Wellensang
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Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
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August 2004
Ja, der FrĂĽhling
von Sylvie Storz

Mailuft dringt durch das offene Seitenfenster. Die Ampel springt von GrĂĽn auf Gelb, ich senke den FuĂź auf die Kupplung und lasse den Terrano die letzten Meter rollen.
„Listen to the Lion …“, singt Van Morrison, ich raune mit ihm, während ich teilnahmslos die Passanten beobachte. Zu den Leuten an der Fußgängerampel kommen weitere: ältere, oft gesehene, Touristen, ein Großer Anfang Dreißig, Jungs auf Skateboards …
„… and I shall search my Love …” Meine Augen wandern zu dem breitschultrigen Recken, der die Umstehenden überragt. Sein aschblondes Haar ist kurz geschoren – eigentlich nicht mein Typ, dennoch tasten die Fühler eines Flirts in meinem Bauch. Er schaut mich an, stutzt und erwidert mein Lächeln.
Ein Ruck läuft durch die Gruppe. Die Fußgänger setzen sich in Bewegung. Ein wärmender Blick des Hünen. Da geht er vorüber, EINER in der Menge. Er lächelt. Kurz darauf biege ich in die Innenstadt ab, rolle langsam an ihm vorüber und finde einen Parkplatz. Ohne zu denken, folge ich meinen Füßen und mein Blick sucht nach ihm. Vergebens.
Nimm dich zusammen, ermahne ich mich. Was wollte ich gleich besorgen? Ah ja, Schreibblock und auf dem Markt dann Brot und GemĂĽse. Ich laufe ĂĽber die StraĂźe. Noch das Sonnenlicht in den Augen, betrete ich das Kaufhaus, es dauert einen Moment, bis die Konturen drinnen Gestalt annehmen. Halb blind strebe ich in die Schreibwarenabteilung, schnappe mir einen Block aus dem gewohnten Fach und stelle mich an der Kasse an. Ich blicke umher. So viele Leute. Na ja, ist ja Ferienzeit.
Unvermittelt, wie ein Blitz durchfährt es mich: Da, bei den Zeitschriften steht er! Mechanisch trete ich aus der Schlange und schlendere in den Parfümbereich, immer ein lauerndes Auge auf ihn. Ein unerträglich heißes Kribbeln steigt in mir auf, ich muss doch regelrecht vibrieren! Er sieht sich um - mich an und nickt! Heiß spüre ich Schamesröte meinen Leib emporströmen. Meine Knie werden weich. Mit gesenkten Lidern lächle ich, fliehe hinters nächste Regal und greife mir wahllos einen Tester. Gleich darauf umnebelt mich ’Antaeus’ von Chanel. Betört trete ich wieder hervor und grinse – ins Leere. Er ist fort. Dummes Huhn, hadere ich mit mir, stapfe mürrisch zur Kasse und zahle.
Auf dem Markt angekommen, die ersten Händler packen schon ein, eile ich zum Bäckerwagen.
„ … schönes Wochenende, Frau Lehmann und grüßen sie ihren Mann.“
Die Kundin vor mir nimmt ihr Brot und geht.
Ich rattere meine Bestellung herunter.
„So, sechs Semmeln und ein Zweipfünder, das macht vier achtzig.“
Ich krame meine Börse heraus und gebe der Verkäuferin den erstbesten Schein.
„Haben sie es nicht passend?“, fragt sie mit einem Blick auf meinen prallen Geldbeutel.
Es passt mir nicht, doch ich fingere die nötigen Münzen raus und lasse sie auf den Tresen klimpern. Sie reicht mir meinen Einkauf und ich gehe. Drei Schritte. Da elektrisiert mich etwas! Ich sehe zur Seite. Er steht neben mir, nickt und sagt mit sanftem Bariton:
„Hallo.“
VerblĂĽfft suche ich nach Worten.
„Hi, Isa, wie geht’s Dir?“
Mein Blick schwenkt an seine linke Seite, wo ich plötzlich Katharina, meine vertraute Kollegin, entdecke.
„Ähem, gut“, sage ich knapp und wage wieder einen Blick zu ihm.
„Und dein Göttergatte? Baut er wieder am Trabbi?“
Mir wird heiĂź und kalt. Was mach ich?
„Isa?", Katharina berührt mich am Arm. "Alles okay mit dir?“
„Ja, ja.“
Während mein Temperaturempfinden sich allmählich normalisiert, sehe ich sie an und dann wieder ihn.
„Ach so, das ist Thomas. Weißt doch, ich hatte dir von ihm erzählt.“ Katharina lacht.
„Schön, dich kennen zu lernen“, stammle ich und strecke ihm die Hand entgegen. Er lächelt, nimmt sie und ich spüre einen festen, ehrlichen Händedruck.
"Ist mir ein Vergnügen, Isabella." Seine Stimme ist so sinnlich. Verdammt, will dieses Kribbeln nicht endlich aufhören? Ich glühe!
Katharinas Augen blitzen von mir zu ihm und zurĂĽck!
„Hab ich grad was verpasst?“
"Nein!", sagen er und ich eilig, wie aus einem Munde.
Sie kneift die Augen skeptisch zusammen. Mir schwant nichts Gutes und ich kichere zaghaft.
"Du kamst mir gleich bekannt vor“, sagt er schnell, legt seinen Arm um ihre Schultern und blinzelt mir zu, „von den Fotos, die mir Katharina gezeigt hat!"
Ich pruste erleichtert los. Diesmal ist er es, der verblüfft guckt. Katharina kennt meine Lachanfälle und ein Schmunzeln zieht über ihr Gesicht.
„Was haltet ihr beiden davon“, schlage ich lachend vor, „habt ihr nicht Lust auf einen Kaffee?“


© Sylvia Storz
Email: makani.meernacht@freenet.de

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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