Das alte Buch Mamsell
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Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
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Dezember 2004
Opa-aktiv
von Günter Krause

Michaela lachte. „Bitte übertreibe es nicht zu sehr, Großvater!“
„Du weißt doch, ich will nur dein Bestes, mein kleiner Engel“. Zärtlich
strich seine Hand über ihre Wange. „Aber nenn mich nicht immer
Großvater, da komm ich mir so uralt vor! Sag lieber Kurt, oder wenn es eben sein muss, dann Opi zu mir.“
„Darf ich dich daran erinnern, dass du in vier Monaten siebzig wirst?“, erwiderte Michaela lachend und hauchte ihm ein Küsschen zu.
„Ja, ja“, seufzte der Großvater, „ich kanns nicht ändern!“
„Und immer noch sitzt dir der Schalk im Nacken!“, ergänzte Michaela.
„Es ist aber auch jedesmal zu schön, die verblüfften Gesichter eurer Freunde zu sehen!“
„Sei bitte nicht zu streng mit Florian“, bat Michaela.
„Laß mich den Burschen erst einmal anschauen. Ich freu mich schon jetzt, wenn ihr übernächstes Wochenende zu uns kommt!“

Ohne Ahnung was ihm bevorstehen sollte, fuhr Florian mit Michaela zu ihren Großeltern. Bei Kaffee und Kuchen berichtete er von seinem abwechslungsreichen Job als Bürokaufmann in einer Großhandlung für Baustoffe.
„Leider muss ich durch die sitzende Tätigkeit sehr aufpassen, dass ich mein Gewicht halte“, sagte Florian und klopfte auf seinen beginnenden Bauchansatz.
Das war das Stichwort auf das Großvater gewartet hatte.
„Wie halten Sie sich fit? Machen Sie Sport?“, fragte er neugierig.
„Zwei bis dreimal die Woche jogge ich, so wie es die Zeit eben zuläßt!“
Großvater schmunzelte. Es war genau die Antwort, auf die er gehofft hatte. „Wie viele Kilometer machen Sie so?“
„Meistens fünf, manchmal auch zehn Kilometer.“ Das war zwar leicht übertrieben, doch wer sollte es nachprüfen?
„Haben Sie Ihre Turnschuhe dabei? Dann könnten wir Morgen ein Stück miteinander laufen!“, schlug der Großvater vor.

Der Vorschlag des alten Mannes überraschte Florian vollkommen. Zufälligerweise hatte er die Schuhe eingepackt. Genau genommen hatte ihn Michaela massiv daran erinnert sie mitzunehmen.
„Gerne ich freue mich darauf!“, antwortete Florian, „wann wollen wir los?“
„Morgens ist es am Schönsten. Ich würde sagen, gleich um Sieben!“
„Aber Kurt, Florian muss die Woche über sicher früh raus. Da kannst du ihn doch nicht am Sonntag so bald aus den Federn werfen!“, protestierte die Großmutter.
Florian schluckte sein Mißbehagen hinunter. „Ist schon gut, ich laufe morgens auch am Liebsten!“, erwiderte er.
Trotzdem beschlich Florian das eigenartige Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Später, als er Michaela darauf hin ansprach, sagte sie lächelnd: „Ach Schatz, laß Großvater doch seinen Spaß. Warte einfach ab“.

Punkt Sieben am nächsten Morgen wartete Michaela´s Großvater vor dem Haus auf Florian, der sich gerade noch rechtzeitig aus dem Bett heraus gequält hatte. Nach ein paar Dehnübungen liefen die beiden los. Für Florian´s Geschmack etwas zu langsam. Doch er hatte allen Respekt vor dem Siebzigjährigen neben ihm und mit jeder Minute, die sie unterwegs waren, wuchs die Achtung vor dem Mann, der ziemlich genau fünfundvierzig Jahre älter war, als er selbst.
Es war ein wunderschöner Sommermorgen und Florian genoß den Lauf durch die herrliche Landschaft.
Aus Respekt wurde Bewunderung. Sie waren nun bereits gut eine Stunde unterwegs und der alte Herr zeigte noch immer keine Ermüdungserscheinungen. Florian´s Beine wurden mit jedem Tritt schwerer. Endlich waren die Häuser des Dorfes zum
Greifen nahe, als der Großvater sagte: „Wie siehts aus, laufen wir noch ein Stück?“
Florian war schon jetzt fix und fertig, doch zugeben wollte er es nicht. „Von mir aus gerne“, antwortete er und versuchte seiner Stimme Ausdruck zu verleihen.
Aus dem Stückchen wurde nochmals eine halbe Stunde. Florian biss die Zähne zusammen und mit letzter Kraft erreichte er das Haus der Großeltern.

Die beiden Läufer wurden mit großem Hallo begrüßt. Von der Terrasse winkten Michaela, ihre Großmutter und zwei Pärchen, die Florian nicht kannte. Keuchend sank er auf den steinigen Boden, während der Großvater tänzelnd Lockerungsübungen machte.
Einer der beiden Männer kam von der Terrasse herunter und klopfte Florian auf die Schulter: „Willkommen im Club“, rief er ihm zu, „du hast den Test bestanden!“ Florian verstand nicht, was der Mann meinte und blickte fragend zu ihm hinauf.
„Ralf und mir ging es auch nicht besser, als wir zum ersten Mal mit unseren Freundinnen die Großeltern besuchten. Nur hatte ich dummerweise behauptet ich laufe regelmäßig zehn bis fünfzehn Kilometer. Woher sollte ich auch wissen...“

„Liebling, wie geht’s dir denn?“. Michaela kniete sich zu Florian und nahm ihn liebevoll in die Arme.
„Ihr habt mich ganz schön reingelegt!“, hechelte er.
„Nimm es sportlich, Liebling, Großvater freute sich schon seit Wochen riesig darauf und er wäre zutiefst beleidigt gewesen, wenn ich dir verraten hätte, dass er schon seit Jahren unangefochtener Landesmeister in seiner Altersklasse im Triathlon ist und mindestens zweimal im Jahr den Halb-Marathon läuft!“

Günter Krause

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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