Das alte Buch Mamsell
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Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
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April 2005
Escape
von Susanne Schubarsky

"Do you like Pina Coladas" tauchte immer wieder in meinem Kopf auf und ließ sich nicht abschütteln. Klar mochte ich das Gebräu, am liebsten an einem Sandstrand in der Karibik, neben mir eine gut gebaute Blondine. Michaela. Der Gedanke an ihren Mörderbusen, an ihren Mund, und an die Dinge, die sie damit anstellte, ließ meine Hose schlagartig zu eng werden. Die Traumfrau war in meinem Leben aufgetaucht, und nun trennte uns nur ein winziges Detail vom Happyend in der Abendsonne – meine Frau.
Ich parkte den Ferrari und lief die Treppe zu Michaelas Apartment hoch.
"I was tired of my lady …", sang Rupert Holmes in meinem Kopf. Wie Recht er hatte. Fünf Jahre Ehe waren genug. Fünf Jahre Meckern, fünf Jahre Verhöre, fünf Jahre lang nur dann Sex, wenn sie Lust dazu hatte.
Minimal außer Atem kam ich im siebenten Stock an und läutete. Sie öffnete in Negligee und Strümpfen. Mein Ständer drohte die Hose zu sprengen.
"Ist das eine Pistole in deiner Hose, oder freust du dich so, mich zu sehen?"
Tolle Frau, sexy und witzig. Ich stöhnte, riss ihr das dünne Fetzchen vom Leib und warf sie auf das Ledersofa. Drei, vier heftige Stöße und schon kam sie gemeinsam mit mir.
"Ich liebe dich", flüsterte ich ihr ins Ohr. Ihr Parfüm stieg mir in die Nase, ein Duft nach Sommer.
Sie streichelte meinen Arsch. "Dann beweise es mir."
Und schon war ich wieder hart.
Sie kicherte. "Hey, Superman. Diesen Beweis hatten wir doch schon. Nein, ich meine das andere."
Ich rollte mich zur Seite.
"Wirst du dich von ihr scheiden lassen?"
"Ich kann nicht. Du weißt genau, dass ich ihr dann Millionen zahlen muss." Ich seufzte. "Auch wenn dir Geld nicht wichtig ist, ich brauche es. Außerdem möchte ich dir das Leben bieten, das du verdienst."
Sie verzog das Gesicht und stand auf. "Feigling."
Ich grinste. "Und selbstverständlich würdest du alles tun, damit wir zusammen sein können?"
"Natürlich, doch ich bin ja nicht verheiratet."
"Aber du kannst mir beim Entheiraten helfen. Du hast mir vorhin eine Frage gestellt. Die Antwort ist ja und ja."
Verwirrt sah sie mich an. Sie war so süß.
"Ja, ich freue mich, dich zu sehen. Und ja, ich habe eine Pistole in meiner Hose."
Kein entsetztes Kreischen, kein panisches Zurückweichen. "Was hast du vor?"
Ich stand auf und zog meine Hose hoch. "Ich bin der einzig logische Verdächtige, also werde ich ein perfektes Alibi haben. Und du wirst sie erschießen."
Sie sah mich ruhig an. "Meine Haare sind gefärbt. Ich bin eigentlich brünett."
"Was ...?"
"Ich bin doch nicht dämlich und erledige deine Dreckarbeit." Sie verschränkte die Arme über ihrer nackten Brust und sah mich herausfordernd an. Brünett? Gefärbt? Egal. Sie war trotzdem eine tolle Frau. Ich ging zu ihr und nahm sie in meine Arme. Sie blieb stocksteif stehen, bewegte sich nicht. "Unsere Dreckarbeit. Niemand weiß von dir, du kannst nicht mit mir in Verbindung gebracht werden. Und ich bin auf einer Vorstandssitzung mit zwanzig Zeugen."
Ich blickte ihr tief in die Augen. "Ein Raubüberfall auf einem leeren Parkplatz in der Nacht. Diese Dinge passieren."
Sie legte ihre Arme um mich, schmiegte sich an meine Schulter. Ich hatte sie!
"Und in einem Jahr findet der trauernde Witwer Trost bei einer wunderschönen Frau, die er gerade erst kennen gelernt hat."
Nachdenklich nickte sie zweimal. "Ja, es könnte funktionieren. Und wir drücken gewissermaßen beide gemeinsam ab."
Ihre großen braunen Augen glänzten. Mein Puls begann zu rasen und ich spürte, wie ich wieder steif wurde. Ich hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer.

"Es war ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen. Vergnügen allerdings im weitesten Sinn des Wortes gebraucht, wenn Sie wissen, was ich meine." Michaela Poltrona lächelte. "Wie dumm von mir, natürlich wissen Sie das, schließlich waren Sie fünf Jahre mit ihm verheiratet." Sie ließ den dicken weißen Umschlag in ihrem Aktenkoffer verschwinden.
"Empfehlen Sie uns an Ihre Freundinnen weiter, diskret, versteht sich. Vielleicht sucht die eine oder andere auch nach einem Scheidungsgrund. Und versichern Sie ihnen, dass wir üblicherweise weit weniger spektakulär arbeiten als in Ihrem Fall. Eine Anklage wegen versuchten Mordes hatten wir noch nie, kompromittierende Fotos reichen sonst völlig aus." Sie lächelte noch einmal und verließ das kleine Café. Nur eine Visitenkarte auf dem Tisch erinnerte noch an sie. "Do you like Pina Coladas? Write to me and escape."

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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