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September 2005
On the road again
von Thom Delißen

Yap. Das war es wieder einmal.
Port Bou. Das kleine französische Städtchen an der spanischen Grenze.
Wie oft schon war ich hier gestrandet.
Der Weg von dem kleinen Bahnhöfchen durch die Stadt, hinunter zum Strand, der mich, trist und verschmutzt wie immer, begrüßt.
Einmal mehr war ich geflüchtet, den Rucksack geschultert, einfach weg.
Glauben Sie mir, ich bin dazu in der Lage. Habe ich schon oft genug bewiesen.
Kann einfach alles liegen und stehen lassen. Frau, Wohnungsmiete, Schulden, Arbeit, alles das, was in der letzten Zeit irgendwie aufgebaut worden ist.
Hinter mir lassen.
Ein Zugticket nach Paris, genug zu trinken und schon fertig.
Egal, was die anderen sagen.
Und dann lande ich immer wieder in Port Bou.
Da ist auch die Kneipe, klein, gemütlich.
Ich sitze, lausche der Melancholie, trinke.
Dann ein Donnergrollen in der Schenke.
Manuel tritt auf. Riesig, breitschultrig, polternd. Nimmt den Raum in Besitz.
Gesucht, gefunden. Die Zeit vergeht im Gedankenaustausch, der Mensch, die Erde, Philosophie, Anarchie.
Er kommt nirgendwo her, ist einfach da. Spricht Deutsch und schlägt mit mir zusammen die Minuten der Nacht tot. Wir trinken, rauchen bis in die Morgenstunden.
„Auf in die Berge, komm. Wirst sehen, wir werden fliegen!“
Es ist kalt, ein wenig nebelig noch, als wir in die Vorläufer der Pyrenäen hinauf wandern.
Mir steckt die Nacht in den Knochen, ich bin betrunken, müde.
Doch Manuel schreitet flott aus, scheint, auf geheimnisvolle Weise, verbunden mit der kargen Landschaft. Da ist ein langer Abhang, wir queren ihn von der Seite aufwärts zu.
Nach mehr als einer Stunde stehe ich, schweißgebadet, am oberen Ende des steilen Hanges neben Manuel, dem die Anstrengung nicht anzumerken ist.
Er berührt mich an der Schulter.
„Lauf mit mir!“
Ich sehe, wie in einem Traum, dass er los läuft. Riesige Schritte den Berg hinunter.
Ich beobachte, wie er mit jedem Satz höher federt, er scheint nach den Wolken zu greifen.
Ja er fliegt. Er ist kein Mensch mehr. Ein Vogel, halb Dämon, - hat die Schwerkraft aufgehoben. Ich wage den ersten Schritt, zaghaft.
„Lauf!“
Ich höre ihn rufen.
Ich renne los, stoße mich vom Boden ab, springe. Es ist so einfach! Die Luft trägt mich. Berühre den Boden, werde erneut nach vorn geschleudert, höher. Unterstütze das Aufwärts mit rudernden Armen. Brülle, juchze.
Der Himmel dreht sich, Manuel ist verschwunden.
Ein letzter großer, hoher Sprung, höher als alle davor.
Der Hang ist zu Ende, dahinter der Abgrund.
Helles, weißes Licht.
Flüchten, alles einfach hinter sich lassen. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Ich kann das.

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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