Mainhattan Moments
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Susanne Ruitenberg und Julia Breitenöder haben Geschichten geschrieben, die alle etwas mit Frankfurt zu tun haben.
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November 2005
Einmal zuviel
von Robert Scholl

„3,2,1 und los...
Hey Jack, was ist los? Wir sind auf Sendung!“
„Was jetzt schon? Ich dachte...ähm, sorry, HALLO liebe Zuschauer! Willkommen zu einer neuen Folge von „SEITENSPRUNG“, der unglaublichen, einzigartigen, selten erreichten Liebes-Test-Sendung!
Heute bei uns zu Gast...Kelly...hallo Kelly!“
„Hallo Jack!“ „Kelly, du wolltest testen, ob dein Freund Pete dir die Treue hält oder sich noch mit seiner alten Liebe trifft? Das haben wir für dich getan!! Gleich geht es weiter, nach der Werbung.“
„Schnitt!“
Jack hasste seinen Job. Er war es leid, immer den fröhlich, aufgeschlossen, artigen Jungen zu spielen. In Wirklichkeit war er ganz anders. Er lebte sein Leben, so wie es seiner Meinung nach ein Mann in seinem Alter tun muss (*Anmerkung der Regie: 52 Jahre*). Seitensprünge waren für ihn nichts Neues. Er hatte doch nur seine Frau Claudia, um sagen zu können, dass er nicht alleine zu Hause war, dass er jemanden hatte, der für ihn sorgte, ihm das Frühstück ans Bett brachte und seine Klamotten frühmorgens zurecht legte.
„3,2,1, los...“
„Und da sind wir wieder zurück bei „Seitensprung“. Kelly, wir haben also Pete eine Woche lang beobachtet und das Ergebnis möchten wir dir natürlich nicht verschweigen. Vorher solltest du wissen, dass Pete bis jetzt noch nie in dieser Hinsicht aufgefallen ist und... es auch so geblieben ist!“ Ein Raunen (*Anmerkung der Regie: ooouuhhh...*) ging durch das Studio. „ Bis dann Kelly und denken sie immer an unser Motto: Suchst du in der Liebe Klarheit -geh’ zu „Seitensprung“, da erfährst du die Wahrheit! Vielen Dank und auf nimmer Wiedersehen!“
„Schnitt!“
Jack brauchte Abwechslung. Er wollte sich nicht festlegen, er lebte einfach in den Tag hinein. Er zeigte eigentlich nie Mitgefühl mit seinen Gästen und er wunderte sich auch immer wieder, warum gerade er als Moderator dieser Sendung ausgesucht worden war. Vielleicht war es ja seine Bewerbung, die den entscheidenden Impuls gegeben hatte (*Anmerkung der Regie: Junger, verantwortungsvoller, treuer Liebhaber sucht Chance, sich im Fernsehen beweisen zu können. Bitte um eine schnelle Antwort*). Oder aber es war die Tatsache, dass er der einzige Bewerber für eine Senioren –Liebessendung war, deren Sendezeit immer Dienstag um 0:30 Uhr in der Nacht ist.
„3,2,1, los...“
„Und wer ist nun unser nächster Gast? Ah, hallo George!“„ Guten Abend“. „George, sie sind zu mir gekommen, weil“- „ weil ich glaube, dass meine Frau fremdgeht. Ich habe da so eine Vermutung.“ „Und die wäre?“ „Sie kommt immer viel zu spät von ihrer Arbeit nach Hause!“
„Oh George, George, George. Ich denke, da sind ihre Vermutungen berechtigt. Wie auch zuvor haben wir unseren LIEBES -TESTER wieder auf Jagd geschickt und er hat Erstaunliches herausgefunden. Aber wie immer gilt zunächst: D.E.g.e.e.n.d.W.!“ „ Hä, wie bitte?“ „Na das heißt: Das Ergebnis gibt es erst nach der Werbung!“
„Schnitt!“
Claudia ahnte bis jetzt noch nichts von Jacks Doppelleben. Sie war glücklich, dass sie in ihrem Alter noch so einen knackigen Mann abbekommen hatte. Ihr war es egal, ob er nur selten zu Hause war, denn er war ja im Studio, wie sie immer vermutete.
Doch eines Abends, während sie den vorher kaltgestellten Champagner mit zwei schönen Gläsern auf den kleinen Wohnzimmertisch deponierte (*Anmerkung der Regie: 30. Hochzeitstag*), machte sie eine wirklich eigenartige Entdeckung.
Als sie Jack abends zur Tür brachte, um ihn noch einmal zu verabschieden bevor er zur Arbeit ging, viel ihr Blick auf den Wandkalender, der direkt neben der Tür hing. Der kleine rote Plastikrahmen umrahmte einen Mittwoch.
„3,2,1, los...“
„Also, George, jetzt erfahren sie, was ihre Frau immer so nach der Arbeit treibt. Ich muss ihn leider mitteilen, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bestätigt haben. In der letzten Woche hat sich ihre Frau 4x mit einem anderen Mann in seinem Hotelzimmer getroffen. Sie wissen was ich meine!? Ihre Frau geht fremd...sorry, dass ich das so direkt zu ihnen sage. Suchen sie sich eine andere. Die haben sie nicht verdient. Seitensprünge! Sowas gemeines. Treue sollte in jeder Beziehung großgeschrieben werden!“ (*Anmerkung der Regie: Jack fluchte noch einige Minuten weiter, nachdem George mit einem hochroten Kopf schon lange das Studio verlassen hatte*).
„Schnitt!“
Nachdem Claudia das Datum noch ungefähr in 6 weiteren Kalendern überprüft und noch weitere 3 Anrufe getätigt hatte, war sie sich sicher, dass der Plastikrahmen an der richtigen Stelle war und Jack sie vermutlich angelogen hatte. Sie wollte aber die Tatsachen nicht wahrhaben und redete sich deshalb immer ein, dass sich Jack vielleicht geirrt habe. Nachdem man dieses Ereignis aber nicht mehr als einmalig bezeichnen konnte, hatte sie ihren Entschluss gefasst...
„3,2,1,los..."
„So, nun zu unserem nächsten Gast. John! John, mein Kumpel, was ist denn los? Probleme in der Liebe?“ „Ja, ich habe das Gefühl, dass ich betrogen werde!!“ „Oh, sie haben das Gefühl, dass sie betrogen werden? Meine Güte(*Anmerkung der Regie: Bei diesen 2 Worten verdrehte Jack die Augen und grinste*)! „Liebe Zuschauer, wenn ihn nicht zu langweilig ist oder sie noch wach sind, dann bleiben sie auch nach der Werbung dran!!“
„Schnitt!“
Merseyside Hotel, Zimmer 23, bis hier hin war Claudia Jack an einem Mittwoch gefolgt. Es war nicht besonders schwierig, die Verfolgungsjagd aufzunehmen, da Jack sich nicht ein einziges Mal umdrehte, sondern wahrscheinlich nur an seine Affäre dachte, die er gleich sehen und mit der er gleich sehr viel Spaß haben würde. Nach dem sie ihm 5 Minuten Zeit im Zimmer gönnte, schlich sie sich mit kleinen, leisen Schritten an die Tür und legte den Kopf daran. Und was sie da hörte, ließ ihre schlimmsten Befürchtungen wahr werden.
„3,2,1,los...“
„Und hier sind wir wieder zurück. John, leider haben wir keine Ergebnisse gefunden, die dein Misstrauen bestätigen. Also, sei glücklich mit deiner Frau, solange sie noch glücklich mit dir bei so viel Eifersucht ist (*Anmerkung der Regie: Jack und die Crew hatten natürlich Einiges über das Doppelleben von Johns Frau herausgefunden, aber es wäre nicht sinnvoll gewesen, einen von Jacks Seitensprüngen hier in der Sendung zu offenbaren!*).
Also, John, machen sie es gut und lassen sie sich nie wieder blicken.“
„Schnitt!“
Gefühlvolle, lange Stöhngeräusche erfüllten das Zimmer und Claudias Ohr. Sie war wütend. Einfach nur wütend. Sie wollte am liebsten die Tür aufbrechen und Jack jetzt gleich zur Rede stellen. Nach einiger Zeit besann sie sich und nahm einen Platz in der Lobby des Hotels ein, um Jack und seine Partnerin nach der Liebesnacht genau beobachten zu können. Nach ungefähr einer Stunde kam er dann auch, zerzaust und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen stolzierte er die Treppe hinunter und verließ das Hotel, ohne einmal seine Umgebung zu mustern.
„3,2,1,los...“
„Meine lieben Zuschauer, jetzt kommt unser vorletzter Gast, Jane! Hallo Jane!“ „Hi, Jack, alles fit?“ „Und wie, Jane, also nun zu dir. Du hast vor zwei Wochen deinen jetzigen Freund Chris kennen gelernt und traust ihm jetzt schon nicht mehr? Was ist der Grund?“ „Ja, Chris guckt jeder Frau hinterher. Kein Rock ist vor ihm sicher. Ich habe Angst, dass er sich einfach nimmt was er will, wenn ich mal nicht mit ihm zusammen bin, verstehst du das?!“ „ Ja, natürlich! Uns soll ich dir was sagen? Wir haben Chris ganz offen und direkt darauf angesprochen und er hat dir eine Videonachricht hinterlassen, die wir dir jetzt sofort zeigen werden, bitte schön!“ (*Anmerkung der Regie: Chris sagte Jane, dass er keine Beziehung mit ihr haben wolle, da er jetzt im Moment nicht die Zeit und Lust dazu habe. Jane weinte daraufhin bitterlich und rannte aus dem Studio*). „Tja, so kann es bei uns auch ablaufen. Das tut mir wirklich leid für Jane, sie war doch so ein nettes Mädchen.
Wir kommen jetzt gleich zu unserem letzten Gast für heute Abend. Bleiben sie ein letztes Mal dran. Bis gleich!“
„Schnitt!“
„Claudia, meine Liebe, ich bin wieder da! Musste Überstunden machen. Wir haben ein bisschen Probleme im Moment im-...Claudia? Wo bist du?
Claudia?“ Claudia hatte längst die Wohnung verlassen. Keiner wusste wo sie war. Noch nicht mal ihre besten Freunde und Verwandten. Jack suchte wirklich lange nach ihr. Also für seine Verhältnisse lange. Hatte sie was gemerkt? Es konnte eigentlich nicht sein.
Er bequemte sich aufs Sofa und schaltete den 10 Jahre alten Fernseher ein. Nach dem zunächst das übliche Rauschen und Flackern des Bildes vorüber waren, dauerte es nicht mehr lange, bis die Fernbedienung auf den Boden knallte und Jack eingeschlafen war.
Am nächsten Morgen gab es auch keine Spur von Claudia.
„3,2,1,los...“
„Und nun heißt es zum letzten Mal für die heutige Nacht –Willkommen zurück zu „Seitensprung“ - denn jetzt begrüße ich meinen letzten Gast.
Ein herzliches Wollkommen für...Claudia!! Claudia?“

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