Mainhattan Moments
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Susanne Ruitenberg und Julia Breitenöder haben Geschichten geschrieben, die alle etwas mit Frankfurt zu tun haben.
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Juni 2005
Schwätzchen mit Curry King
von Klaus Schmeing

„Schmeckt echt lecker“, nuschelt der Polizist. Wischt sich den Curry vom Kinn. „Aber sie wissen, dass sie das nicht dürfen?“
„Was darf man schon?“ frage ich. Halte die Hand auf: „Macht dann Drei zwanzig!“
„Und auch noch so günstig!“ kommt die Stimme der Streife von hinten. Sitzt auf dem Motorrad. Kaut am Rest der Wurst. „Ist das nicht wettbewerbswidrig?“
„Weiß nicht“, äußert der Vordere. „Vermutlich ne Sache fürs Kartellamt, oder?“
Der Beamte zieht die Münzen aus seiner Tasche. Lässt sie mir in die Hand prasseln.
„Beweismittel verdaut?“ lächle ich.
„Jo! Beweismittel verdaut! Müssen wohl morgen wiederkommen um uns zu neue holen, wa?“ Lachend setzen sich beide Polizisten in Bewegung. Winken mir zu.
Ich bleibe hier. In meinem ausrangierten Bulli. Auf meiner Wiese. In meinem Vorgarten. Mitten im Wohngebiet am Rande der Stadt.
Über mir das selbstgemalte Schild. „Curry – King“. Hier gibt’s die beste Wurst der Gegend.
Vor einem halben Jahr verlor ich den Job. Für was Neues war ich zu alt. Mit über 40, sagten sie mir, sei kaum Aussicht.
Und dann... über Nacht kam ich auf DIE Idee.
Ich holte mir`n alten Bulli vom Schrott. Stellte ihn in den Vorgarten. Riss die Innereien raus. Packte meinen Holzkohlegrill rein. Malte das Schild, „Curry-King“, kaufte mir hundert Würstchen vom Aldi und fing an zu bruzzeln. Das nenne ich ICH-AG.
Ne leckere Sauce dazu. Gut gegrillt. Verkauft. So günstig es geht.
Abends hatte ich Würstchen wieder raus. Und etwas Geld obendrauf. Also: tags darauf, das selbe nochmal.
Kurze Zeit später krochen sie aus dem Boden hervor. Die Gamaschen. Stellten mir dämliche Fragen. „Haben sie einen Gewerbeschein?“; „Zahlen sie Umsatzsteuer?“; „Wissen sie, das sie in einem Wohngebiet praktizieren?“; „Haben sie eine Erlaubnis vom Gesundheitsamt?“
Komisch! Wusste gar nicht, worauf man alles achten muss. Dabei kam es mir immer so vor, als wenn es so wenig Gesetze in Deutschland gibt... oder das man sie selbst machen kann...
Wenn ich an den Dicken denke... der mit den schwarzen Kassen,... der das Land um Millionen beschiss. Hat die Spender heut noch nicht genannt. Sie haben lang überlegt ob sie ihn einbuchten sollen. Haben ihn dann doch laufen lassen.
Na gut, Strafe hat er gekriegt. Flog aus dem Bundestag. Muss sich jetzt mit nem Posten als Ehrenvorsitzenden zufrieden geben.
Vielleicht krieg ich ja jetzt auch`n Ehrenvorsitz. ..oder ein Nebengehalt von VW? Immerhin ist meine Bude von denen gebaut. Und die zahlen eh immer gut.
Zurück zum Dicken: Sein Kumpan, der Schmierfinger, sitzt, glaub ich, noch drin. Ist der jetzt nicht sogar hessischer Ministerpräsident?

Schließlich wurden sie abgewählt. Dann kam der Andere. Der mit den Sprüchen. Ich hör ihn noch reden „An meinen Arbeitslosenzahlen wird man mich messen!“
Tun wir! Rekordzahlen hat er geliefert. Alle Achtung.
Wusste damals bloß nicht, das er das so ernst meint.
Die einzigen, die sich heute noch freuen, sind die schmalschnurrbärtigen Seitenscheitelträger. Die, die der Meinung sind es gäbe zuviel Döner in diesem Land.
Find ich gar nicht. Ich esse Döner sehr gern.
...vielleicht hatte der Dicke die schwarze Kohle von denen?!?!
Wird schon seinen Grund haben, warum er die Spender nicht nennt.
Und der Neue? Jetzt isser beleidigt. „Ihr seid so böse zu mir!“ Will nicht mehr regieren. Was ist wohl mit dem kleinen Mann, wenn schon die Großen das Land nicht mehr wollen?
Das einzige, was ihm jetzt noch im Weg steht ist das Grundgesetz. Egal: Das kann man ja ändern.
Bei mir ändert sich nichts. Ich habe wieder einen Job. Den hab ich mir selbst verschafft. Aber ich glaube ich kriege auch Ärger.
Die Staatanwaltschaft ermittelt gegen mich. Angeblich Steuerhinterziehung.
Hätte ein Gewerbe ohne Erlaubnis. Würde keine Steuern dafür zahlen.
So`n Quatsch. Mit mir ist wieder ein Arbeitsloser von der Straße.
Und meinen Freund Henri, auch arbeitslos, hab ich jetzt angestellt. Der liefert die Currywurst aus. Auf seinem Rad. Die ganze Nachbarschaft freut sich darauf.
Wenn das weiter so geht, kauf ich mir endlichj ne Brille mit meinen Gläsern.
Und wenn’s Ärger gibt,... sollen sie mal kommen...
Wenn mir alles zu bunt wird, hab ich immer noch meine Pumpgun.

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