Das alte Buch Mamsell
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Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
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Juli 2004
Fröhliche Einachten!
von Uschi Schulz-Biliczky

„Ja, ja, wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen, bekommst du deinen Hund!“, antwortete Mama ungeduldig, als Marius sie zum hundertsten Male an die Erfüllung seines heißesten Wunsches erinnerte.
„Und im Übrigen ist es jetzt Zeit für dich, ins Bett zu gehen, sonst verschläfst du morgen den Osterhasen.“
Marius trottete davon. Mit seinem Plüschhund Sigi im Arm legte er sich ins Bett. Er schloss die Augen und stellte sich vor, Sigi sei ein lebendiger Hund.
Wenn man sich etwas fest genug wünschte, ging es manchmal in Erfüllung. Das wusste Marius von seiner Oma.
Plötzlich hörte er von draußen einen wunderschönen Gesang. Er lief ans Fenster und rieb sich die Augen, weil er nicht glauben konnte, was er sah.
Da standen sechs Osterhäschen in weißen Kleidern auf dem Rasen. Sie hielten sich bei den Pfoten und sangen feierlich: „Halleluja, halleluja!“
Weiter hinten bei den Sträuchern huschten Engel hin und her. Suchten sie etwas? Ja, gab’s denn so was?!
Wahrhaftig, die Engel versteckten Ostereier! Bestimmt hatten sie sie auch selbst angemalt, denn ihre Gewänder waren über und über mit Farbflecken bekleckert.
Marius hielt es nicht länger an seinem Fensterplatz aus. Das musste er Mama erzählen. Die würde staunen!
„Schnell Mama, guck mal aus dem Fenster! Da sind...“
Er polterte er die Treppe hinunter und blieb überrascht stehen. Seine Eltern und Paulina, seine kleine Schwester, warteten schon auf ihn.
„Na endlich, Marius! Bist du denn gar nicht neugierig auf deine Geschenke?“
Papa öffnete mit geheimnisvoller Miene die Wohnzimmertüre.
Neben dem Klavier stand eine zimmerhohe Tanne, die über und über mit bunten Eiern geschmückt war. Auf den Zweigen brannten eiförmige Wachskerzen und dazwischen glitzerten gläserne Küken und Lämmchen. Auf der Baumspitze thronte ein Hase, der in seinen ausgebreiteten Armen ein Spruchband hielt:

FRÖHLICHE EINACHTEN ! las Marius.

„Was machst du denn für ein Gesicht? Gefällt dir unser Baum nicht?“, fragte Papa.
Marius fiel keine Antwort ein.
„Wann dürfen wir endlich die Geschenke suchen?“, quengelte Paulina.
„Zuerst singen wir alle ein Lied, das weißt du doch.“
Mama setzte sich ans Klavier und stimmte an. „Spring Häschen, springelingeling“, sangen sie und dann umarmten sich alle und wünschten sich ein frohes Einachtsfest.

Endlich! Paulina stürmte in den Garten hinaus und begann, ihre Geschenke zu suchen.
Marius stand ratlos zwischen seinen Eltern, bis Papa ihn schließlich zur Tür hinausschob:
„Na los, Marius, du willst doch wohl nicht, dass Paulina deine Geschenke findet!“
Marius stolperte über die Wiese bis zu den Sträuchern, wo er vorhin die Engel gesehen hatte. Und richtig, überall blitzten bunte Eier: zwischen den Zweigen, im Gras, neben dem Weg und zwischen den Baumwurzeln.
Es gab Eier aus bemalter Pappe und andere, die aus Pfefferkuchenteig gebacken und mit Zuckerguss verziert waren.
Marius und seine Schwester trugen alle hinein und legten sie in die beiden Nester aus Lamettafäden unter dem Baum.
Dann öffneten sie unter den erwartungsvollen Augen von Mama und Papa ein Papp-Ei nach dem anderen, um nachzusehen, was die Osterengel darin versteckt hatten.
Oder waren es Weihnachtshasen gewesen?
Osterengel ... Weihnachtshase ... Einachtsonkel ... Weihnachtshose ... Osterenkel ...?
Marius schwirrte der Kopf. Aber darüber wollte er ein andermal nachdenken. Jetzt wollte er wissen, was in dem goldgetupften Ei so rumpelte und pumpelte.
Er öffnete es. Mmmmh! Hasenberger Lebkuchen und ein Hasipanbrot. Schade, dass er vorhin schon von dem Eierstollen genascht hatte.
Na gut, er konnte die Leckereien auch später noch kosten.
Er legte sie in das Lamettanest zurück und griff nach einem lackroten Ei.
Es war ganz leicht. War es leer? Marius schüttelte es. Vielleicht konnte er erraten, was darin versteckt war. Er erschrak, als er plötzlich ein Bellen aus dem Ei hörte. Mit einem Plumps fiel es zu Boden.

„Autsch!“
Marius rieb sich die Stirn. Das gab sicher eine Beule.
Aber wieso lag er neben seinem Bett auf dem Teppich? Hatte er vielleicht alles nur geträumt? Das konnte nicht sein. Er hörte doch ganz deutlich das Bellen! Wo war denn bloß das Ei hingerollt?
Die Zimmertüre flog auf. Draußen stand Paulina und krähte:
„Marius, der Osterhase war da!“
Von unten hörte er Gebell und die lachende Stimme seiner Mutter:
“Marius, hörst du nicht? Der Osterhase ruft nach dir!“
Auf bloßen Füßen rannte Marius die Treppe hinunter, wo ihm ein übermütig bellendes Wollknäuel entgegensprang.

Ein Hund! Ein lebendiger Hund! Sein Hund!

Er nahm ihn in den Arm und vergrub seine Nase im weichen Fell des Hundebabys.
Hoffentlich war das kein Traum!
Er tastete nach seiner Stirn. Nein, die Beule war der Beweis, er träumte nicht.
Aber warum wunderte er sich? Mama hatte es ihm doch gesagt:
„Wenn Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen, bekommst du deinen Hund!“


Kontakt: primabella@schu-bi.de

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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