Futter für die Bestie
Futter für die Bestie
Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten-
Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
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März 2007
Olga
von Katharina Joanowitsch

Junisonne wärmte die Graffiti durchkritzelte Häuserschlucht. Eine Windbö mischte die Müllfetzen und durchkämmte meinen Blumenstrauß, den ich schon vom Papier befreit hatte. Pe drückte, seufzend, einen der achtundvierzig Klingelknöpfe. Die Entscheidung mitzukommen war ihm nicht leicht gefallen, wir wussten beide nicht, was uns erwartete. Beim Anblick dieses heruntergekommenen Hochhauses nicht umzukehren, fand ich tapfer. Ich nickte Pe aufmunternd zu und zog die schnarrende Eingangstür auf. Im Treppenhaus herrschte Februar durchdrungen von einem Geruch nach Fleischerladen und Frisör. Der Fahrstuhl war außer Betrieb. Pe schaffte es, seinen zweiten Seufzer volle sechs Stockwerke auszudehnen.
Sie stand bereits in der geöffneten Tür, nestelte gerade ihre Schürzenbänder auf, während sie uns entgegen strahlte, Olga. Ihre kirschkernrunden Augen verschwanden fast hinter ihren prallen Wangen, ihr Mund zeigte zwei Reihen prachtvoll weiße Zähne, ihre Hände ergriffen die Blumen, die unter ihrem überschwänglichen Dank zu schrumpfen schienen. Als sie uns aus dem unbeleuchteten Flurschlauch ins Wohnzimmer schob, umfing uns eine seltsam blaugrüne Atmosphäre. Hätte ich nicht gewusst, dass draußen der schönste Junitag war, ich hätte auf Weihnachten getippt – allerdings im Aquarium. Sämtliche Fenster waren dicht mit hohen Pflanzen verstellt, durch die das Licht nur blinzelte. Ein Rahmen aus schwerem, dunkelgrünem Samt endete dicht über den Blättern, rechts und links der Pflanzen ergoss sich eine Samt-Kaskade von der Decke bis zum Boden. Außerdem hingen künstliche Blumenampeln an der Wand. Olga schritt stolz durch ihr Reich. Während sie mit königlicher Geste auf ihre Schätze wies – die lindgrüne Tapete mit dem Prägemotiv aus Efeuranken; das Sideboard mit den heimatlichen Erinnerungsstücken; den Marienaltar mit dem ewigen Lämpchen; die wuchtige Couchgarnitur aus senffarbenem Leder, auf deren Rand rosettengehäkelte Kissen wie Riesenkonfekt geg ...

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese Geschichte gehört zu den Siegergeschichten und erscheint in unserer Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print. Wir bitten Sie um Verständnis, dass wir uns nicht selbst Konkurrenz machen möchten, indem wir die Geschichte ebenfalls hier komplett veröffentlichen.

Vielen Dank!

Andreas Schröter

Letzte Aktualisierung: 01.04.2007 - 01.18 Uhr
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