Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Ich trete durch die schimmernde Wand aus Licht und schließe die Augen. Es sind nur Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fallen, und ihre tiefgoldene Farbe sagt mir, dass sie im Scheiden begriffen sind, aber sie sind so schön und sie garantieren mir ein paar Minuten ungestörten Frieden. Trotzdem gibt es schon jetzt einen Teil in mir, der auf die Stimme wartet.
„He, du...“
Ich werde die Sekunde, in der ich besagte Stimme das erste Mal hörte, wohl nie vergessen können.
„He, du...“
Es ist jetzt ein paar Monate her. Obwohl es erst Anfang Juni war, knallte die Sonne unbarmherzig auf die Köpfe derer, die es nicht vermeiden konnten, das Haus zu verlassen. Straßencafes und Eisdielen waren überfüllt, und in dem verdreckten kleinen Brunnen auf dem Marktplatz tummelten sich kreischende Kinder. Ich gehörte zu den Glücklichen, die sich ein Eckchen im Schatten hatten erkämpfen können. Gerade wollte ich mir den Schweiß von der Stirn wischen und vielleicht die Aufmerksamkeit eines der überlasteten Kellner auf mich lenken, als ich die Worte hörte. Sie erinnerten mich unweigerlich an meine Kindheit, an Sesamstraße und an meinen Bruder.
„He, du...“
Die Antwort „Wer ich?“ lag mir auf den Lippen, aber ich bremste mich im letzten Augenblick. Stattdessen suchte ich den Sprecher, aber da war niemand, jedenfalls niemand, der sich für mich interessierte.
„Hier unten!“ ...
Liebe Leserin, lieber Leser,
diese Geschichte gehört zu den Siegergeschichten und erscheint in unserer Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns nicht selbst Konkurrenz machen möchten, indem wir die Geschichte ebenfalls hier komplett veröffentlichen.
Vielen Dank!
Andreas Schröter
Letzte Aktualisierung: 02.07.2006 - 18.27 Uhr Dieser Text enthält 1399 Zeichen.
