Honigfalter
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März 2006
Die Angst des DĂ€mons vor dem Wörtchen „aber“
von Albertine Sprandel

Neulich erzĂ€hlte mir mein Nachbar, dass er angegriffen wurde. Von einem DĂ€mon. Die Attacke ging schleichend vor sich. Erst erschien immer wieder unaufgefordert ein Fenster auf seinem Bildschirm. Er schloss es und dachte sich nichts weiter. Dann war es aus. Nach der Buchstabenfolge „a b e r“ schaltete sich der Computer ab. Ein Virus, das auf das Wort „aber“ reagierte. Mein Nachbar erzĂ€hlte, seit einem Managerseminar hĂ€tte er sich das Wort „aber“ abgewöhnt. Er vermied es in Briefen, Exposees und Konzepten. Und mein Nachbar schreibt viel. Probieren Sie es aus: schreiben Sie einen Text ohne das Wort „aber“.
Eines Tages wollte mein Nachbar einem entfernten Freund von den VerĂ€nderungen in seinem Leben berichten, seit er dieses Wort gestrichen habe. Und da verwendete er es wieder. Zack. Der Computer schaltete sich ab. Ließ sich nicht wieder hochfahren. Der Techniker nahm das gute StĂŒck mit und legte es in QuarantĂ€ne. Nach drei Tagen in keimfreier Umgebung bekam mein Nachbar sein wichtigstes Werkzeug, seine Verbindung zur Außenwelt, seinen Einkaufswagen und seinen Fernseher zurĂŒck. Mein Nachbar ist sehr modern. Was er alles in einem GerĂ€t vereint hat!

Ich blicke auf den Bildschirm, streiche ĂŒber die Tasten und frage mich, ob mein altmodisches Teil sicher ist. Plötzlich erscheint das Druckerfenster. Bin ich ĂŒber „D“ gehuscht, oder ist das der DĂ€mon?
Ich schließe das Fenster. So angestaubt bin ich auch nicht, dass ich alles ausdrucken muss. Mein Sohn sagt, wer Aktenordner hĂ€lt, ist out. Ich betrachte mein Regal, ein Anbau ist nötig, der letzte Steuerordner passt schon nicht mehr hinein. Ich sollte alle Belege einscannen und im Rechner speichern. Wie schön wĂ€re mein Arbeitszimmer ohne die wandhohen Regale mit den grauen KartonhĂŒlsen.

Ein Signal ertönt. „Sicherheitswarnung. Ein Angriff auf ihren Computer wurde erfolgreich abgewehrt.“
Soll mich das jetzt beruhigen? Immer wieder kann man hören, wie unvollstĂ€ndig die Antivirenprogramme laufen. Wie viele Angriffe wurden nicht abgewehrt und ĂŒberhaupt, wieso wird meine Schreibmaschine angegriffen? Ich lese nur meine Post, google ab und an im Internet. Ich besuche keine Foren, Listen und Chats. Da kommt doch die Gefahr her! Aus diesen Communitys! Obskure virtuelle Gemeinschaften von Leuten, die sich nicht trauen in die weite Welt zu gehen. Reist doch erst einmal in die LĂ€nder, die ihr durch die Internetwolke betrachtet. Traut euch doch in den Moloch New York, in die Gossen Bombays und in die Trockenheit Kretas! Geht in die Kneipe unten am Eck und sprecht mit den Leuten. Redet! Richtig von Angesicht zu Angesicht. Dazu sind sie zu feige, die Jungen oder die jung gebliebenen. Sie wĂ€gen sich in Sicherheit in ihren Technikbuden. Alles Angsthasen. Doch die Gefahr holt euch ĂŒberall. Ha. Wie meinen Nachbar. Ein DĂ€mon.
Mich betrifft das nicht. Wieder hat sich das Druckerfenster geöffnet. Das liegt daran, dass ich so schlampig tippe. Ich schließe das Fenster und beruhige mich. Meine alte Kiste ist nicht betroffen. Aber....

Mein Nachbar gibt mir die Adresse der QuarantĂ€nestation. Ich frage mich ob dieses Virus mutieren und ĂŒber Menschen ĂŒbertragen werden kann. In jedem Fall rate ich Ihnen das Wort „Aber“ nur noch in AnfĂŒhrungszeichen zu verwenden.

Letzte Aktualisierung: 29.06.2006 - 21.54 Uhr
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