An einem sonnigen Nachmittag stand Jessica am Fenster des Büros und träumte. In Gedanken ging sie mit Steven Hand in Hand im Wald spazieren. Sie hatte sich schon vor Tagen vorgenommen den Duft der Wiesen und Wälder zu schnuppern und mit ihm ins Grüne zu fahren. Doch die vielen Termine des jungen Anwalts, ließ das Vergnügen in den Hintergrund rücken.
Er saß an seinen Schreibtisch und sprach einen Text auf das Aufnahmegerät, dabei konnte er Jessica durch die große Scheibe, die beide Büros trennte, beobachten. ‚Wie schön sie ist’, dachte er und ein Lächeln legte sich auf seinen Lippen. Ihre blonde Lockenpracht fiel auf die Schultern und glänzte in der Sonne, die durch das Fenster strahlte. Sie trug ein Sommerkleid mit schmalen Spaghettiträgern, das besonders ihre schlanke Taille betonte. Steven verschlang ihre Rundungen mit seinen Augen. Er war so beschäftigt damit, dass er im ersten Augenblick nicht bemerkte, dass sie ihn anlächelte und mit den Händen gestikulierte, denn er war bei ihrem Anblick ins Träumen geraten und schloss kurz die Augen.
„Hallo? Wo sind deine Gedanken?“, stand sie plötzlich vor ihm.
Steven erschrak, hob die Lider und sah sie liebevoll an.
„Na, bei meiner schönen Sekretärin, wo sonst.“ Er strich sich mit der rechten Hand lachend durchs Haar.
„Gut, dann können wir losfahren. Ich habe den letzten Brief geschrieben.“
„Ja, die Termine für heute habe ich verschoben. Gehen wir und machen uns einen schönen Nachmittag.“ Er küsste Jessica auf die Stirn, zog sein Jackett an und sie verließen das Büro.
In der Tiefgarage öffnete Steven das Verdeck des silberfarbenen Cabriolets und sie sausten nach oben auf die Straße. Während Jessica den Radioknopf drehte, weil sie bei jeder Musik gern mitsummte, genoss er die warme Sommerbrise. An diesem Tag war es besonders heiß. Die Kleidung klebte am Körper, deshalb schob Jessica ihr Kleid nach oben, so dass die Oberschenkel zu sehen waren.
„Was machst du da? Muss das jetzt sein? Die anderen Männer können dich sehen“, er griff nach ihrem Kleid und versuchte es herunter zu ziehen.
„Na und, wir verlassen gleich die Stadt, hab dich nicht so, mir ist warm“, antwortete sie trotzig.
Als sie endlich die Stadt durchquert hatten, wurde es auf den Straßen, die stadtauswärts führten, ruhiger. Jessica zeigte nach rechts.
„Lass uns nach rechts abbiegen, da können wir das Grün der Wiesen während der Fahrt genießen.“
„Gut, wie du willst und was noch?“, grinste er frech und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad.
Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter, schloss die Augen und legte ihre linke Hand auf seinen Oberschenkel. Steven gefiel es und dachte: ‚Das fängt ja gut an’, und trat das Gaspedal tiefer. Die Bäume rauschten an ihnen rechts und links vorbei. Hinter einer Waldlichtung waren die ersten Häuser eines Dorfes zu sehen. Ihm war klar, dass er zu schnell fuhr, bremste jedoch nicht ab. Er ignorierte es einfach.
„Fahr nicht so schnell, wir fahren gleich durch einen Ort.“
„Warum? Wen stört`s? Hast du etwa Angst? Dir passiert schon nichts. Wir müssen alle mal sterben.“
„Hör auf so zu reden, ich mag deinen schwarzen Humor nicht, das weißt du“, fuhr sie ihn erregt an.
Die kleine Dorfstasse war wie ausgefegt. Es war keine Menschseele zu sehen. Rasch durchfuhren sie das kleine Kaff.
Jetzt streichelte sie Stevens Bein, ihre Hand glitt immer weiter in seinen Schritt. Das törnte ihn noch mehr an, er wurde immer kribbeliger und schloss kurz die Augen während der Fahrt. Als er sie wieder öffnete, schreckte er hoch, denn er wäre fast von der Fahrbahn abgekommen, konnte die Spur aber in letzter Sekunde wieder korrigieren. Plötzlich gab es einen lauten Knall. Der Wagen schlug aus. Steven versuchte gegen zusteuern, aber vergebens. Jessica krallte sich mit beiden Händen am Türgriff fest und schrie. Sie wurden von der Fahrbahn geschleudert. Das Auto durchbrach einen Zaun, sie vernahmen mehrere dumpfe Stöße und kamen nach circa zwanzig Metern endlich zum Stehen.
Jessica war benommen, sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und begann zu weinen. Steven öffnete die Augen, die er während der vielen Drehungen des Wagens, geschlossen hatte. Nun starrte er über die Motorhaube hinweg. Aber vor ihm war nichts. Ein stechender Geruch in der Nase ließ ihn röcheln.
„Was war das für ein Knall?“, fragte er und sah sie mit starrem Blick an. Sie antwortete nicht.
Er spĂĽrte, wie SchweiĂźperlen von der Stirn ĂĽber die Wange liefen. Als er sie mit der Hand abwischen wollte, fiel ein Tropfen auf seine Hose. Aber es war kein SchweiĂź, sondern Blut. Ăśber seinem Auge klaffte eine Platzwunde.
„Mist, jetzt versaue ich mir auch noch die Hose“, fluchte er laut.
„Jessica, was ist mit dir?“, fragte er und tastete mit seiner rechten Hand nach ihr, dabei spürte er Schmerzen in der Brust. Steven löste seinen Gurt. Sie stöhnte leise. „Jessica, ist alles in Ordnung? Sag etwas, sprich mit mir“, sprach er sie an und öffnete ihren Gurt. Leise brachte sie hervor: „Meine Beine schmerzen.“
„Ich hole Hilfe, bleib ganz ruhig sitzen.“
„Als ob ich weglaufen könnte, beeil dich lieber!“, antwortete sie zynisch.
„Ja, ich mach das schon, beweg dich nicht!“, erwiderte er ruhig und musterte sie von unten nach oben. Sie hatte die Augen geschlossen, das Kleid war hoch gerutscht und er konnte ihre langen, schlanken Beine sehen. ‚Wie schön sie ist. Die langen Beine und die großen Brüste, hm, ob sie auch Lust auf mich hat’, dachte er und erschrak, als Jessica plötzlich die Augen öffnete und ihn anstarrte.
„Auf was wartest du noch?“, fragte sie und riss ihn aus seinen Gedanken.
Steven versuchte die Tür zu öffnen. Aber sie klemmte. Er drückte sich nach oben und schwang sich aus dem offenen Wagen. Plumpsend, wie ein Fleischberg, landete er auf dem Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Als Steven das Auto anstarrte, sah er das Leck, aus dem der Sprit floss. Seine Hände klatschten beim Aufprall in einer kleinen Benzinpfütze und stanken so penetrant, dass ihm schlecht wurde. Vom Reifen war nicht mehr viel übrig. Ein paar Gummifetzen hingen um die Felge.
„Oh, Scheiße“, rief er mit weit aufgerissenen Augen. Nun war ihm klar, warum er unmittelbar vor der Motorhaube nichts gesehen hatte. Der Wagen stand genau am Rande einer tiefen Grube und es ging vor ihnen steil Bergab. Plötzlich folgte ein Ruck. Das Auto kippte nach vorn. Jessica schrie: „Was war das?“
„Es ist alles in Ordnung, bleib ruhig“, versuchte er sie zu besänftigen.
„Ich will noch nicht sterben, Steven, tu was!“
„Ha, ha, ha“, lachte er, „das wirst du auch nicht, hab dich nicht so.“
Die Erde unter dem Wagen gab weiter nach und er bewegte sich langsam weiter. Als Steven sich umsah, stockte ihm der Atem, jetzt wurde ihm klar, wo sie waren und woher die Erschütterungen kamen. Sie wurden gegen Grabsteine geschleudert, die die dumpfen Stöße ausgelöst hatten. Steven und Jessica standen auf einem Friedhof, auf dem eine neue Leichenhalle gebaut werden sollte. Und sie steckten ausgerechnet in diesem Loch fest.
‚Ist das jetzt Zufall, oder wollte Gott uns zu sich holen? Das darf nicht wahr sein’, dachte Steven, ‚aber gut, vielleicht ist heute wirklich ein günstiger Tag zum Sterben.’ Er hatte schon immer einen schwarzen Humor. Deshalb nahm er es gelassen. Jessica wurde ohnmächtig.
Ganz langsam drehte er sich von der Seite, auf die er lag, auf den RĂĽcken. Die Sonnenstrahlen trafen seine Augen, wie Messerstiche. Sofort hob er den Arm, um sich zu schĂĽtzen.
„Oh, oh, oh!“, rief er erschrocken, weil er den Halt verlor und kullerte in die Grube. Die Erde, die er damit ins Rollen gebracht hatte sackte weiter ab und überschüttete seine Beine. Als Steven unten ankam, spürte er einen dumpfen Schlag am Hinterkopf und verlor das Bewusstsein.
Es mussten einige Stunden vergangen sein, denn es wurde langsam dunkel.
Als er aufwachte, hatte er das Gefühl, dass sich alles um ihn drehte. ‚Mir ist schlecht’, dachte er und versuchte sich auf die Hände zu stützen. Steven übergab sich, dabei fiel sein Blick auf etwas rundes Stoppliges.
„Was ist das denn“, röchelte er und versuchte mit den Fingern das Stück auszubuddeln. Sein Blick heftete sich gespannt auf das Fundstück. Mit der anderen Hand versuchte er krampfhaft sein Erbrochenes mit Erde zu bedecken, denn der Gestank war unerträglich. Dabei traf Steven auf einen Stock. Er dachte, es wäre ein Stück Holz. Als er auf das Ende, das dicker war als in der Mitte, drückte, schoss das andere Ende hoch. Steven schrie erschrocken auf. Jetzt wurde ihm klar, dass er nicht alleine in der Grube war, sondern in Gesellschaft eines oder sogar vieler Skelette.
„Jessica, Jessica, bist du da?“, rief er nach oben. Sie gab keine Antwort. Der Wagen stand schon etwas tiefer am Grubenrand und drohte herunterzurutschen.
„Jessiiiiiiiiii“, schrie er, dass ihm fast die Stimme versagte und versuchte mit aller Kraft seine Beine aus der Erde zu befreien. Dann kam endlich eine Antwort.
„Steven, bist du es?“, rief sie leise.
„Jessi, ich bin hier unten in der Grube.“
„Steven, meine Beine stecken noch fest, ich versuche sie herauszuziehen, ich helfe dir gleich!“
Er seufzte. Der Himmel verdunkelte sich über den Friedhof. Vögel mit weit ausgebreiteten Flügeln kreisten, wie Geier um die Grube. Steven hielt die Luft an und starrte nach oben zum Auto. Plötzlich kreischte Jessica laut. Er zuckte zusammen.
„Jessica, was ist los?“, rief er besorgt nach oben.
„Sie greifen mich an. Die Biester greifen mich an. Geht weg ihr Monster“, hörte er sie schreien. Sie schlug mit den Armen um sich. Steven sah die Tiere über dem Auto kreisen.
„Jessica, es sind nur Fledermäuse, sie tun dir nichts“, wollte er sie beruhigen. Aber sie war so hysterisch, dass sie mit den Armen in der Luft umher schlug, als kämpfte sie mit einem Flugsaurier. Aber kaum hatte er es ausgesprochen, sah er mehrere fliegende Gestalten auf sich zukommen. Sie funkelten ihn im Sturzflug, mit ihren gelben Kulleraugen an. Die messerscharfen Zähne waren nicht zu übersehen.‚Was ist das jetzt’, dachte er, ‚die haben doch nicht etwa Hunger?’ Mit den Armen versuchte Steven sein Gesicht zu schützen, denn die Platzwunde über seinem Auge, lud zum Blutsaugen geradezu ein. Die Vampire waren so aggressiv, dass sie durch das Jackett bissen, um einen Tropfen Blut zu bekommen. Dann schnappten sie nach seine Hände. Er suchte in der Grube nach einem Knochen, konnte einen greifen und schlug um sich. Als er die Blut saugenden Biester mehrmals am Kopf traf, gaben sie auf. Erschöpft vom Kampf, sah Steven nach oben.
„Jessica, sie sind weg, ist alles in Ordnung?“, rief er ihr zu.
„Ja, ich komme nach unten!“, antwortete sie weinerlich.
Die Wagentür war zerdrückt und ließ sich nicht öffnen, sodass sie sich nur über die Tür heraus schwingen konnte. Aber kaum machte sie eine Bewegung, kam der Wagen ins Rutschen. Die Angst ließ ihr Gesicht erblassen und Schweißperlen sammelten sich auf der Stirn. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie das Pochen des Pulsschlages deutlich an der Halsschlagader spüren konnte. Jessica stieß einen schrillen Schrei aus. Sie klammerte sich am Griff der Tür fest und drückte ihren Rücken fest an die Lehne. Das Auto rutsche den Hang hinunter.
Steven sah den schwarzen Umriss auf sich zukommen. Auch er schrie jetzt laut auf und konnte sich mit einem Sprung zur Seite retten. Ein dumpfes Poltern beendete die Rutschpartie des Autos. Jessica saß, wie zu einem Eisblock gefroren, und verkrampft im Wagen und starrte vor sich hin. Dann war alles totenstill, ja, das war wohl das richtige Wort, denn ihnen war klar, dass sie sich auf einem Friedhof befanden. Rings um die Grube standen noch die Grabsteine, die sie nicht während der Schleuderpartie umgeworfen hatten.
„Jessi, tut dir etwas weh?“, fragte Steven führsorglich, hievte sich auf und kroch auf allen Vieren zum Wagen.
„Nein, ich fühle keinen Schmerz, ich fühle meine Beine nicht mehr.“
„Bleib ganz ruhig sitzen, wir kommen hier raus.“
„Steven, ich habe Angst. Es ist alles so ruhig, so unheimlich hier.“
„Schatz, wir sind auf einem Friedhof. Vielleicht ist das schon unser Grab.“
Sie schaute ihn an und klatschte mit den Handflächen auf ihre Oberschenkel.
„Nein, hör auf so zu reden“, schluchzte sie.
Plötzlich raschelte es. Jessicas Herz drohte stehen zu bleiben. Sie hielt die Luft an und lauschte, aus welcher Richtung das Geräusch kam. Blitzschnell bewegte sich etwas um die Grube, aber sie konnte nichts sehen.
„Es beobachtet uns etwas, siehst du jemanden?“, fragte sie Steven. „Hallo, hallo, ist da jemand?“, rief Jessica zögernd, weil sie Angst hatte, sie könnten wieder angegriffen werden. Es kam keine Antwort. Tränen füllten ihre Augen, sie sah alles verschwommen und schaute zum Grubenrand hoch.
„Da ist was!“, rief sie erschrocken.
Vier, nein sechs Augen starrten sie an. Ihr Herz begann zu rasen, im ganzen Körper spürte sie Hitze. Mit den Händen wischte sie sich die Tränen aus den Augen, um deutlicher zu sehen, was sie anstarrte. Es waren nicht nur viele Augen, sondern auch fletschende Zähne, die sie bedrohten.
„Steven, was sind das für Tiere? Wölfe? Hunde? Sie haben vielleicht Tollwut“, sagte sie leise und beobachtete die Bestien.
„Tsch,Tsch, geht weg, los“, zischte Steven und warf die Knochen des Skeletts, auf die Streuner. Einige verfehlten ihr Ziel. Er sammelte noch ein paar Gebeine der Toden zusammen und legte sie auf den Rücksitz des Wagens. Dann krabbelte er langsam auf den Fahrersitz und umarmte Jessica. Sie zitterte vor Angst.
Sie wussten, dass sie in dem offenen Wagen keinen Schutz hatten und Freiwild für die zähnefletschenden Wilden waren.
„Hunde fallen keine Menschen an. Das hoffe ich jedenfalls“, sagte er leise.
„Die sehen aber sehr hungrig aus. Hier scheinen alle Bestien Hunger zu haben. Wir müssen sie verscheuchen“, flüsterte sie ihm zu.
„Ich drehe den Zündschlüssel um, dann haben wir Licht und können sie durch das Hupen vertreiben“, sprudelte es aus ihm heraus. Die Hand ging automatisch zum Zündschloss. Aber es war kein Schlüssel dran. ‚Jetzt nicht aufregen, ganz ruhig’, sagte er zu sich selbst und schaute sich im Wagen um. „Kein Schlüssel zusehen, Jessi, wo ist er?“
„Wo ist meine Tasche?“
Steven schaute sich im Auto um, konnte die Tasche aber nicht finden.
„Du musst sie verloren haben.“
Schwer atmend vor Panik, fasste sie vorsichtig in den Schlitz, der mal ein Handschuhfach war und tastete mit den Fingerspitzen nach etwas brauchbarem. Sie fühlte einen harten Gegenstand. „Ah, das ist was, fühlt sich gut an“, sagte sie und zog es langsam heraus. Es war ihr Massagestab. Jessica stieß vor Wut einen Schrei aus und warf ihn mit aller Kraft in die Richtung, aus der sie Geräusche hörte. Ein ohrenbetäubendes Jaulen durchbrach die Totenstille. Dann fasste sie erneut in den Schlitz. Ganz behutsam fingerte sie einen weiteren Gegenstand heraus. „Die Taschenlampe!“, rief sie freudig aus. Jessicas Herz raste. Aufmerksam lauschte sie, ob sich die Bestien noch einmal anschlichen. Mit zitternden Händen schüttelte sie die Lampe, die nur flackerte, mal leuchtete und wieder ausging. Dann brannte sie endlich.
Wie ein kleines Kind kicherte Jessica vor Freude.
„Du musst den Schlüssel suchen“, sagte sie zur Steven. Seine Augen wanderten suchend durch den Wagen. Am Fußende der Fahrerseite sah sie etwas blitzen.
„Da, an deinem Fuß ist etwas“, rief sie aus. Steven bückte sich nach unten. Plötzlich tätschelte Jessica ihn heftig auf den Rücken.
„Steven, Steven, komm hoch, schnell.“
„Was ist denn“, fragte er ärgerlich, aber sofort verschlug es ihm die Sprache.
Beide hatten die Augen vor Angst aufgerissen, denn sie wurden von hinten angeknurrt. Eines der Tiere hatte den Sprung auf den Kofferraum gewagt. Sie starrten der Bestie mit den eklig fletschenden Zähnen direkt in die leuchtenden Augen. Wieder beugte er sich zum Boden und konnte das blinkende Metall greifen. Langsam drehte sich Jessica nach hinten und griff vom Rücksitz einen Knochen.
„Geh weg, los, hau ab“, schrie sie und schleuderte dem Hund das Gebein eines Skelettes entgegen. Jaulend zuckte er zurück, blieb aber neugierig sitzen.
„Was ist, verschwinde, du Mistvieh“, brachte Jessica jammernd hervor und fuchtelte mit der Taschenlampe wirr umher.
„Es ist nicht der verdammte Schlüssel!“, schrie Steven und kam mit rot gewordenem Kopf nach oben. „Es ist ein Metallstück vom Auto. Verdammt, das gibt es doch nicht“, und klopfte sich mit den Händen auf die Oberschenkel. „Ah, meine Finger“, jauchzte er auf und schüttelte seine Hand, als hätte er sich geklemmt. Sie schaute ihn erwartungsvoll an.
„Der Schlüssel“, schrie er vor Freude, umarmte Jessica und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Was?“
„Der Schlüssel ist in meiner Hosentasche!“, rief er, griff nach hinten und schleuderte ebenfalls einen Knochen auf den Hund, den sie schon fast vergessen hatten, weil der ruhig das Geschehen beäugte.
Mit zitternden Händen fasste Steven in die Hosentasche und holte den Schlüssel heraus. Er versuchte ihn ins Schloss zu stecken. Jessica leuchtete mit der Taschenlampe, aber er traf einfach die Öffnung nicht.
„Bleib ganz ruhig, aber beeil dich“, sagte sie leise, ohne das Tier aus den Augen zu lassen.
„Ja, toller Spruch, halte die Lampe gerade“, zischte er sie an.
Dann steckte der Autoschlüssel, Steven drehte ihn um und drückte mit voller Wucht auf die Hupe. Der Hund auf dem Kofferraum erschrak und sprang herunter während die anderen noch oben am Grubenrand standen. Als das Tier das Rudel erreichte liefen sie knurrend davon.
„Warum bin ich nicht früher darauf gekommen, ich Idiot?“, fragte er leise und sah Jessica erleichtert an. „Ich hoffe nicht, dass uns diese Nacht noch jemand fressen will“, sagte er lächelnd.
„Vielleicht müssen wir hier doch sterben, weil wir lebendig begraben werden“, schluchzte sie und schloss die Augen.
„Ja, das kann uns auch noch passieren“, sagte er ruhig. Aus weiter Ferne hörten sie schwere Fahrzeuge auf sich zurollen.
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