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August 2005
Die Frage
von Karin Mosch

Die beiden Philospohen waren seit Stunden in ihr Streitgespräch vertieft. Keinem gelang es, sein Gegenüber zu überzeugen - denn wie könnte der Tag über die Nacht triumphieren, wo doch die Nacht die lebenswichtige Erholung bringt? Und wie könnte die Nacht über den Tag herrschen, wo doch der Sonnenschein des Tages unsere Nahrung wachsen lässt?
Und wo, wie einer der weisen Männer betonte, doch der Großteil der Lebewesen unserer Erde tags aktiv war?
"Jedoch", wiedersprach ihm sein Kollege, "wäre ein Überleben ohne die Dunkelheit der Nacht unmöglich. Wie viele Tiere gehen erst nach Sonnenuntergang auf Beutejagd?"
"Aber was bedeutet dies für den Menschen?" erwiderte sein Gegenüber. "Die Nacht räumt Platz ein für lichtscheue Gestalten, für Diebe, Einbrecher, Mörder, Gesindel. So ist es in der Geschichte der Welt schon immer gewesen und es wird sich nie ändern."
"Gleichzeitig schützt die Nacht die Opfer." hielt der Andere dagegen. "Sie finden Schutz in der nächtlichen Dunkelheit. Wie kannst du dich am hellichten Tage vor deinem Verfolger verstecken?"
Der Tagbefürworter brachte ein neues Argument vor: "Dafür können wir bei Tage wenigstens besser sehen."
Sein Gesprächspartner schüttelte den Kopf. "Das gilt nicht für alle Lebewesen. Viele Tiere sehen nachts besser. Andere können überhaupt ncht gut sehen und brauchen kein Tageslicht, da sie sich auf ihren Tastsinn oder auf ihr Hörvermögen verlassen. Und was den Menschen angeht - was ist mit einem Blinden? Er sieht nichts und findet sich in der Dunkelheit zurecht - warum sollte er nicht die Nacht wählen, die die anderen Menschen ihm zumindest teilweise angleicht?"
"Doch der blinde Mensch ist eine Ausnahme." ereiferte sich der andere Philosoph. "Wir restlichen Menschen sind hilfloser in der Nacht. Wir fürchten uns mehr, da wir die Gefahren, die möglicherweise auf uns lauern, nicht sehen können.
Der Tag hingegen gibt uns Sicherheit, er lehrt uns Hoffnung und Optimismus. Nach einer Niederlage oder Enttäuschung zeigt der Sonnenaufgang am nächsten Morgen an, dass die Welt sich weiter dreht und dass die harten Zeiten von abgelöst werden. Was kann es Wichtigeres geben im Leben? Nenne mir ein Argument, dass dieses hier übertrumpfen kann und ich bin gerne bereit, dir zuzustimmen, dass die Nacht wichtiger ist als der Tag."
Der andere Philospoph kannte das Argument. Er wusste es, noch bevor sein Kollege seinen Vortrag beendet hatte.
Er sagte: "Die Nacht macht es uns leichter, zu vergessen."
ENDE

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