Glück ist für jeden etwas anderes. Unter der Herausgeberschaft von Katharina Joanowitsch versuchen unsere Autoren 33 Annäherungen an diesen schwierigen Begriff.
„Sehen Sie, werte Herren Produzenten, das ist meine Erfindung. Der Traum-Projektor.“
Ein Mann mit verfilzter Mähne, in einen schmuddeligen Laborkittel gekleidet, zeigt auf einen grauen Kasten. Lichter blinken unter einem großen Bildschirm, der von Reglern und Knöpfen umrandet ist. „Freundlicherweise hat sich Anna als Testperson zur Verfügung gestellt. Sie ist Kindermädchen. Die haben viel Phantasie.“
Er grinst, humorlos, und geht auf eine junge Frau zu, die mit Lederriemen an einen Stuhl gefesselt ist. Auf dem Kopf trägt sie einen metallisch glänzenden Helm, von dem farbige Drähte in das Gerät laufen. Verzweifeltes „Mmm mmm mmm“ ist aus ihrem geknebelten Mund zu hören, sie sieht voller Panik auf ihren Peiniger.
Aus der Tasche holt dieser eine überdimensionierte Spritze mit einer orangefarbenen Flüssigkeit. Seine Augen funkeln.
„Ich spritze ihr jetzt diese Drogenmischung. Sie fällt in Trance. Ihre Träume erzeugen Gehirnwellen. Die werden in den Computer geleitet, der sie zu Bildern verarbeitet. Sie brauchen keine teuren Drehbuchautoren, Sie notieren einfach, was die Testperson aus ihrem Unterbewusstsein zaubert. Schon haben Sie ohne Aufwand die tollsten Filmideen.“
Die Männer in Nadelstreifenanzügen mit Zigarren in den Händen nicken anerkennend.
Er schiebt den Ärmel von Annas Bluse hoch und jagt ihr die Spritze in die Vene. Das „Mmm“ wird lauter, ihr Blick glasig. Abrupt verstummt sie.
Auf dem Gerät erscheinen Lichtpunkte, sortieren sich zu einem Bild. Anna steht barfuß im Nachthemd auf einer Wiese. Nebelschleier wabern dicht über dem Grund. Am Himmel leuchtet der Vollmond, vereinzelte Wölkchen ziehen davor entlang. Plötzlich heult ein Wolf. Anna zuckt zusammen, rennt los. Immer wieder schaut sie über ihre Schulter, übersieht dabei einen Stein. Sie stolpert und fällt. Bevor sie wieder aufstehen kann, springt eine riesige, schwarze Bestie mit einem Triumphschrei auf ihren Rücken. Der Werwolf beißt Anna den Kop ...
Liebe Leserin, lieber Leser,
diese Geschichte gehört zu den Siegergeschichten und erscheint in unserer Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns nicht selbst Konkurrenz machen möchten, indem wir die Geschichte ebenfalls hier komplett veröffentlichen.
Vielen Dank!
Andreas Schröter
Letzte Aktualisierung: 28.06.2006 - 14.40 Uhr Dieser Text enthält 9187 Zeichen.