Scheren. Er hatte keine Lust, seine Zeit mit Freunden zu verbringen. Immer nur spielen war langweilig. Wettschwimmen, Algenraten, Muschelzählen, all das machte ihm keinen Spaß mehr. Außerdem war er traurig. Sehr traurig sogar.
Er wollte so gerne lesen und schreiben lernen, wie die Tintenfische. Aber die Tintenfische waren die einzigen Meeresbewohner, die es konnten. Sie spotteten über die anderen Wasserwesen und hielten sich für etwas ganz besonderes. Für den kleinen Krebs waren sie das auch und er bewunderte sie.
Während er sich in seiner Lieblingsfelsspalte verkroch, erinnerte er sich an ein Gespräch zwischen zwei Menschenkindern. Heimlich hatte sich der Krebs mit einer Welle an den Strand spülen lassen und den beiden Kindern zugehört. Sie redeten von der Regenbogenfee, die Wünsche erfüllen konnte.
Angestrengt dachte er nach, so dass sein roter Kopf noch roter wurde. Sie sagten, wenn die Sonne hervor käme und die Himmelstränen trocknete, dann könne die Regenbogenfee zaubern.
So richtig hatte der kleine Krebs das nicht verstanden. Die Sonne kannte er. Wenn er dicht unter der Wasseroberfläche schwamm, tauchten die Sonnenstrahlen alles in glitzerndes Silber. Regen kannte er auch. Das war Wasser, das vom Himmel tropfte. Regnete es, hörte es sich im Meer an, als würde das Delfinorchester auf ihren Trommeln spielen. Aber die Regenbogenfee hatte er noch nie gesehen. Er wusste nur, dass sie irgendwo im Himmel wohnen sollte. Da der kleine Krebs nicht fliegen konnte, hatte er keine Ahnung, wie er dorthin gelangen konnte, um der Fee von seinem Wunsch zu erzählen.
Nervös klapperten seine Scheren, während er nach einer Lösung suchte. Nach einiger Zeit hatte er eine Idee. Regen war Wasser, das vom Himmel fiel. Vielleicht gab es dort auch ein Meer, oder das Meer reichte hinauf bis zum Himmel? Der Krebs wusste nicht, wen er fragen konnte und dachte angestrengt nach. Wenn es überall Wasser gab, dann konnte er der Regenbogenfee eine Flaschenpost schicken.
Sofort setzte der Kleine seine Idee in die Tat um. Eilig schwamm er zum Hafen und tauchte zwischen den Booten. Dort hatte der Krebs schon öfters kleine Schätze gefunden, die er in seiner Höhle versteckte. Nach einigem Suchen fand der kleine Krebs eine geeignete Flasche mit Verschluss. Fest zwischen die Scheren geklemmt wurde sie sicher zur Höhle transportiert.
Der schwierigste Teil des Plans begann. Da der Krebs nicht schreiben konnte, mussten die Tintenfische um Hilfe gebeten werden. Bevor er sich auf den Weg zu ihnen begab, drehte der Kleine einige Runden um Mut zu sammeln. Schließlich schwamm der Krebs los und erreichte kurze Zeit später sein Ziel.
„Hallo Schreiberlinge“, grüßte er höflich.
Ein Tintenfisch klappte gelangweit ein Auge auf. „Schalentier, was willst du?“
„Ich brauche eure Hilfe“, begann der kleine Krebs zaghaft.
„So so, unsere Hilfe, wobei?“, fragte der Tintenfisch.
„Ich möchte euch bitten, mir einen Brief zu schreiben“, antwortete der Krebs leise.
Der Tintenfisch lachte dröhnend. „Wofür braucht so ein unwichtiges Schalentier wie du etwas Geschriebenes?“
Das Gesicht des Krebses färbte sich dunkelrot. „Ich möchte einen Wunsch an die Regenbogenfee schicken“, murmelte er.
Die Tintenfische lachten und das Wasser schlug gewaltige Wellen. „Regenbogenfee! Habt ihr so einen Unsinn schon einmal gehört?“
Die anderen Fische schüttelten ihre großen Köpfe. „Was wünschst du dir denn?“, wollte der Tintenfisch wissen.
„I-Ich wünsche mir l-lesen und sch-schreiben zu können wie ihr“, stotterte der kleine Krebs.
Nun gab es für die Schreiberlinge kein Halten mehr. Sie schlugen mit ihren Armen vor Vergnügen im Wasser herum, dass es nur so klatschte. Stumm stand der Kleine da und wartete, bis sich das Gelächter gelegt hatte. So kannte er die Tintenfische, voller Hohn und Spott.
„Nun gut Schalentier“, ergriff der Anführer wieder das Wort. „Wenn du unsere Saugnäpfe von den Wasseregeln befreist, dann will ich deinen Brief schreiben!“ Wieder dröhnte sein spöttisches Lachen durch das Meer.
Der Krebs wurde bleich. „Alle Saugnäpfe? Von euch allen?“, fragte er leise.
„Natürlich, was dachtest du denn?“ Genüsslich reckten ihm die Tintenfische ihre Arme entgegen.
Der kleine Krebs dachte an seinen großen Wunsch und biss die Zähne zusammen. Sorgfältig begann er, mit seinen Scheren die Saugnäpfe zu reinigen. Seine Scheren wurden schwerer und schwerer. Er hatte kaum noch Kraft, als er den letzten Wasseregel entfernt hatte.
Widerwillig schrieb der Tintenfisch den versprochenen Brief und gab ihn dem kleinen Krebs. Der schwamm mit letzter Kraft zurück zu seiner Höhle. Sorgfältig verschloss er das Schriftstück in der Flasche und schickte es auf die Reise. Erschöpft blieb der Krebs liegen und fiel in einen tiefen Schlaf.
Ausgeruht erwachte der Kleine und die Lust am Spielen kehrte zurück. Beim Toben mit seinen Freunden, dachte er oft an die Flaschenpost.
Ob sie wohl angekommen war? Ob es die Regenbogenfee wirklich gab? So verging Tag für Tag. Langsam wurde der Krebs immer trauriger und ungeduldiger, weil nichts geschah.
Gelangweilt hockte der Kleine auf dem Meeresgrund, als er von einem Lichtschein angelockt wurde. Er schwamm darauf zu. Das Licht veränderte sich. Es wurde stärker und bunt. Der kleine Krebs sah Streifen in Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Lila. So etwas Schönes hatte er noch nie gesehen. Fasziniert folgte er den Streifen und gelang immer dichter an die Wasseroberfläche. Durch das Glitzern des Wassers erkannte der Krebs, dass die Sonne schien.
Plötzlich traf ihn etwas Hartes am Kopf und der Kleine erschrak. Blitzschnell streckte er seine Schere aus und fing es auf. Er hielt ein Buch zwischen den Scheren. Neugierig öffnete es der Krebs. In dem Buch befanden sich allerlei Zeichen und genaue Anleitungen wie man sie malte. Der Kleine kannte diese Zeichen. Er hatte sie bei den Tintenfischen gesehen – es waren Buchstaben.
Sein kleines Gesicht strahlte vor Freude. Er sah abermals etwas durch das Wasser fliegen und griff danach. Diesmal fing er ein Tintenfass und eine Schreibfeder. Der kleine Krebs war sehr glücklich. Sein Herzschlag war so laut, dass er fast das Trommeln überhört hätte. Erstaunt schaute er auf und erkannte, dass dicke Regentropfen auf der Wasseroberfläche zerplatzten.
In dem Moment erinnerte der kleine Krebs sich, was die Kinder gesagt hatten. Wenn die Sonnenstrahlen die Himmelstränen trocknen, dann kann die Regenbogenfee zaubern.
Von da an lernte der kleine Krebs fleißig aus seinem Buch. Und wenn er nicht gestorben ist, dann schreibt und liest er auch noch heute.

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