Der Tod aus der Teekiste
Der Tod aus der Teekiste
"Viele Autoren können schreiben, aber nur wenige können originell schreiben. Wir präsentieren Ihnen die Stecknadeln aus dem Heuhaufen."
mehr ... ] [ Verlagsprogramm ]
 SIE SIND HIER:   HOME » MITMACH-PROJEKT » SCHREIBAUFGABE » Michael Preissl IMPRESSUM
NEWSLETTER
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

Jetzt anmelden! ]

UNSERE TOP-SEITEN
1.) Literatur-News-Ticker
2.) Leselust
3.) Forum
4.) Mitmach-Projekt
5.) Schreib-Lust-News 6.) Ausschreibungen 7.) Wettbewerbs-Tipps
März 2005
Die Zustellung
von Michael Preissl

Ich arbeitete über 3 Jahre bei einem Paketdienst als Zusteller. Es war teilweise ein sehr harter Job, da die Kunden nicht immer die freundlichsten waren, wenn ihr Paket einmal nicht in der gewünschten Lieferzeit ankam, oft waren auch die Zustellungsadressen mit längeren Fahrtzeiten verbunden, was zur Folge hatte, dass man mehr Wochenstunden zusammenbrachte als einen Lieb war. Überstunden wurden nicht ausbezahlt, denn es hieß immer man könnte dafür in Zeitausgleich gehen. Zeitausgleich war ein Ding der Unmöglichkeit, denn man wurde nach Menge und Schnelligkeit der gelieferten Pakete bezahlt, und wenn man nun ein oder gar zwei Tage im Monat nicht unterwegs war, hatte dies zur Folge das man für diese ein bis zwei Tage kein Geld bekam, da man ja keine Pakete in diesen Fehltagen liefern konnte.

An diesen Morgen erhielt ich den Auftrag ein Priority Paket, ohne Absenderadresse, sofort an den angegeben Lieferort zu bringen. Priority Pakete mussten sofort geliefert werden, denn der Kunde zahlte einen Aufpreis, dafür wurde es aber noch am selben Tag geliefert. Sehr untypisch für ein Paket war es schon einmal, dass es keine Absenderadresse besaß. Normalerweise mussten wir die Pakete von einen Warenhaus, oder einen Geschäft holen und zu einem Kunden bringen, was uns dann schon mal die Absenderadresse verriet. Diesmal war es jedoch anders. Eine etwas ältere attraktive Dame brachte das Paket persönlich bei uns vorbei. Das Paket war nicht außerordentlich groß, es war sehr handlich und es wog auch nicht sehr viel. Als ich das Paket im Lieferwagen verstaut hatte machte ich mich sofort auf den Weg. Nach etwa einem halben Kilometer fiel mir auf, dass mir ein schwarzer Mercedes älteren Baujahrs folgte. Ich versuchte das Tempo meines Fahrzeuges leicht zu erhöhen, um sicher zu gehen dass sie mir auch wirklich folgten. Bei der nächsten Kreuzung bog ich rechts ab und blieb an der roten Ampel stehen. Kaum zeigte die Ampel grünes Licht, bog auch schon der schwarze Mercedes ums Eck. Im Rückspiegel erkannte ich, dass der Beifahrer dieses Wagens gerade telefonierte. Es grenzte an ein Wunder, dass ich meinen alten rostigen Lieferwagen einen Zentimeter vor zwei mitten auf der Kreuzung stehenden Fahrzeugen zum stillstand brachte. Plötzlich liefen vier in schwarzen Anzügen gekleidete Typen auf mich zu. Einer von Ihnen klopfte an die Fahrertürfensterscheibe, und deutete mir, dass ich aus dem Fahrzeug aussteigen solle. Mit der rechten Hand zog er sein schwarzes Sakko ein wenig zur Seite, um mir seine Polizeidienstmarke zu zeigen, welche er auf seinen Gürtel gefestigt hatte. Die anderen drei Männer standen dicht hinter ihm. Um Probleme zu vermeiden, tat ich dass was mir der Polizist anordnete. Langsam beugte er sich zu mir. „Hören Sie gut zu, Sie transportieren gerade ein Paket, welches an den größten verdammten Bastard dieser Stadt geliefert werden soll. Aus geheimen Quellen haben wir erfahren dass es sich hier um eine Drogenlieferung handelt. Wir wollen nun dass sie wie sie es immer tun, dieses Paket ganz normal zustellen, und diesen italienischen Drecksack unterschreiben lassen. Wir werden Sie aus der Ferne im Auge behalten, sobald dieser miese Bastard unterschrieben hat, werden wir ihn festnehmen. Ich hoffe Sie kooperieren mit uns, es wird ihnen nichts passieren, vergessen Sie nicht wir behalten Sie ständig im Auge“. Kaum hatte der Polizist diesen Satz fertig ausgesprochen musste ich mich fast übergeben, denn er hatte üblen Mundgeruch. Es war eine Mischung aus Zigaretten und abgestandenen Kaffee. Ich bewegte meinen Kopf auf und ab, um ihm zu signalisieren, dass ich alles verstanden habe. „Machen Sie keine Blödheiten und halten Sie sich daran, lassen Sie ihn nur unterschreiben, lassen Sie sich ja nichts anmerken, den Rest erledigen wir.“ fügte der Polizist noch hinzu. Anschließend schob er seine dicke goldumrandete Brille mit dem linken Zeigefinger hoch, da sie ihm ein Stück nach unten gerutscht war. Danach genehmigte er sich eine Fingerspitze Kautabak Er sah mich an, spuckte eine braune zähflüssige Flüssigkeit aus und setzte sich in einen der beiden Wagen. Die anderen drei folgten ihm wortlos. Ich bestieg den Lieferwagen, meine beiden Hände welche vor lauter Aufregung schweißnass waren, stützte ich auf das Lenkrad. Ich griff nach der Wasserflasche welche vor dem Beifahrersitz am Boden lag. Meine Kehle war völlig ausgetrocknet, ich spürte richtig wie das Wasser darin herab floss. Langsam fuhr ich mit meinen Lieferwagen zu der Lieferadresse. Die Landschaft wurde immer grüner und die Häuser wurden immer älter und villenartiger. Hier lebten nur Leute mit wirklich viel Geld. Geld war für mich immer etwas was ich einfach nie hatte. Ich verdiente gerade mal soviel, dass es für meine Familie und mich reichte. Sparen konnte ich jedoch keinen einzigen Cent.
Ich sah nochmals auf den Lieferschein um die genaue Adresse abzulesen. Rosenweg 8 stand darauf, derzeit befand ich mich auf dem Tulpenweg 3. Es musste also laut Plan welchen ich noch im Kopf hatte, da ich mir in der Früh noch vor der Abfahrt die genaue Route angesehen hatte, die nächste Straße links sein. Kaum erreichte ich die Straßenkreuzung hörte ich ein lautes quietschen, welches durch das rasche Abbremsen eines Fahrzeuges entstanden sein durfte. Plötzlich wurde die Fahrertür aufgerissen, und zwei Männer standen neben dem Lieferwagen. Beide hatten schwarze Nylonstrümpfe über ihren Kopf gezogen und beide hielten einen Trommelrevolver in der Hand. „Mach sofort die verdammte Ladetür auf und gib uns das verdammte Paket“ Ohne ein Wort darauf zu sagen folgte ich den Anweisungen. Laute Sirenengeräusche schallten direkt danach über die Kreuzung. Die drei schwarzen Mercedes, welche mir heute schon einmal begegnet waren standen quer über die Kreuzung. Die Polizisten verschanzten sich umgehenst hinter ihren Fahrzeugen. Die zwei Männer die nun im Besitz des Paketes waren, ignorierten völlig die Anweisungen der Polizisten, was zu Folge hatte, dass es zu einer Schiesserei kam. Einer der beiden maskierten Männer wurde am linken Bein erwischt. Er kroch auf allen Vieren über die Straße, dabei zog er hinter sich eine dunkelrote Blutspur her. Der andere blieb sofort stehen und versuchte seinen Verletzten Kumpanen zu stützen. Als ich sah, das einer der beiden verletzt war, rannte ich auf den anderen zu. Aus einen mir völlig unerklärlichen Grund schlug ich ihm mit meiner Faust in den Bauch und kurz darauf stieß ich ihn mein Knie mitten ins Gesicht. Als ich wieder im Besitz des Paketes war, lief an den kreuz und quer parkenden Fahrzeugen vorbei, den Rosenweg entlang bis zur Nummer 8, der Zieladresse des Paketes. Vor dem Haus holte ich tief Luft und ging langsam auf die Türglocke zu. Laute Schreie und Schüsse hinter mir ließen mein Herz immer schneller schlagen, ich hatte echte Schwierigkeiten mit meiner zittrigen Hand die Türglocke zu tätigen. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner rechten Schulter. Wie ich mir die Hand genauer ansah, sah ich dass sie blutüberströmt war. Langsam drehte ich mich um. Ein lauter Schuss hallte durch die Straße. Vor mir sackte der nun leblose Körper des Paketräubers zusammen. Seine Hand welche an mir entlang bis auf den Boden glitt, hinterließ eine rote Spur auf meiner Kleidung. Wenn man diese Spur genauer betrachtete konnte man jeden einzelnen Finger des Toten erkennen. Die Polizisten humpelten langsam und benommen auf das Haus zu. Sie waren alle schwer verletzt und ebenfalls blutüberströmt. „Sterben sollt ihr, ihr Scheiss Bullen“ hallte es entlang der Straße, kurz darauf folgten einige Schüsse und drei der vier Polizisten flogen auf der Stelle tot um. Der vierte sackte angeschossen zusammen. Mit letzter Kraft richtete er sich wieder auf. Rasch tätigte ich die Türglocke. Die Tür öffnete sich sofort, und direkt vor mir stand nun der Mann, der all dies hier zu verantworten hatte, und der mein Leben innerhalb weniger Stunden einen Höllentrip gleichmachte. „Ah, der Bote“ sagte er mit einer tiefen Stimme, welcher man seine italienische Abstammung entnehmen konnte. Ich überreichte ihm das Paket, und er unterschrieb den Lieferschein. „Danke für die rasche Lieferung, hier ein ein Euro, gönnen Sie sich was nettes darum“ sagte der Italiener ironisch. Mit einen Kopfnicken deutete ich ihn meinen Dank. „Wissen sie, meine Kleine feiert heute ihren vierundzwanzigsten Geburtstag, und ich wollte ihr diese netten Dessous schenken, ich liebe es wenn sie diese Dinger trägt.“ erklärte mir der Italiener mit einen Grinser. Als der letzte überlebende Polizist sich bis zu mir vorgeschliffen hatte, und diese Worte zu hören bekam, brach er weinend zusammen. Lachend knallte der Italiener die Tür zu. Ich war heilfroh das ich dieses verdammte Paket geliefert hatte und ich dankte Gott lebend überstanden habe.

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
Dieser Text enthält 8911 Zeichen.

Druckversion

 LINKTIPPS: Naturwaren Diese Website wird unterstützt von:

www.mswaltrop.de
Copyright © 2006 - 2024 by Schreiblust-Verlag - Alle Rechte vorbehalten.