Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Die Wahrheit über Dieter Bohlen von Florian Nikolai Yves Kurzmann
Nostalgie - Schöne Erinnerungen an schlechte Zeiten
Er hatte es vollbracht, die erste Zeitmaschine erfunden. Besser gesagt er hatte die ersten beiden erfunden. Er war nicht so ganz sicher ob seine Zeitmaschine mit durch die Zeit reist und so baute er quasi die Zeitmaschine in der Zeitmaschine.
„Nochma Spaziern“, wollte er, in der Nachbarschaft stolz, still und heimlich Triumphieren über seinen Sieg gegen die 4. Dimension, über die Relativitätstheorie, die Physik, über die Zeit und nach einem nackten Polka in dem chaotischen Haus, zog er seinen gutaussehenden Sonntagsbademantel an, der ihm ein bisschen über die Knie ragte, und natürlich die schwarz-weißen Flauschpantoffeln mit Antirutschnoppen, nahm seine Pfeife und verließ mit diesen 3 Einzelstücken, seiner Brille und dem Zippo das Haus.
Eine laue Frühlingsbrise streichelte seine bübisch lächelnden Wangen, das Einzige was jetzt noch fehlte um ihn zu einem Teenager werden zu lassen war eine Spange. Es war ein wechseln zwischen Fletschen und zur Schau-Stellung seiner vom Tabak über die Jahre gelb gefärbten Zähne bis zur nächsten Ecke, wo Janine, seine Nachbarin, die 5 Jahre jünger und lolitahaft lecker war, mit ihren Kindern auf dem vorstädtischen Spielplatz spielte. Er meinte eine Mixtur von Schock und freudiger Erleichterung auf ihrem Gesicht zu erkennen, ihren fast schon verschollen geglaubten Nachbarn, in diesem Aufzug, nach so langen Wochen seiner vollkommenen Systole wieder unter den Lebenden zu wähnen.
Um sein selbstgefällig zufriedenes Halblächeln zu verdecken, machte er eine unnatürliche Bewegung während des Prozesses des sich Platzierens auf eine in Sichtweite des Spielplatzes gelegene Parkbank und steckte daraufhin, die in den Mund gesteckte, Pfeife an. Das 1-meter-lange Messingrohr kühlte den Rauch auf einen angenehmen Grad ab und verstand es, neben der Filtrierung, die Geschmacksknospen des köstlichen Pfeifentabaks fast wie frisch zerplatzt an seinen oralen Rezeptoren zur vollen Blüte zu bringen.
Er hatte alles, die visuelle Attraktion, den geistigen Sieg, den vollendeten Genuss, bloß keine Grenzen und ihm wurde klar, dass er nun alles dürfe. Alles bloß nicht sterben und so streifte er die Ketten der Gesellschaft ab und den Bademantel. Er begann seinen Penis leicht zu massieren und eine Panik unter den Müttern brach aus und sie rannten mit den Kindern davon.
Er war nun bereits in dieser, seiner Welt befreit, befriedet und bald befriedigt.
Er ging nackt nach hause, machte sich ein Butterbrot und Sie werden es mir wahrscheinlich nicht glauben, aber er nahm sich explizit für diesen Vorgang 3 Stunden Zeit. Zeit war für ihn wirklich nicht mehr wichtig. Zeit war nichtig und er war ihr Herr, ihr Gott. Er war Gott.
Erst die läutende Türklingel riss ihn aus seinem traumhaften Zustand. „Polizei!, machen Sie die Tür auf!“ Noch ein bisschen verwirrt machte er die Tür auf, während er darüber nachdachte, dass er jetzt langsam seine Maschine zur Anwendung bringen sollte. Hellwach, geweckt durch das Signalgrün der Polizei, stieß er den Polizeibeamten gegen den Haustürrahmen und zog ihm noch eins mit dem nebenstehenden Regenschirm über. Der 2. Vollzugsbeamte schluckte eine Sekunde und verfolgte ihn dann mit gezogener Pistole quer durchs Haus, bis in die Garage.
Im Polizeibericht stand: „Der nackte Verdächtige wurde bei einem Fluchtversuch mit einem runden Eigenbau ohne Zulassung gestellt. Er rief noch während der Fahrt zum Revier und weitere 5 Stunden leicht debil: „Kein Benzin!?!?“ Er wurde daraufhin aus der Untersuchungshaft entlassen und zur geschlossenen Abteilung in Bremen überwiesen.
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