Das mit 328 Seiten dickste Buch unseres Verlagsprogramms ist die Vampiranthologie "Ganz schön bissig ..." - die 33 besten Geschichten aus 540 Einsendungen.
Gina kannte die Strecke in- und auswendig. Unzählige Male war sie auf dieser Landstraße nach Hause gefahren. Im Vergleich zur Autobahn war es ein Umweg, den sie allerdings gern in Kauf nahm. Rechts und links säumten Felder, Wiesen und Waldstücke die Straße. Sie liebte das! Bis in alle Ewigkeit könnte sie so fahren. Bis in alle Ewigkeit, und noch viel länger.
Die ersten Sterne funkelten eisblau, im Osten schob sich eine riesige Mondscheibe hinter den Tannen hervor.
„Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen,
am Himmel hell und klar.
Der Wald steht schwarz und schweiget
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar …“, sang Gina und warf ihrer Beifahrerin, einer Tramperin, einen auffordernden Blick zu. Doch diese blieb stumm. Also summte Gina nur leise vor sich hin und beschleunigte.
Nun flogen die Bäume vorüber und bald konnte man im Fernlicht einen Hügel erkennen. Den Tumulus, ein Hügelgrab.
„Das ist ein Feenhügel aus grauer Vorzeit, angeblich ein Tor zur Anderswelt, in der es weder Kummer noch Schmerz geben soll“, erläuterte Gina der jungen Frau. „Haben Sie das gewusst?“
Die Anhalterin nickte: „Ja“, antwortete sie einsilbig und schaute auf den Hügel. Als Susanne hatte sie sich Gina vorgestellt. Susanne … soundso.
Aus den Augenwinkeln schielte Gina zu der schweigsamen Gestalt. Warum nur habe ich sie mitgenommen?, bereute sie im Stillen. Wäre ich bloß an ihr vorbeigefahren! ...
Liebe Leserin, lieber Leser,
diese Geschichte gehört zu den Siegergeschichten und erscheint in unserer Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns nicht selbst Konkurrenz machen möchten, indem wir die Geschichte ebenfalls hier komplett veröffentlichen.
Vielen Dank!
Andreas Schröter
Letzte Aktualisierung: 29.06.2006 - 20.58 Uhr Dieser Text enthält 1450 Zeichen.