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November 2005
Seitensprung
oder
”Du warst heute wieder richtig gut”

von Stefan Schweikert

”Du warst heute wieder richtig gut”, sagte ich und schlug die Bettdecke zur Seite. Babs‘ Konturen waren im Türrahmen zu sehen. Sie zog sich aus und legte sich neben mich. Ich kuschelte mich an ihren Rücken.
Hinterher schlief ich ein.
Als ich erwachte war sie weg. Ich blieb gerne lang im Bett und Babs musste früh zur Arbeit. Es machte mir nichts aus, ich war stolz auf sie. Sie hatte eine verantwortungsvolle Aufgabe, die sie mit Bravour meisterte.
Der Morgen verging, ich spülte das Geschirr, stopfte Wäsche in die Maschine und glotze Mittagsmagazin. Anschließend wollte ich bei ihr vorbei schauen.
Ich wusste nicht, ob es Babs störte, wenn ich sie bei der Arbeit beobachtete. Wir hatten nie darüber gesprochen und sie ließ es sich nicht anmerken, wenn ich da war. Sie war eben ein Profi. Und ich besuchte sie jeden Tag.
Es war alles gut.
Doch eines Tages geschah es. Wie und warum ist mir noch heute ein Rätsel. Zugegeben: Ich war in Eile, aber das ist keine Entschuldigung. Ich blickte in einen Raum, fremd und doch vertraut. Und da war eine andere Frau. Sie war blond und etwas jünger als meine Babs. Ich wollte gehen, doch, obwohl ich wusste, dass die Fremde mich nicht sah, hielt mich ihr Blick gefangen.
”Wo warst du heute?”, fragte Babs, als sie am Abend nach Hause kam. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Babs verlor kein weiteres Wort darüber, doch als ich mich an sie kuscheln wollte, rutschte sie weg.
Etwa eine Woche schaffte ich es, Babs treu zu bleiben, doch der Gedanke an die Andere ließ mich nicht los. Das Ritual war mir vertraut, war das Gleiche wie bei Babs und doch war sie anders, ganz anders. Ich begehrte sie. So stahl ich mich ein weiteres Mal in ihr Zimmer. Sie hieß Ruth. Und ich verfiel ihr.
An diesem Abend kam Babs nicht nach Hause. Ich hatte es geahnt, in ihrem Gewerbe hat man Menschenkenntnis, meine Treulosigkeit musste ein offenes Geheimnis sein.
Ich weinte mich in den Schlaf.
Doch am Morgen hatte ich einen Plan. Ich schnappte meine Kreditkarte und fuhr in das große Einkaufscenter vor den Toren der Stadt.

Heute Abend, wenn es dunkel ist, kurz bevor ich einschlafe, werden sie beide kommen. Babs und Ruth tragen ihre Roben und sind darunter nackt, weil ich das so liebe. Sie werden sich an mich kuscheln und mir Sicherheit geben.
Denn im Wohnzimmer stehen zwei identische Großformatflachbildfernsehgeräte. Ich kann Richterin Barbara Saalbach und das Jugendgericht mit Richterin Ruth Leber gleichzeitig gucken. Keine Seitensprünge mehr, ich bin beiden treu.

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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