Mainhattan Moments
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Susanne Ruitenberg und Julia Breitenöder haben Geschichten geschrieben, die alle etwas mit Frankfurt zu tun haben.
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März 2005
Der Bote
von Monique Lhoir

Das Fenster des Altersheimes war zur Gartenseite hin geöffnet. Erste Sonnenstrahlen fingen sich in dem kleinen Raum. Karl Häusler saß in seinem Rollstuhl, eine Decke über das eine, ihm seit dem Krieg verbliebene dünne, kraftlose Bein gelegt, und hörte dem Gezwitscher der Vögel zu. Seit vielen Jahren war dies sein einziges Vergnügen. Anna, seine Frau, war vor fünf Jahren gestorben. Früher war sie mit ihm fast jeden Nachmittag in den gleich um die Ecke gelegenen Park gefahren, hatte Kuchen und Obst eingepackt. Sie saß auf der Parkbank, seinen Rollstuhl dicht neben sich geschoben und wickelte die Köstlichkeiten aus. Dann aßen sie gemeinsam, die restlichen Krumen blieben für die Tauben, die offensichtlich schon warteten.
Doch eines Morgens wachte Anna nicht mehr auf. Auch, als er sie rüttelte, blieb sie stumm liegen. Sie war einfach eingeschlafen und hatte ihn allein zurückgelassen. Karl musste umziehen, weil er sich nicht allein verpflegen konnte; aus der kleinen, gemütlichen Wohnung in ein Altersheim. Kaum etwas konnte er mitnehmen, nur ein paar vergilbte Fotos, die ihn an Anna und ihre letzten gemeinsamen fünfzig Jahre erinnerten.
Mit zittrigen Händen schlug der das alte Album auf. Anna lachte ihm entgegen. Auf ihren dunklen, langen Haare befand sich ein fast unscheinbarer weißer Blumenkranz, daran befestigt ein kleines Spitzentuch. Es war ihr Hochzeitsfoto, kurz bevor er in den Krieg zog. Anschließend sah er sie fast zehn Jahre nicht, kam erst zurück, als der Krieg lange vorbei war. Die Gefangenschaft in Russland war hart gewesen. Ausgemergelt, gealtert, nur mit einem Bein und ohne Hab und Gut kam er kam der nach Hause. ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Geschichte gehört zu den Siegergeschichten und erscheint in unserer Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns nicht selbst Konkurrenz machen möchten, indem wir die Geschichte ebenfalls hier komplett veröffentlichen.

Vielen Dank!

Andreas Schröter

Letzte Aktualisierung: 29.06.2006 - 20.45 Uhr
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