Honigfalter
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Mai 2004
Heimat? Gibt es diesen Ort?
von Wolfram Firle

10. Juli
Manfred schaltete den Bildschirm aus, packte die Einkaufstüte mit der Fertigpizza für den Abend und dem Päckchen Kaffee, winkte Werner, seinem Abteilungsleiter, der vorn über gebeugt an seinem Schreibtisch im Eck über einem Bericht kauerte und verließ das Büro. Am Fahrstuhl gesellte sich Anna zu ihm. Schweigend warteten sie. Als die Fahrstuhltüren leise zur Seite glitten, ließ er ihr den Vortritt und betrachtete sie. Sie trug ein rotes Sommerkleid, das ihre Figur nicht verbarg. Und was für eine Figur. Wow. Sie war 37 Jahre alt und schien sehr aktiv zu sein, denn er konnte beim besten Willen unter dem leichten Stoff keinerlei Fettreserven ausmachen. Sie hatte Schulter langes, sandfarbenes Haar, bernsteinbraune Augen, eine kleine Stupsnase, auf der er die eine oder andere Sommersprosse entdeckt hatte, als sie von einem Skiwochenende im Januar gekommen war, feine Augenbrauen und lange Wimpern. Sie war nicht übermäßig geschminkt und hatte die schönsten Lachfältchen um die Augen, die er bisher in seinen 43 Jahren gesehen hatte. Doch er hatte sie noch nie lachen sehen. Natürlich hatte er auch noch nicht versucht, sie zum Lachen zu bringen, denn das Einzige was er in ihrer Gegenwart bisher über die Lippen gebracht hatte, war „Guten Morgen“ und „Auf Wiedersehen“ gewesen. Sie arbeitete seit Januar im back office, das im Nachbarbüro logierte. Fast jeden Abend ging sie um 18:30 Uhr und er wartete am Fahrstuhl auf sie. Er hatte sich über sie informiert und wußte, daß sie geschieden war und niemand auf sie wartete. Er erinnerte sich:
Nach Erhalt dieser Nachricht hatte er voller Schwung und Hoffnung um 18:10 Uhr die Herrentoilette aufgesucht, um sich im Spiegel zu betrachten. Seine Glatze störte ihn schon lange nicht mehr, er war inzwischen sogar dazu übergegangen die Haare an der Seite alle zwei Wochen auf 2 mm kurz zu scheren. Seine blaugrauen Augen wirkten meist kühl und abweisend und er trug Kontaktlinsen, fragte sich allerdings, ob er seine dunklen Tränensäcke nicht besser hinter einer Brille verstecken sollte. Er war wieder mal nicht rasiert gewesen, was ihn garantiert um fünf Jahr altern ließ. Mutig hatte er sein Konterfei im Spiegel angestrahlt und geübt „Hey, Anna, wie war Dein Tag? Hast Du noch Lust auf einen Kaffee?“ dabei hatte er breit gelacht und seine vom Kaffee leicht vergilbte Zähne entblößt. Mist, er hatte wieder vergessen, das Zahnweiß zu kaufen. Während er sich nach vorne gebeugt hatte, um seine Zähne näher in Augenschein zu nehmen, war sein Bauch gegen das Waschbecken gedrückte worden und schließlich – der Schwerkraft folgend – über den Rand ins Waschbecken gerutscht. Doppelmist – seit Jahren kämpfte er ergebnislos, da disziplinlos gegen Wappelpudding, wie er ihn nannte. Seit der Trennung war er stets gewachsen. Zuerst hatte er sich über die viele freie Zeit gefreut, glücklich, den Mühlstein Familie und Verantwortung losgeworden zu sein. Er hatte sich vorgenommen, laufen zu gehen, mit dem Fahrrad den Taunus zu erkunden, alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen und sich ein Motorrad zu kaufen. Doch dann fehlte plötzlich das Geld. Er mußte aus der hübschen Pension ausziehen. Es reichte nur für ein schäbiges Dachgeschoßzimmer, möbliert mit einem durchgelegenen Bett, einer lehmbraunen Küchenzeile, einem dazu passenden Tisch und zwei Stühlen, sowie einem alten Nordmendefernseher, der zum Glück wenigstens ans Kabelfernsehen angeschlossen war. Mit dem Einzug schwand die Freude an der Freiheit und die Scham seines Versagens, das ihm täglich beim Anblick einer glücklichen Familie in der S-Bahn oder im Einkaufszentrum deutlich wurde, wuchs. Seither warf er jeden Abend den Fernseher an, lümmelte sich auf sein Bett und dämmerte nach einer Flasche Wein, einer Fertigpizza oder einer Tüte Chips in den nächstem Tag. Doch was brachte dieser Tag? Angefüllt mit der Beantwortung dummer User-Fragen der Notes-Anwender. Manchmal wünschte er sich, den wöchentlichen Anruf von Frau Werner, die nach dem Wochenende wieder mal ihren Code vergessen hatte, dadurch zu entgehen, daß er im Park den Vögeln zusah und der jungen Angestellten beim Arbeitsamt traurig in die Augen blickte um den Stempel abzuholen. Doch dann erinnerte er sich an die Worte seiner Ex-Frau „Zahl Deine Zeche und Du wirst Deine Söhne einmal im Monat sehen – zahl sie nicht und sie werden krank sein!“ Er zahlte und ertrug Frau Werner und das schon seit drei Jahren. Er war vom Spiegel zurückgetreten und hatte versucht Wappelpudding einzuziehen, ihn mit seinem weißen Hemd zu kaschieren oder hinter der blauen Krawatte zu verstecken, die er von seinen Söhnen zum letzten Vatertag geschenkt bekommen hatte. Erfolglos.
Wie es ihnen wohl ging? Joshua war elf Jahre und Bernhard dreizehn. Er hatte sich vorgenommen, sie am Abend anzurufen. Nein, es war schlecht, sie hatten Fußballtraining. Dann würde er eben am Wochenende stören. Ernüchtert und beschämt hatte er gegen 18:30 Uhr die Toilette verlassen und erst gegen 19:00 Uhr das Büro. Auch am Folgetag wollte er Anna nicht unter die Augen treten. Doch schon am Tag darauf stand er im Fahrstuhl neben ihr.

Wie eben. Möglichst nah bei ihr um ihren herrlichen Duft einzuatmen, der ihn den ganzen Abend über begleitete. Aus den Augenwinkeln warf er ihr von Zeit zu Zeit vorisichtige Blicke zu. Immer noch fragte er sich, warum sie es nicht hörte. Sein Herzdonnern. In ihrer Nähe erfüllte dieses rythmische Lärmen die letzte Zelle seines Körpers. Er war verliebt.
Der Fahrstuhl hielt und sie stiegen aus. Er grüßte Anna und ging widerstrebend zur S-Bahn-Station davon. Anna verschwand in die entgegengesetzte Richtung zum Parkplatz. Er setzte sich auf die Wartebank und träumte glücklich: Er spazierte mit seinen Söhnen durch den sonnigen Park auf Anna zu. Sie winkten sich zu. Als sie einander erreichte hatten, fiel Anna lachend in seine Arme und küßte ihn. Nach einer Ewigkeit lösten sie sich. Anna ging auf die Jungs zu und strich ihnen lachend über das kurz geschorene Haar. Dann suchten sie sich einen Platz auf der großen Wiese, packten ihr mitgebrachtes Essen aus und genossen den Nachmittag. Das Bild blieb als er in die S-bahn stieg und auch noch, als er nach zwanzig Minuten am Südbahnhof in Sachsenhausen ausstieg. Er mußte noch zehn Minuten zu Fuß gehen, bevor er die Treppe zu seinem Dachzimmer hochstieg. Sein Tagtraum zerplatzte erst, als er den Schlüssel im Schloß seiner Eingangstür drehte und sich sein Zuhause ausmalte: 70er Jahre braun, leicht angemieft vom Zigarettenqualm eines Vormieters. Zerwohnt. Bei diesem Wort schoß ihm plötzlich der Gedanke durch den Kopf, daß dieses häßliche Zimmer seinem Leben sehr ähnlich war – vorbelastet, allein gelassen, nur zur Not bewohnbar, farblos, freudlos, hoffnungslos. Schon bevor er eintrat, meinte er den abgestandenen Rauch auf der Zunge wahrzunehmen. Der tägliche Geschmack seines Versagens. Wenn er noch kurz davor ein wenig Energie hatte um den Abend aktiv anzugehen, so war davon nichts mehr übrig, als er die Tür durchschritten hatte. Wie sollte Anna sich für ihn interessieren, ihn liebenswert finden. Er tat es selbst auch nicht. Wütend riß er die Verpackung der Pizza auf, stellte den Herd an und warf die Pizza in den Ofen. Dann warf er sich auf sein Bett, stellte den Fernseher an, griff nach der neben dem Bett stehenden Flasche Rotwein vom Vortag und trank einen Schluck. Als der Ofen bimmelte, stand er auf, holte die Pizza aus dem Ofen und machte es sich wieder auf dem Bett bequem. Gesättigt schlief er irgendwann ein, schreckte mitten in der Nacht hoch und machte dem Flimmern der Bildröhre ein Ende, zog seine Kleider aus und schlief weiter.

11. Juli

Als der Wecker ihn nörgelnd weckte, hatte er den schalen Geschmack nach Fusel im Mund und fragte sich einmal mehr, wie es möglich war, daß er so weit abrutschen konnte. Er drückte die Schlummerfunktion, drehte sich noch einmal um, mit dem Wunsch, nie wieder aufstehen zu müssen und der tiefen Genugtuung, damit seiner Ex-Frau eins auszuwischen. Wenn er nicht zahlte, konnte sie nicht jeden Samstag zur Kosmetikerin. In einem in dieser Situation stets wiederkehrenden Vision begegnete er ihr auf der Straße. Doch anders als sonst, traf er nicht die Dame von Welt, versteckt hinter Make up und einem leicht arroganten Grinsen, sonder eine gehetzt in alle Richtungen blickende, farblose Hexe., die jede Gelegenheit nutzte, sich vor dem Licht zu verbergen. Als sie ihn entdeckte wurde ihr Blick böse und sie stürmte auf ihn zu und keifte: „Zahl endlich Deine Zeche. Du warst es, der mir mein Leben nahm, nun mußt Du dafür auch bezahlen. Du kannst Dich nicht rausstehlen aus Deiner Verantwortung.“ Er lachte schallend und hob ihr den großen Spiegel im Stuckrahmen, den sie zur Hochzeit geschenkt bekommen hatten vors Gesicht. Als sie ihre böse verzogene Fratze darin sah, begann sie am ganzen Leib zu zittern. Ihr schon seit Tagen nicht mehr erneuertes Make-up bekam Risse, löste sich schließlich von der Gesichtshaut und fiel zu Boden. Unreine, schwarze Poren wurden sichtbar. Plötzlich entwichen daraus kleine schwarze Schlangen, die wie auf ein Kommando das Maul aufrissen, ihre spitzen Zähne preisgaben und ihr Gift in seine Richtung verspritzten. Er verbarg sich hinter dem Spiegel. Sie schrie, entsetzt über diesen Anblick, auf und versuchte ihr Gesicht zu verbergen. Dann floh sie wimmernd davon. Merkwürdigerweise hatte ihn das Gefühl der Genugtuung verlassen. Übrig geblieben war Abscheu, Mitleid und ein wenig Wehmut. Er schüttelte schnell die Gedanken an seine Ex-Frau ab und konzentrierte sich auf Anna. In seiner Traumwelt hatte er, Anna und seine Söhne ein lichtes Haus im Grünen, in das er jeden Abend voller Freude heimkehrte. Seine Phantasie war so schön, daß er sich inzwischen nicht einmal mehr vornahm, sie anzusprechen. Er hatte Angst, Ihre Ablehnung würde seine Phantasiewelt zerstören.
Zu spät, wie so häufig in letzter Zeit, schälte er sich aus dem Bett, schlurfte ins Bad, drehte den Kaltwasserhebel in der Dusche voll auf und stand in seiner Unterwäsche unter den kalten Strahl. Minutenlang verharrte er und ließ den Tränen freien Lauf.

Eine Stunde später war er im Büro. Auf dem Gang kam ihm Georg entgegen. „Mann Manne, schon wieder zu spät. Werner wird Dich in der Luft zerreißen!“
„Auch, Guten Morgen Georg!“ brummelte Manfred und ging durch die Tür ins Büro. Manfred ging zu seinem Schreibtisch, drehte Werner den Rücken zu und zog den Kopf in Erwartung einer Schimpfkanonade zwischen die Schulterblätter. Alle anderen im Büro schielten zu Werner ins Eck. Dieser blickte nicht auf und blieb still. Offenbar arbeitete er einen Bericht für die Abteilungsbesprechung heute Abend um 17.00 Uhr aus. Manfred fuhr das Notebook hoch und schaltete sich in die Telefonanlage ein, da piepste sein Anschluß auch schon.
„Notes-Helpline, Manfred Borg am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?“

17.10 Uhr. Die Telefone waren auf die Kollegen in München umgeschaltet. Alle Kolleginnen und Kollegen hatten sich im Besprechungszimmer versammelt und warteten auf Werner. Durch das Fenster konnten alle sehen, daß er immer noch vertieft in seine Arbeit war. Vermutlich war es wieder mal die SPL, die solved-problem-list. Diese Liste hatte Werner zu einem enormen Druckmittel aufgebauscht. Sie zeigt an, wieviele Telefonate jeder Einzelne täglich innerhalb welcher Zeit bearbeitet. Natürlich gab es eine bench-mark, die offenbar ein Kollege aus München vorgelegt hatte. Auf die geheime Anfrage dort, kannte niemand diesen besagten Superman. Seither wurde Werner zu keiner Geburtstagsfeier mehr eingeladen. Es schien ihn nicht weiter zu stören, denn er hatte nie nachgefragt.

17.15 Uhr. „Mann, dieses Arschloch hängt wieder mal über unseren Zeiten und läßt uns hier schon seit fünfzehn Minuten warten. Das ist echt ne Frechheit!“ meinte Berta.
„Da hast du Recht, aber ich bin heute wieder mal zu spät gekommen und werde ihn garantiert nicht auf seine Verspätung zum meeting ansprechen. Nein danke.“ meinte Manfred.
„Das ist doch ein Job für Claudia, die mag er am meisten.“
„Ooooch, immer ich. Aber ist ja schon gut.“ damit machte Claudia die Tür auf und rief: „Werner, wir warten auf dich! Kommst du?“
Keine Reaktion.
„Hey, Werner, das kannst du echt nicht machen!“ rief Berta erbost.
Immer noch keine Reaktion.
Nun wurden auch die letzten aufmerksam und es wurde unangenehm still. Keiner regte sich. Sekundenlang. Irgenwann löste sich Manfred als erster aus seiner Erstarrung und ging auf den bewegungslosen Werner zu.
„Werner?“
Je näher er kam, desto unruhiger wurde er. Kalter Schweiß stand ihm plötzlich auf der Stirn und er verfluchte sich dafür, als erster die Initiative ergriffen zu haben. Inzwischen stand er vor Werner Schreibtisch. Sonst stand er hier nur, wenn er sich einen Anschiß abzuholen hatte. Werner Haut war grau, blicklos starrte er vor sich hin. Er war tot. Manfred hatte dies aus der Nähe sofort erkannt. Trotzdem ging er um den Schreibtisch herum und faßte an Werners Hals um seinen Puls zu fühlen. Die Haut war kalt und fühlte sich irgendwie an, als wäre es Pergament. Starr blickten die toten Augen auf den Ausdruck der gefürchteten Liste: SPL.
Werner schoß eine Frage durch den Kopf: Wie lange schon?
„Mein Gott!“ ertönte Bertas Stimme, die wie alle anderen, neugierig näher getreten war und Claudia begann hysterisch zu schreien:
„Ruft den Notarzt, schnell, helft ihm!“ als keiner reagierte, rannte sie zu ihrem Telefon, riß den Hörer von der Gabel und begann zu wählen. Es war klar, jede Hilfe kam hier zu spät. Manfreds Blick biß sich an der SPL fest. Da alle Werners Angewohnheit kannten, am Morgen erst einmal die SPL des Vortages auszudrucken, wußte Manfred, daß Werner am Tag nach dem Listendatum hier an seinem Schreibtisch gestorben war. Unbemerkt von ihnen allen. Er las das Datum 07. Juli. Seine Beine wurden seltsam gallertartig. Seit vier Tagen saß Werner tot an seinem Schreibtisch. Hatte niemand von ihnen mit ihm geredet? Seine Hilfe benötigt? Hatte er denn niemanden, der ihn liebte und ihn vermißt hatte, in all den Tagen? Wie war das Möglich?

Er dachte nach: Ex-Frau – sie würde ihn nicht vermissen, vielleicht wenn er nicht zahlte, aber der Dauerauftrag bei der Bank buchte automatisch. Seine Söhne - riefen einmal im Monat an um den Besuchstermin abzustimmen. Bernhard, sein ältester Freund -war derzeit in Berlin und sie telefonierten einmal im Monat. Nein, ihn würde auch niemand vermissen. Plötzlich packte eine Eisklaue nach seiner Lunge und er begann zu keuchen. Während er nach Atem rang, ging er in die Knie. Sein Herz raste und das Blut rauschte in seinen Ohren. Er hörte nichts und die Hektik um ihn herum nahm er nur am Rande wahr. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er wieder Atem schöpfen konnte. Claudia stand inzwischen neben ihm. „Manfred, kann ich dir helfen?“
„Schon ok!“ Damit rappelte sich Manfred auf und verließ schwankend das Büro in Richtung Toiletten.

12. Juli
08.30 Uhr

Manfred trat frisch rasiert, in seinem besten Anzug ins back office ein. Seinem forschen Eintritt und beherzten Gang war anzumerken, daß er voller Tatendrang war. Er schwebte fast, als hätte er über Nacht einen Berg an Gewicht abgeworfen. Er selbst war sich sicher, daß dieser Berg von Zeit zu Zeit zurückkehren würde. Doch dann wollte er ihn mit mehr Gelassenheit schultern und ihn so schnell wie möglich wieder zur Seite legen. Es lohnte sich. Nur so konnte die winzige Chance auf ein glückliches Zuhause, eine neue Liebe, Wahrheit werden. Anna saß vor ihrem Bildschirm und überprüfte einige Zahlenreihen. Ihr Blick erfaßte Manfred und erstmals, nach all den Monaten, schien sich ein Lächeln anzudeuten. Er richtete sich zur vollen Größe auf, seine Augen blitzten schelmisch als er sprach:
„Hallo Frau Berger. Schon seit dem ersten Tag, an dem ich Sie sah, will ich Sie fragen: Würden Sie mir die Freude erweisen und heute Nachmittag mit mir essen gehen?“


Mai 2004 Wolfram Firle



Finanzbeamter sitzt zwei Tage tot am Schreibtisch



veröffentlicht: 19.01.04 - 14:58 /public/magazin/merkliste?add=/public/article/nachrichten/journal/ausland/34156 /public/magazin/merkliste?add=/public/article/nachrichten/journal/ausland/34156


Helsinki (rpo). Mancher Beamte mag zwar während seiner Arbeit weitgehend leblos erscheinen. Im Falle eines finnischen Finanzbeamten aber täuschte dieser Eindruck nicht. Während seine Kollegen glaubten, dass er mit angestrengter Konzentration über Steuerklärungen brütete, war der Mann in Wirklichkeit schon zwei Tage tot.
Erst nach zwei Tagen bemerkten Kollegen das Ableben des finnischen Finanzbeamten. Der 60-Jährige starb bereits am vergangenenen Dienstag an seinem Arbeitsplatz, seine Kollegen kamen aber erst am Donnerstag dahinter, dass er nicht versunken über Steuererklärungen brütete, wie die Zeitung "Ilta Sanomat" am Montag berichtete.
"Er arbeitete oft allein und besuchte Unternehmen", erklärte eine Sprecherin der Finanzbehörden in Helsinki den Vorfall. Seine Kollegen, die normalerweise mit ihm Mittagessen oder Kaffeetrinken gegangen seien, hätten zudem zum Zeitpunkt seines Todes viele Konferenzen und Außentermine gehabt, so dass sie erst so spät aufmerksam wurden.



Arbeiter saß 5 Tage tot am Schreibtisch
(New York Times, 22.01.2003)
In der Chefetage eines Verlagshauses macht man sich Gedanken darüber, weshalb niemandem aufgefallen ist, daß einer der Mitarbeiter 5 Tage lang tot an seinem Schreibtisch saß. Erst dann hat ihn jemand gefragt, ob e sich wohl fühle. George Turklebaum, 51, der seit 30 Jahren als Korrektor bei der New Yorker Firma gearbeitet hatte, erlitt im Großraumbüro, das er mit 23 Mitarbeitern teilte, einen Herzinfarkt. Er starb ganz still am Montag, aber niemand bemerkte etwas, bis ihn am Samstag jemand vom Putzpersonal ansprach und fragte, weshalb er denn auch am Wochenende noch arbeite.
Elliot Wachisaski, sein Chef, sagte: "George war am Morgen immer der Erste im Büro und der Letzte, der abends heimging. Deshalb wurde niemand misstrauisch, als er immer in der gleichen Position dasaß und nichts sagte. Er war immer sehr von seiner Arbeit eingenommen und scheute den Kontakt mit den Mitarbeitern." Eine Obduktion ergab, daß er nach einem Infarkt schon fünf Tage lang tot gewesen war.
Ironischerweise war George, als er starb, gerade damit beschäftigt, Manuskripte von medizinischen Textbüchern zu korrigieren. Es wäre vielleicht gut, wenn Ihr Euren Mitarbeitern von Zeit zu Zeit einen Schubs geben würdet.
Und die Moral von der Geschicht: Arbeite nicht zu hart! Es merkt's ohnehin keiner.


Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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