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Mai 2006
Ausreise mit Hindernissen
von Melanie Conzelmann

Armin Fischer seufzte erleichtert, als er endlich im Flugzeug saß. Was für eine Hetzerei! Der USA-Aufenthalt war stressig, und die Suche nach einer passenden Wohnung schwierig gewesen.

Dennoch gefiel ihm die zukünftige Heimat seiner Familie, und er freute sich auf das Jahr in den Staaten. Mehr noch fieberte er dem Wiedersehen mit seiner Frau und den Kinder entgegen. Nach zwei einsamen Januar-Wochen im klirrend kalten Wisconsin würden sie ihn in ein paar Stunden am Flughafen in Stuttgart abholen.



Wann ging sein Anschlussflug von Zürich? Armin holte seine Reiseunterlagen hervor, um sie durchzusehen.

Während er hin und her blätterte, hörte er ein Brummen. Der Sitz vibrierte - das Flugzeug war auf dem Weg zur Rollbahn.

Bestürzt hielt er inne. Er starrte auf ein Formular und stöhnte auf.

„Ist Ihnen nicht gut?“, fragte der Mann neben ihm besorgt.

„Wie? Doch, doch! Ich habe gerade bemerkt, dass mein Ausreiseformular am Check-in-Schalter nicht entnommen wurde!“

„Wann wollen sie denn wieder einreisen?“, erkundigte sich sein Sitznachbar.

„In zwei Monaten!“, antwortete Armin verzagt. „Ich werde die Stewardess fragen, was ich tun soll!“

Während er die Flugbegleiterin herbeirief, wurde ihm bewusst, dass das Flugzeug schon auf der Startbahn stand.

Er begann zu schwitzen. Der Stress beschleunigte seinen Herzschlag und ein dünnes Rinnsal lief ihm den Rücken hinunter. Was, wenn man ihm in zwei Monaten die Einreise wegen dieses dummen Wisches verweigerte? Nicht auszudenken, wenn der Beamte ihn mit seiner Familie zurückweisen würde! Er musste wieder einreisen, schließlich begann in acht Wochen sein Arbeitsvertrag bei der amerikanischen Tochtergesellschaft seiner Firma!

Armin rutschte auf seinem Sitz herum. In seinem Kopf arbeitete es wie verrückt.

Endlich erschien die Flugbegleiterin und er schilderte ihr sein Problem.

„Sie haben Glück, aufgrund eines technischen Problems müssen wir zurück zum Terminal. Ich kann das Formular für Sie abgeben.“

Armin atmete auf, als er ihr das Papier aushändigte.

„Danke, das ist sehr nett von Ihnen!“

Kaum hatte sich die Stewardess entfernt, rollte das Flugzeug wieder Richtung Terminal. Obwohl Armin Verspätungen hasste, war ihm ein technisches Problem nie so gelegen gekommen wie heute!



Sie starteten mit einer Stunde Verspätung. Small-Talk mit dem Sitznachbarn vertrieb Armin die Zeit.

Nach dem Abendessen machten es sich beide bequem, um zu dösen. Die leisen Schnarchgeräusche vom Nebensitz schläferten Armin ein.



Er glaubte von einem Dröhnen zu erwachen. Ihm war schlecht, er wusste nicht, wo oben und unten war. Seltsam, er wurde, wie beim Start, von der Fliehkraft in seinen Sitz gedrückt. Es war furchtbar laut. Die Leute schrieen durcheinander. Verwirrt sah Armin sich um. Entsetzen packte ihn, durchbohrte ihn wie eine eiskalte Klinge.

Über den Sitzen baumelten Sauerstoffmasken. Sie tanzten ein groteskes Ballett zu den schrillen Schreien. Die Leute klammerten sich aneinander. Manche zogen Schwimmwesten an, andere stolperten panisch durch die Gänge. Die Flugbegleiter versuchten, das Chaos unter Kontrolle zu bekommen. Sie hatten aber selbst damit zu kämpfen, auf den Füßen zu bleiben.

Armin schaute seinen Sitznachbarn an, der gerade seine Schwimmweste schloss und stellte die Frage, deren Antwort er schon längst wusste:

„Was ist los?“

„Wir stürzen ab, Herr Fischer! Wir stürzen ab! Schnell! Ziehen Sie die Schwimmweste an!“ Er zog die Weste unter Armins Sitz hervor und drückte sie ihm in die Hand. Armin umklammerte sie, grub seine Fingernägel hinein, unfähig sie anzuziehen oder sich irgendwie zu bewegen.

Wir stürzen ab! Ich werde sterben! Meine Familie …

Moment! Woher kennt der Kerl meinen Namen? Den habe ich nie erwähnt! Woher weiß er, wie ich heiße? Die Stewardess hat mich auch nicht mit Namen angesprochen.



Armin rieb verwirrt mit beiden Händen über sein Gesicht, gähnte und öffnete die Augen. So ein Quatsch … Wir stürzen ab, pah! Das Theater mit dem Ausreiseformular hatte ihn mehr geängstigt, als er wahrhaben wollte. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Er lehrte sein Glas Wasser in einem Zug, bestellte sich einen Rotwein und wandte seine Aufmerksamkeit dem Fernseher zu.

Letzte Aktualisierung: 00.00.0000 - 00.00 Uhr
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