Sexlibris
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Dezember 2006
Der falsche Kuss
von Melanie Müller

Ich lernte Christian auf einer großen Hochzeit kennen. Wir tanzten viel zusammen, lachten und unterhielten uns über Gott und die Welt. Wir genossen den Abend und die Nacht und versprachen uns beim Verabschieden ein baldiges Wiedersehen. Dies wurde jedoch sehr schwierig, da wir sehr weit voneinander entfernt lebten. Wir standen im ständigen Kontakt, ich hörte beim Einschlafen seine Stimme durch das Telefon liebe Dinge in mein Ohr flüstern. Ich rannte jeden Tag nach der Arbeit erwartungsvoll zum Briefkasten und war den Tränen nahe, wenn ich keinen Brief vorfand. Als ich einmal abends in einem Funkloch saß, sprach er mir 7 Nachrichten auf die Mailbox. In einer sang er mir sogar ein Lied vor. "Eternal Flame". Es endete mit "...und weiter weiß ich nicht." Kurzum, wir waren beide verrückt nacheinander. Wir konnten uns über Sachen unterhalten, über die man mit niemanden sonst reden würde. Er mochte es bei Regen Auto zu fahren. Er lehnte seinen Kopf dann an die Scheiben und betrachtete die glitzernden Tropfen, die von entgegenkommenden Autos angestrahlt wurden. Ich liebte ihn für die Art, wie er mich „mein Mädchen“ nannte und das er mir von seinen Gefühlen erzählen konnte ohne schwach zu wirken. Er wurde meine große Liebe, obwohl wir uns nicht sehen konnten.

Dann endlich war es so weit. Ich sollte ihn für 10 Tage besuchen. Er und seine Freunde hatten eine Riesen-Begrüßungsparty geplant. Es wurde sehr viel getrunken und ich lernte seine Freunde kennen. Sein bester Freund Tobi, seine Cousins, Tobi’s Freundin, und viele Leute, von denen ich nicht einmal den Namen kannte. Ich lachte viel, noch mehr trank ich. Ich genoss die Aufmerksamkeiten der anderen Männer sehr, anscheinend hatten sie selten eine so aufgeschlossene, hübsche Frau erlebt. Ich fand es aufregend, so viele nette Menschen kennen zu lernen, die mich alle mochten und jeder von Ihnen wollte mich in den Arm nehmen, neben mir sitzen, mir den nächsten Cocktail holen. Auf einmal blickte ich mich suchend nach Chris um. Er war die ganze Zeit bei mir gewesen, wenn ich jetzt auch erkannte, dass er sehr ruhig gewesen war. Ich suchte ihn überall bis ich ihn allein im Garten fand. Er sah traurig aus, fragte mich aber, ob ich mit ihm ein wenig spazieren gehen mochte. Ich bejahte dies und wir liefen über gefrorene Felder bis an ein Flüsschen. Die ganze Zeit über schweig Chris. Erst als wir angekommen waren, nahm er meine Hände und erzählte mir endlich, was los war. Er fühlte sich übergangen. Ich hätte ihm zu wenig Aufmerksamkeit entgegen gebracht, einigen anderen Männern jedoch zu viel. Ich verletzte ihn und das wollte er nicht. Ich war immer noch leicht beschwipst und nahm ihn nicht ernst. Natürlich hatte ich an diesem Abend noch nicht so viel mit ihm geredet, aber ich hatte keinen anderen so lieb und ich war auch mit keinem zu weit gegangen. Es waren alberne Plänkeleien, vielleicht auch ein wenig Flirten, aber doch nichts Ernstes! Und so versicherte ich ihm leichthin, dass ich mich ändern würde. Wir gingen hinein und ich feierte ausgelassen weiter. Chris verschwand ganz von meiner Seite. Als ich völlig übernächtigt einen Platz zum Schlafen suchte, bot mir ein junger Mann, der mir vorher noch nicht aufgefallen war, an, mich neben ihm auf die Coach zu legen. Ohne mir darüber Gedanken zu machen legte ich mich hin und sank in einen erschöpften Schlaf. Ich erwachte, weil ich spürte, wie etwas meinen Arm hochkrabbelte. Ich riss die Augen auf und was ich erblickte, durchzuckte schmerzlich mein Herz. Chris stand im Türrahmen und starrte mich hasserfüllt an. Dann drehte er auf dem Absatz rum und lief davon. Ich schubste die streichelnde Hand von meinem Arm und wollte ihm nachlaufen, fand ihn jedoch nicht. War es das jetzt? Sollte dieses besondere Verhältnis so enden? Ich suchte Christians besten Freund, John. Ich fragte ihn, ob er etwas Zeit für mich hätte und er nahm sie sich natürlich gerne für mich. Wir setzten uns auf Christians Bett, da dass das einzige Zimmer war, wo wir in Ruhe reden konnten. Ich schüttete ihm mein Herz aus und fragte ihn um Rat, wie ich Chris zurück gewinnen könnte. Er kannte ihn natürlich noch besser als ich, deshalb erhoffte ich mir einen Tipp von ihm. Ich wollte meinen Kopf an seine Schulter legen und schaute ihn dabei traurig an. John lächelte beruhigend, beugte seinen Kopf zu mir und küsste mich vorsichtig auf den Mund. Mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf. Zuerst fühlte ich mich ausgenutzt, John wusste, wie verletzt und durcheinander ich war. Danach überkam mich Traurigkeit. Ich stand auf und rannte weg. Ich wollte allein sein, verkroch mich in einer dunklen Ecke. Ich hatte den Ruf, dass jeder mich haben kann. Das war nie meine Absicht. Klar, ich war beliebt und genoss die Aufmerksamkeiten, aber hatte ich so übertrieben??? Sogar der Vertraute von Christ, nutzte mich aus.. Chris! Oh nein, wie musste er gelitten haben, neben der großen Liebe, und doch so unerreichbar.,,

Ich bedankte mich einige Tage später bei John. Er hatte mir gezeigt, weshalb ich nie wieder etwas von meiner großen Liebe hören sollte…

Letzte Aktualisierung: 11.12.2006 - 15.09 Uhr
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