Der Cousin im Souterrain
Der Cousin im Souterrain
Der nach "Dingerchen und andere bittere Köstlichkeiten" zweite Streich der Dortmunder Autorinnengruppe "Undpunkt".
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Juli 2004
Grillabend
von Anne Zeisig

Gerhard Gromöller schob sachte die Computertastatur auf seinem Schreibtisch beiseite, zog ein kariertes Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche und breitete es aus. Sorgfältig wischte er mit der flachen Hand darüber, um die Bügelfalten zu glätten, legte sein Butterbrotpäckchen darauf und sah auf die Armbanduhr: `Noch eine Minute bis zur Frühstückspause.´ Er polierte mit seinem Jakettärmel das Ziffernblatt.
„Gromölli, Gromölli, dir bricht wirklich kein Zacken aus der Krone, wenn du ein paar Minuten eher mit der Pause beginnst.“ Seine Kollegin Ruth setzte sich gegenüber auf die Fensterbank und löffelte ihren Joghurt.
Gerhard Gromöller senkte diskret den Blick, weil der Rock seiner Kollegin sehr weit die Oberschenkel hochgerutscht war, und packte langsam seine Brote aus.
„Wieder Brot mit selbstgemachter Blutwurst?“, fragte Ruth und fuhr sich mit der Zunge über die grellrot geschminkten Lippen.
Er nickte, biss in das Brot, kaute es gründlich und sah dabei versonnen an seiner Kollegin vorbei aus dem Fenster: `Grillwetter´, dachte er. Dieser Gedanke beschleunigte seinen sonst eher langsamen Pulsschlag.
Als hätte die Kollegin sein Denken erraten können, jammerte sie: „Wieder Grillwetter! Und ich muss Überstunden machen, damit ich die Raten für meine Brust-OP berappen kann.“ Sie stellte den Joghurtbecher auf die Fensterbank und strich lächelnd über ihren Silikonbusen, den ein knappes Shirt mit tiefem Ausschnitt nur spärlich bedeckte.
Gerhard wandte seinen Blick ruckartig vom Fenster ab, faltete das Butterbrotpapier und legte es in den Abfalleimer für Restmüll.
„Warum nicht in den Eimer für Altpapier?“, fragte Ruth, warf ihren Joghurtbecher dort hinein und setzte sich an ihren Schreibtisch.
„Papier mit anhaftender organischer Verunreinigung gehört nicht ins Altpapier“, antwortete Gerhard leise, und steckte sein Taschentuch in die Hosentasche.
Die Kollegin sprang auf, bückte sich zum Altpapiereimer, langte hinein und fischte ihren Joghurtbecher hinaus. Dadurch gewährte sie Gerhard Gromöller einen kurzen, aber tiefen Einblick auf ihre Rundungen: „Ups!“, sie erhob sich und sah ihm in die Augen, „dann gehört der Becher ja auch nicht hier rein, sondern zum Plastikmüll. Bei Gromölli muss schließlich alles seine Ordnung haben.“
Gerhard zog die Tastatur in die Schreibtischmitte und spürte diese Hitze aufsteigen, welche immer in ihm aufstieg, wenn er sich ekelte. Plastik, Silikon, Fertigjoghurts. Eine Gänsehaut überzog seine Arme unter den Hemdsärmeln und er spürte, wie die aufstehenden Härchen auch noch den Stoff seines Jacketts berührten. Er beugte sich zur rechten Schreibtischecke, langte nach einer Tasse Kamillentee, nahm einen Schluck und stellte sie wieder zurück.
Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass die Pause beendet war und er begann, die Kundenkonten abzuarbeiten.
„Sie mögen auch Gegrilltes?“
Er wandte seinen Blick nicht vom Monitor und nickte kurz.
„Na ja“, Gerhard hörte, wie Ruth mit der Zeitung raschelte, „Grillen ist, meine ich, Männersache. Da kommt nämlich das Wilde bei den Männern voll durch. Die erlegte Beute mit bloßen Händen in der freien Natur zubereiten, das entspricht der Urtümlichkeit des Mannes, da fühlt der sich, als stünde er in der Hierarchie seiner Horde ganz oben.“
„Hm“. Gerhard war froh, als er nun endlich das Klappern ihrer Tastatur hörte.
„Und die Braunslade hat heute frei?“, fragte seine Kollegin und redete weiter, ohne eine Antwort zu erwarten, „das sieht der doch garnicht ähnlich! Sich frei zu nehmen, wo wir hier in Arbeit ersticken. Die ist doch sonst immer so kollegial! Ach ja, diese Hitze schlägt uns allen aufs Gemüt. Da tut ein freier Tag gut.“ Sie ging ans Fenster, öffnete es weit und setzte sich wieder an ihren Schreibtisch.
„Hier im Viertel wird schon wieder eine Frau vermisst“, hörte er die Kollegin sagen. Sie stand auf, legte ihm die Zeitung auf die Tastatur und setzte sich wieder auf ihren Platz. Mit einem Wisch beförderte er das Tageblatt in den Altpapiereimer.
`Elli Braunslade´, dachte Gerhard und sah hinter sich auf den verwaisten Schreibtisch, `ein natürliches Mädel, an der noch alles echt ist.´ Er wischte sich die Schweißperlen von der Stirn.
„Wetten!“, flötete Ruth, „Gromöllerchen, dass du scharf auf die Elli bist? Ruf sie doch an und lade sie heute Abend zum Grillen ein!“ Er vernahm ein leises Kichern. Schnell stand er auf und ging in den Toilettenraum. Gerhard wusch sein Gesicht mit kaltem Wasser, und besah sich im Spiegel.
`Ertappt´, dachte er, `dieses Weib hat ihre Augen und Ohren überall. Diese Schlange mit ihrer spitzen Zunge.´ Im Grund waren ja alle Frauen gleich. Lediglich die Körperhülle unterschied sie. Und die war vergänglich. Er fuhr mit den feuchten Händen über sein karges Haar und spürte wieder diesen pochenden Puls, weil er dem Grillabend entgegen fieberte.

. . .

Leise schloss er die Tür des alten Reihenhauses auf, zog sofort die Schuhe aus und schlüpfte in seine Filzpantoffel. Eine alte Angewohnheit von Gerhard Gromöller aus Zeiten, wo seine Mutter noch lebte und um diese Zeit in ihrem Rollstuhl ihr Schläfchen hielt. `Mama war anders als die anderen Frauen´. Er hängte den Schlüssel an den Wandhaken, zog das Jackett aus, strich es glatt und hängte es daneben. `Mutter war sauber, adrett und natürlich. Wie Elli Braunslade.´
Da war es wieder! Dieses Pulsieren in seinen Adern. Er krempelte sich die Hemdsärmel hoch und ging durch den Wohnraum auf die Terrasse. Dort stand er! Seine neueste Errungenschaft! Ein Lavasteingrill. Er spürte dieses erregende Kribbeln, welches von den Zehenspitzen bis unter die Haarwurzeln durch seinen Körper schoss. Mit zitternden Händen nahm er den Grill in Betrieb, damit der Stein genügend Hitze aufweisen würde, wenn...
Hastig eilte Gerhard die Treppe zum Schlafraum hinauf und wäre fast an der vorletzten Stufe gestolpert, hätte er sich nicht an dem Holzgeländer halten können. Die alten Geländersprossen ächzten und knarrten unter der Wucht.
Gromöller riss sich die Bürokleidung vom Leibe und öffnete die oberste Schublade der Wäschekommode so heftig, dass die Lade auf den Boden fiel. Mit fahrigen Fingern raffte er die benötigten Utensilien zusammen und legte sie auf das Bett. Zuerst musste er den Lendenschurz aus Leder umbinden, was ihm nur schwer gelang, da seine Finger zitterten und feucht waren vom Schweiß. Außer Atem setzte er sich aufs Bett und versuchte nervös, die Bänder der Römersandalen um seine Waden zu wickeln, damit er sie unter dem Knie verknoten konnte. Gerhard stand auf, besah sich im Spiegel der Schranktür, reckte seine behaarte Brust hervor, trommelte mit beiden Fäusten auf sie ein und stieß einen lauten Schrei aus: „Uahhhh!“
Dann stülpte er sich hektisch die dunkelbraune, zottelige Langhaarperücke auf den Kopf und befestigte den Vollbart mit den Gummibändern hinter seinen Ohren.
`Ja!´ Wieder besah er sich im Spiegel. `Das bin ich! Der wilde, ungezähmte Gerhard! Der Kerl, dem keine Beute entkommt!´
Mit einem Seitwärtsschub kickte er seine Bürokleidung und die Pantoffeln unter das Bett und stieg mit stampfenden Schritten die Holzstiegen hinab bis in den Keller.
Fast andächtig öffnete Gerhard den großen Kühlschrank und entnahm einen Behälter, den er in die Küche trug.
Langsam öffnete er den Deckel des Behältnisses und nahm ein Stück Fleisch heraus. Gerhard legte es auf den Tisch und sang laut: „Ein Mann ist Mann, wenn er Beute erlegen kann. Ein Mann ist Mann, wenn er Feuer beherrschen kann. Oh! Dann ist ein Mann ein Mann!“ Gerhard steckte seine spitze Höckernase ins Fleisch und roch gierig daran. Die Nasenlöcher bebten, als er mit wiederholend tiefen Atemzügen den Fleischgeruch genussvoll in sich sog. Er strich behutsam mit flachen Händen darüber und schloss die Augen: `Gar zart und saftig wie Trauben sind diese Brüstchen der Woll-Lust und weiß wie Porzellan ihre Haut.´ Dann beugte er sich ruckartig hinunter, biss in das rohe Fleischstück, riss einen Bissen heraus und kaute ihn schmatzend mit offenem Mund. Fleischsaft mit Blut vermischt rann seine Mundwinkel hinab. Er grölte laut und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Danach trug er das Grillfleisch auf flachen Händen mit ausgestreckten Armen auf die Terrasse und legte es auf den heißen Lavastein. Dem Zischen folgte eine Qualmwolke, die sich nur langsam in der schwülen, windstillen Luft auslöste. Wieder trommelte Gerhard mit den Fäusten mehrmals auf seine Brust ein. Dann ging er mit schweren, stampfenden Schritten in die Küche und öffnete eine Flasche Honigwein. Er setzte sie an, trank mit einem Schluck gierig den Met und ließ die leere Flasche auf dem Küchenboden zerschellen. „Uahhhh!“, dröhnte er so laut durchs Haus, dass er die Türklingel erst beim zweiten Mal hören konnte.
Gerhard öffnete die Tür nicht, denn niemand sollte ihn stören. Oh nein! Diese Grillabende waren heilig! Wenn das Fleisch saftig... er hielt den Atem an und lauschte. Das Klingeln hatte aufgehört.
Gerhard drehte sich zum Küchentisch, nahm den Behälterdeckel in die Hand und strich liebevoll über das Klebeetikett mit der Beschriftung: ELLI
Leichter Brandgeruch ließ ihn auf die Terrasse eilen und schnell das Grillgut wenden. Der Speichel lief in seinem Mund zusammen: `Zarte Brüstchen knusperig gegrillt.´ Gerhard begann, das Fleisch mit der Marinade zu bestreichen. Immer wieder tauchte er den Pinsel ein und fuhr damit Zentimeter für Zentimeter über die Grillade. Erst in waagerechten und dann in senkrechten Strichen, damit auch ja keine Stelle frei bliebe und sich der Würze entzog. Gerhard blinzelte zum Himmel in die Abendsonne, hielt ihr mit ausgestrecktem Arm den Pinsel entgegen und gurrte: „Erst wird die Beute gemästet und dann geschlachtet. Es kann nur einen am Grill geben! Und das bin ich! Der wilde Gerhard!“

„Gerhard? Gromölli? Sind sie Zuhause?“
Mit einem Ruck schnellte er herum. Das war doch die Stimme dieser, dieser ...
Seine Kollegin erschien nun für ihn sichtbar oben an der Kelleraußentreppe. Sie hielt in ihrer Bewegung inne, riss beide Augen weit auf und schrie: „Gerh... , Grom... sind sie, äh, du es?!“
Blitzschnell warf Gromöller den Pinsel zu Boden, lief zu Ruth, hielt ihr die flache Hand vor den Mund, umklammerte die Kollegin und schleifte sie über die Terrasse ins Haus. Ruth wollte sich aus seinem festen Griff winden, aber es gelang ihr nicht. Kraftvoll zog er sie durch den Wohnraum. In der Küche setzte Gerhard sie hart auf einen Stuhl und zischte: „Sie haben nicht das Recht, hier ungefragt einzudringen!“
Die Kollegin rieb sich die Augen: „Sie sind es! Du, äh, im Karnevalskostüm? Gromölli!“
„Nein!“, schrie er, „Gromölli bin ich nicht! Haben sie das verstanden? Geht das rein in ihr kleines Hirn?“ Gerhard schlug mit der flachen Hand vor Ruths Stirn. Eingeschüchtert verschränkte sie ihre Arme vor der Brust.
„Uahhhh!“ Wieder trommelte er mit beiden Fäusten auf seinen behaarten Oberkörper. Die Kollegin schreckte zusammen und hielt sich nun schützend die Hände vor das Gesicht.
Er riss ihre Arme hinunter: „Zeig mir doch deine aufgespritzten Clownlippen und deine begradigte Plastiknase!“
Die Kollegin begann zu weinen und schluchzte: „Ich habe ihnen doch nichts getan, Gromölli. War nur hier in der Gegend und da dachte ich ...“
„Gromöller!“, schrie er so wütend, dass die Wände des alten Hauses bebten und wischte die Tagezeitung mit einem Rutsch vom Küchentisch. „Mein Name ist Gromöller! Gerhard Gromöller! Das bin ich!“ Er riss sich den Bart vom Kinn, zog sich die Perücke ab und schleuderte beides seiner Kollegin entgegen. Angewidert nahm sie diese Utensilien mit den Fingerspitzen von ihrem Schoß und warf sie auf den Boden zur Zeitung.
Nun sah sie den Behälter auf dem Tisch. Wenige Fleischstücke darin. Der Deckel lag daneben. Sie entzifferte die Aufschrift: `ELLI´
Er umklammerte ihr Handgelenk und kam mit seinem Gesicht sehr nah an ihres: „Wie heiße ich?“, flüsterte er. Riesige Augen glotzten sie an. Der Geruch verbrannten Fleisches drang aus dem Garten herein. Die Kollegin zitterte. `Was ist nur in Gromölli gefahren?´ Sie musste hier raus! Sagte beschwichtigend: „Das duftet ja sehr gut. Sie grillen, Herr Gromöller?“
Er richtete sich auf: „Ja! Da hat dein Gehirn aber schnell geschaltet, nicht wahr!“ Und er deutete auf den Behälter, „zarte Brüstchen, feste Lendchen, junges Muskelfleisch, frisches Blut!“ Seine Stimme überschlug sich. „Frisch und warm muss es sein für meine selbstgemachte Blutwurst! Nach einem Rezept meiner leider verstorbenen Mutter!“ Er riss die Kühlschranktür auf, nahm einen Ring Blutwurst heraus und warf ihn vor Ruth auf den Tisch. Sie begann zu würgen und hielt sich die Hand vor den Mund.
„Aber Ruth! Diese Wurst-Spezialität verursacht ihnen Ekelgefühle?“
Gerhard sah an ihr hinunter und der Anblick ihres drallen Silikonbusens verursachte ihm Übelkeit und Brechreiz. Gerhard spuckte vor Ruth auf den Boden. Die Kollegin zog so schnell die Füße beiseite, dass die Scherben der Honigweinflasche unter ihren Schuhsohlen knirschten. Ruth sah hinab. Sie starrte auf die Schlagzeile der auf dem Boden liegenden Zeitung. Ein schlimmer, kurzer Gedanke schoss aus ihr heraus: „Die vermissten Frauen hier im Bezirk! Sie sind... „ Ruth zeigte nach unten und dann auf den Behälter.
Er schaute hinunter, nahm die Zeitung hoch, überflog die Headline, fletschte die Zähne und warf das Tageblatt auf die Blutwurst.
Die Kollegin nutzte diesen kurzen Moment, sprang auf, rannte zur Küchentür, rammte den Türrahmen, bog um die Ecke zur Diele hinaus und schrie: „Der Mann ist ein Kannibale! Die Elli hat er auch zerlegt und in diesen Behälter... Der macht aus Menschenblut Wurst und grillt dann... !“
Gerhard ging zum Küchenfenster und sah, wie seine Kollegin Ruth die Straße hinunter lief und gellende Hilfeschreie ausstieß.
`Was erlaubt sie sich, so ein Geschrei in dieser ruhigen Wohnsiedlung zu veranstalten´, dachte Gerhard. `Was sollen denn die Nachbarn von mir denken.´
Gromöller packte hastig die Wurst in den Fleischbehälter, setzte den Deckel darauf, brachte das in den kühlen Keller und nahm eine Flasche Honigwein aus dem Regal.
„Ein Mann ist Mann, wenn er Beute erlegen kann! Oh! Dann ist ein Mann ein Mann!“, sang er wieder laut und stampfte die Treppe hoch.
Als er in der Küche die Flasche entkorkte, hörte Gromöller, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde.
Elli Braunslade betrat den Raum und umarmte Gerhard. Seine Elli war endlich da! „Na, mein wilder, unbändiger Grillmeister. Hast du auch Fleisch vom Biobauern auf dem Grill?“ Sie zog sanft an seiner Brustbehaarung. „Weiß ja, dass ich das hormonverseuchte Fleisch nicht mag.“
Er setzte sich die Zottelperücke auf und befestigte den Vollbart mit dem Gummibändern hinter den Ohren: „Aber ja doch“, er lächelte und strich sanft über den hellen Flaum ihres Armes, „damit ich das Fleisch nicht verwechsele, habe ich den Dosendeckel gekennzeichnet.“ Gromöllers Blick streifte wohlwollend an Ellis Körper hinunter. Er gab ihr einen harten Klaps auf den Po: „Aber nun geh hoch und zieh dich um, Weib. Du warst doch im Kostümladen?“ Sie nickte und hielt die Einkaufstüte hoch. Abermals trommelte Gerhard mit den Fäusten auf seinen Oberkörper: „Uahhhh! Dein Wilder hat bereits die erlegte Beute auf dem Feuer!“
Ellis Augen blitzten: „Ich bin gierig, das Mahl mit dir zu verschlingen.“ Schnell drehte sie sich um, begab sich zur Treppe und sagte im Hochgehen: „Stell dir vor, die Ruth ist an mir vorbei gelaufen, als sei ein Serienmörder hinter ihr her! Hat was von Kannibale und Grillen geschrieen! Die hat mich nicht mal gesehen, diese Schlange!“
„Ja, die Ruth“, antwortete Gerhard versonnen, „aber Kannibalen stehen nicht auf silikonverseuchtes Fleisch.“ Er nahm den Handfeger und das Kehrblech vom Haken, fegte sorgfältig die Scherben vom Boden und sah auf die Küchenuhr: `Noch ein paar Minuten, dann ist das Fleisch gar. Heiß schmeckt es am besten.´ Und da war es wieder: Dieses Pochen und Pulsieren in seinen Adern. Gerhard entsorgte die Scherben im Eimer für Altglas, hängte den Handbesen zurück an den Haken, erhob sich, holte das Tranchiermesser und den Schleifstein aus der Schublade und rief hinauf: „Elli! Weib! Dein Vollblutwilder wartet gierig auf dich!“ Dann wetzte er das Messer: „Uahhhh!“


Juli 2004, Anne Zeisig











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