Mainhattan Moments
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Susanne Ruitenberg und Julia Breitenöder haben Geschichten geschrieben, die alle etwas mit Frankfurt zu tun haben.
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April 2004
Lilli die Mäuseprinzessin
von Dagmar Hospes

Es war einmal ein winziges Mäusekönigreich. Dort gab es die kleine Lilli. Sie war die Mäuseprinzessin. Der Mäuseschar ging es sehr gut, denn sie hatten ihr Reich in der Abstellkammer der Familie Schuhmann. Die achtjährige Lisa der Familie Schuhmann, liebte die Mäuse über alles. Ihre Eltern allerdings waren nicht ganz ihrer Meinung. Wieder einmal hatte der Vater dafür gesorgt, dass mehrere Fallen im Abstellraum aufgestellt wurden. Inzwischen hatten sich die Mäuse stark vermehrt. Aber Lisa war jede Nacht aufgestanden, um ihre Mäuselieblinge vor dem Tod zu bewaren. Es war ihr Geheimnis, dass die Mäuseschar ein Königreich war. Eine Maus war Lisas Lieblingsmaus. Sie hatte sie auf den Namen Lilli getauft. Lilli war die Mäuseprinzessin in ihrem Königreich.
Lisa und Lilli hatten sich bereits angefreundet. Immer öfter kam Lilli in Lisas Zimmer geschlichen, um sich dort in das Bettchen ihres Puppenhauses zu legen.
Den Mäuseeltern gefiel das aber überhaupt nicht. Lilli sollte nicht mehr zu Lisa. Es war zu gefährlich.
Aber Lilli hatte ihren Vater schnell um den Finger gewickelt. Sie nahm ihn mit in das Puppenhaus.
„Schau dir dieses wunderschöne Haus an. Lisa hat gesagt es ist mein Königshaus.“ „Wenn das so ist“, sagte Lillis Vater, dann müssen wir hier ja auch einziehen. „Groß genug ist es ja.“
Also zog die ganze Mäuseschar um in das Puppenhaus. Lisa war überglücklich. Sie würde schon dafür sorgen, dass ihr Vater nichts davon merkte.
Herr Schuhmann sagte verwundert zu seiner Frau.
„Seltsam, das plötzlich alle Mäuse verschwunden sind, schön dass diese Plage endlich ein Ende hat.“
Lisas Mutter musste lächeln, denn sie konnte sich schon denken, das ihre kleine Tochter dahinter steckte. Lisa besorgte jeden Tag Käse, Nüsse und viele andere Leckereien für die Mäuse. Lisas Mutter hatte längst bemerkt, das ihr die Vorräte in ihrem Schrank langsam aus gingen, aber sie sagte nichts. Sicher würde sich alles von alleine wieder geben, wenn ihre Tochter erst einmal das Interesse an den Mäusen verloren hatte, aber das war leider nicht der Fall. Familie Schuhmann wollte unbedingt in die Stadt ziehen, aber die Eltern hatten sich vorgenommen Lisa so spät wie nur möglich, davon zu erzählen. Dann war es schließlich so weit. Als die Eltern dann mit Lisa über den Umzug sprachen, stürzte Lisa gleich darauf weinend aus dem Zimmer. Laut schrie sie.
„Ich komme nicht mit, ich bleibe bei meinem Mäusekönigreich.“ Herr Schuhmann sah seine Frau fragend an.
„Irgendwann musst du es sowieso erfahren“, sagte diese, und erzählte ihm von dem Puppenhaus. Herr Schuhmann sah sie bestürzt an.
„Und was machen wir jetzt? Schließlich können wir ja nicht die ganzen Mäuse mitnehmen. Wie viele sind es eigentlich?“
„Ich glaube es sind zehn Mäuse.“ „Zehn“, schrie Herr Schuhmann.
„Wir können doch nicht zehn Mäuse mit in eine Stadtwohnung nehmen. Außerdem sind Tiere im Mietvertrag vom Vermieter nicht erlaubt, wir müssen noch einmal in Ruhe mit Lisa reden.“
Am Abend sprachen beide sehr lange mit Lisa, aber sie ließ sich nicht dazu bewegen, die Mäuse zurück zu lassen. Jeden Abend weinte Lisa in ihrem Bettchen. Lilli die kleine Mäuseprinzessin hörte ihr Schluchzen. Leise kroch sie zu ihr ins Bett.

„Lisa bitte, weine nicht“, sagte sie zu ihr, und drückte dabei ihre kleine Stupsnase an Lisas Wange.
Bald wurden alle Schränke und Kartons abgeholt. Auch Lisas Spielsachen. Das Puppenhaus ließ man bis zum letzten Tag in ihrem Zimmer stehen.



Die Eltern waren ratlos. Sie liebten Lisa über alles, und sie wollten ihr nicht weh tun. „Was wollen wir jetzt machen?“, fragte Frau Schuhmann am Abend vor der Abreise ihren Mann. Plötzlich kam ihm eine Idee.
„Wir werden so tun, als wenn wir die Mäuse mitnehmen, und unterwegs werde ich sie dann im Wald aussetzen.“
Frau Schuhmann war damit einverstanden, denn sie wusste das es keine andere Möglichkeit gab. Lisa war überglücklich als ihr Vater die Mäusepuppenstube in den Kofferraum des Autos packte. Unterwegs war sie tief und fest eingeschlafen, so das sie nicht merkte wie der Vater anhielt und das Mäusepuppenhaus in den Wald brachte. Nach einer langen Fahrt, kamen sie dann endlich in der Stadt an. Die schlafende Lisa trug der Vater ins Bett. Erst am Morgen würde sie ihre Mäuse vermissen, das war auch besser so.
Als sie dann am nächsten Tag erwachte, lief sie sofort zu ihrer Mutter.
„Mama, wo ist denn das Puppenhaus?“ Frau Schuhmann antwortete nicht. Sie sah ihren Mann an. Lisa fing an zu weinen. Sie wusste ihr Vater hatte etwas schlimmes getan.
„Wo sind meine Mäuse?“ , Papa.
„Lisa ich musste sie im Wald aussetzen, hier in der Wohnung dürfen wir keine Mäuse halten.“
Lisa ging es von Tag zu Tag schlechter. Bald sahen die Eltern ein das sie etwas tun mussten, aber wie sollten sie jetzt noch die Mäuse im Wald wiederfinden?


Im Wald mussten die Mäuse sich unterdessen selber Nahrung suchen. Es ging ihnen nicht mehr so gut. Bei Schuhmanns hatten sie ihre Verpflegung. Das Puppenhaus hatte Herr Schuhmann unter geschütztes Buschweg abgestellt. Auch Lilli hatte große Sehnsucht nach Lisa. Sie wollte sie unbedingt wieder sehen.

Zur selben Zeit hatte die kleine Lisa zu Hause ihren Rucksack gepackt und machte sich nun auf den Weg um ihre Mäuse zu suchen. Weit konnten sie ja nicht sein. Auch Lilli machte sich unterdessen auf den Weg.
„Hoffendlich verläufst du dich nicht?“, sagte der Mäusekönig voller Sorge. „Mach dir keine sorgen Vater, ich werde Lisa bald gefunden haben.“
„Aber die Stadt ist groß und voller Gefahren, Lilly.“
Trotz aller Bedenken ihres Vaters machte Lilli sich schlieĂźlich auf den Weg.

Am Nachmittag hatte die Mutter schnell das verschwinden ihrer Tochter Lisa bemerkt. Voller Sorge hatte sie ihren Mann verständigt.
„Wo hast du das Puppenhaus abgestellt?“, fragte sie ihn als er die Wohnung betrat.
„Lass uns sofort dorthin fahren, oder ich rufe die Polizei.“
Herr Schuhmann nahm seine Frau beim Arm. „Komm, lass uns zu der Stelle fahren, an der ich das Puppenhaus zurückgelassen habe.
Aber Lisa war nicht dort. Im Häuschen selber herrschte große Aufregung.
„Was meinst du?“ ,fragte Herr Schuhmann seine Frau, ob man sich mit den Mäusen unterhalten kann? „Versuch es doch einfach mal“, sagte Frau Schuhmann. „Lisa hat oft leise mit ihnen gesprochen, dass habe ich mehrmals mitbekommen, so wie Kinder das halt machen, aber ob die Mäuse ihr geantwortet haben kann ich dir natürlich auch nicht sagen.“

Schnell wurde der Mäusekönig auf Herrn Schuhmann aufmerksam.
„Haben sie unsere Tochter Lisa gesehen“, fragte Herr Schuhmann den Mäusekönig. „Lisa hat sich auf den Weg gemacht um sie zu suchen.“
„Das gleiche hat unsere Lilli auch getan“, sagte der Mäusekönig.
„Ich habe gerade eine sehr erfahrene Stadtmaus ausgesandt um sie zu suchen. Vielleicht finden sie ja auch Lisa.“
Herr Schuhmann hatte sich wieder etwas beruhigt. Nach vielen Stunden des Wartens kamen endlich die Stadtmaus mit Lilli und Lisa am Puppenhaus an.
Der Mäusekönig ließ sich kurz berichten, wie seine Stadtmaus die beiden wieder gefunden hatte. Das sei zwar nicht so einfach gewesen, aber schließlich sei es der Stadtmaus ja doch gelungen.

Lisa fiel ihren Eltern vor lauter Freude um den Hals. Und auch Lilli war ĂĽberglĂĽcklich.
„Darf ich jetzt das Mäusekönigreich mit nach Hause nehmen?“, fragte Lisa.
Besorgt sahen sich die Eltern an. SchlieĂźlich wollten sie ja nicht das es ihrer Tochter wieder schlecht ging. Nach einer Weile sagte Herr Schuhmann.
„Dann müssen wir wohl wieder aufs Land ziehen.“
„Bitte Papa“, sagte Lisa, mir gefällt es in der Stadt sowieso nicht. Herr Schuhmann hatte die ganze Zeit über auf einem Baumstumpf gesessen. Jetzt stand er auf, zog dass Puppenhaus unter dem Buschweg heraus, und stellte es in den Kofferraum.
„Dann müssen wir sie aber vorrübergehend in unserer Stadtwohnung gut verstecken, und du darfst es niemandem erzählen. Es wird etwas dauern bis wie wieder eine geeignete Wohnung hier auf dem Land gefunden haben. Lisa warf ihre kleinen Ärmchen um den Hals ihres Vaters, und war überglücklich.

Aber über das Gesicht von Frau Schuhmann legte sich ein Schatten, sie machte sich bereits Gedanken darüber, was wohl geschehen würde, wenn beide erst einmal feststellen würden, dass das Königreich bereits Zuwachs bekommen hatte.
Und das wĂĽrde ja erst der Anfang sein. Aber darĂĽber konnten sie dann immer noch nachdenken. Oder?



Dagmar Hospes










Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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