Der himmelblaue Schmengeling
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Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
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Mai 2004
Nur für eine Nacht
von Dagmar Hospes

Annabel lag nackt auf dem großen Bett. Neben ihr lag auf der anderen Seite, dass große rote Herzkissen, auf der anderen Seite, der Mann den sie gerade geliebt hatte. Sie hatte sich auf die Seite gedreht, um es sich etwas bequemer zu machen. Annabel stammte aus Kenia. Durch ihre dunkle Hautfarbe, war sie bei den Männern so begehrt. Wieder verspürte sie diese Leere in sich. Sie konnte diesem Gefühl keinen Namen geben. Ihre Freundin Marie, hatte die Tür einen Spalt weit geöffnet, und sah zu der ihr hinein.
„Wirf den Kerl endlich raus“, sagte sie zu Annabel.
Annabel schreckte aus ihren Gedanken auf.
„Steh auf du alter Sack“, sagte sie zu dem Mann neben sich. Annabel kannte nicht einmal seinen Namen.
„Der nächste Kunde steht bereits vor der Tür. Ausschlafen kannst du dich bei deiner Frau.“
Annabel dachte, hoffentlich ist die Nacht bald herum, damit ich nach Hause zu Nico kann. Sie hatte sich ihre Perücke abgenommen, und dann ihr schwarzes langes Haar mit einer Spange hochgesteckt. Endlich konnte sie diese hochhackigen Schuhe von ihren Füßen streifen. Dann schlüpfte sie in ihre Jeans. Um fünf Uhr morgens schloss sie die Tür zu ihrer Wohnung auf, Nico war noch wach und saß am Küchentisch. Vor ihm stand eine leere Flasche Bier. Wieder hatte er getrunken. Er ertrug es einfach nicht, dass sie jede Nacht mit anderen Männern zusammen war, aber er hatte sie so kennen gelernt. Von Anfang an hatte er gewusst, auf was er sich da einließ. Sie hatten beide gewusst, dass es schwierig sein würde.
Aber er wurde immer verschlossener, und eifersüchtiger.

„Nico“, komm wir gehen schlafen. Annabel streichelte ihm über sein dunkles Haar, dass er immer sehr kurz trug. Er griff etwas zu fest nach ihrem Arm.
„Du riechst nach anderen Männern. Warum hast du dort nicht geduscht?“
„Nico, ich bin schrecklich müde, aber wenn du es möchtest, dusch ich noch schnell.“ „Mach das“, sagte Nico.
So hatte Annabel ihn noch nie erlebt. Das würde nicht mehr lange gut gehen, dass wusste sie genau. Wieder würde sie einen Menschen verlieren den sie sehr liebte. Sie würde wieder alleine sein, wenn sie am frühem Morgen ihre Wohnung betrat. Marie hatte gelacht, als sie ihr vor Monaten erzählt hatte, dass sie sich in Nico verliebt hatte. Sollte sie wieder einmal recht behalten? Annabel schob den Gedanken beiseite.
„Nico“, sagte sie.
„Du musst gehen, wenn du es nicht mehr aushältst, du hast gewusst auf was du dich einlässt, als du zu mir gezogen bist. Du wusstest von Anfang an, womit ich mein Geld verdiene.“
„Hör auf damit Annabel. Geh dort nicht mehr hin, ich ertrage dass nicht mehr lange.“ Annabel sah wie verzweifelt Nico war. Sein Gesicht hatte einen gequälten Ausdruck.
„Dann musst du gehen“, sagte Annabel.
Kurz darauf merkte sie wie ihr die Tränen in die Augen schossen, schnell ging Annabel hinüber ins Bad, Nico sollte nicht sehen, wenn sie anfing zu weinen.

Annabel wollte nicht, dass Nico ging, aber sie hatte auch ihren Stolz. Ihre Arbeit war ihr oft zuwider, aber sie hatte Schulden, die auch Nico nicht bezahlen konnte.
Als sie dann nach einer ausgiebigen Dusche in ihrem Bademantel das Schlafzimmer betrat, lag Nico bereits im Bett und schlief. Gott sei Dank, dachte Annabel. Sie streifte sich ihren Bademantel von den Schultern, ließ ihn auf einem Sessel fallen, und kroch zu Nico unter die Bettdecke. Sie spürte die Wärme seines Körpers, und fühlte sich geborgen.
Nicht mehr heimatlos.
Ja genau, auf einmal konnte sie dieses Gefühl benennen.
Dort in der Bar war sie heimatlos. Dort gab es keine echten Gefühle.
Sie musste sie geben, aber sie durfte sie nicht empfinden. Sonst würde sie daran kaputt gehen. In Nico aber hatte sie sich damals sofort verliebt, und sie hatte bei ihm Frieden gefunden. Wie lange konnte sie sich diese Festung für ihre geschundene Seele noch erhalten?
Aber sie wusste auch, dass sie dort nie raus kommen würde. Wie so viele Frauen war sie bereits in eine Abhängigkeit geraten, so dass sie bleiben musste.
Als Annabel vor einem Jahr dort angefangen hatte zu arbeiten, hatte sich sofort Marie um sie gekümmert. Schnell hatten die beiden sich angefreundet. Marie half Annabel wo sie nur konnte.
Die Konkurrenz unter den Frauen war groß, auch wenn sie alle zusammen in einem Haus arbeiteten.
Jeden Tag aufs neue die Jagd um die Freier.
In der darauf folgenden Nacht war Annabel besonders nervös.
Sie wollte nur noch nach hause. Sicher würde sie Nico wieder mit einer Bierflasche am Tisch vorfinden. Oder hatte er bereits seine Tasche gepackt und war gegangen?
Plötzlich geriet sie in Panik. Sie lief hinunter zu Marie.
Marie hatte es sich in einer Sofaecke gemütlich gemacht. Neben ihr saß ein Mann mit dem sie Sekt trank, und der ihr dabei auf ihren Busen starte.
Marie war eine schöne Frau, jedenfalls fand Annabel, dass sie mit ihren großen Augen eine ganz besondere Ausstrahlung hatte.
Konnte Annabel sie jetzt stören, ohne das sie Ärger bekam? Sie gab Marie ein Zeichen. Aber sie reagierte nicht. Wieder machte sie sich bemerkbar, aber nun stand die Freundin wiederwillig auf. Als sie vor Annabel stand, schob sie diese unauffällig in eine Nische, wo sie niemand sehen konnte.
„Sag mal, spinnst du“, fauchte sie Annabel an.
„Der Typ hat echt Kohle, und du platzt mir dazwischen. Vielleicht ist der verschwunden, wenn ich zurück komme.“ Annabel sah die Freundin aus weit geöffneten Augen an. Was war los mit ihr? Jederzeit hätte Annabel zu ihr kommen können, ganz egal wer da gerade neben ihr saß. Selbst wenn sie bei Marie ins Zimmer hereingeplatzt wäre, so hätte Marie sich um Annabel gekümmert. Marie hatte selbst einmal zu ihr gesagt. Annabel wir müssen zusammen halten.
„Marie fahr mich bitte nach Hause. Nico haut sonst ab. Gestern hat er angedeutet, dass er weg ist, wenn ich nach Hause komme. Ich habe Angst Marie.“
„Er passt sowieso nicht zu dir“, sagte Marie. „Sei doch froh, wenn du ihn los bist. Wenn du hier durchhalten willst, dann kannst du einen eifersüchtigen Typen wie Nico nicht gebrauchen. Du brauchst einen starken Mann an deiner Seite, keinen Waschlappen. Lass ihn also gehen.“
„Fährst du mich jetzt?“, fragte Annabel zum zweitenmal.
„Nein“, sagte Marie, ich muss zurück zu Michael. „Der ist heute meine beste Partie. Glaub mir es ist zu deinem Besten, wenn du Nico gehen lässt.
Das hier ist unser zu Hause. Und Männer wollen uns sowieso nur für eine Nacht.“

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